Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
ramponierten Ein-Mann-Ornithopter mit erweitertem Treibstoffvorrat mitzunehmen. Diese Dinge waren mehr als genug für einen Menschen wie Kynes, dem jeglicher Luxus fremd war. Er hatte nichts für Statussymbole und nutzlose Feinheiten übrig. Er war ganz auf seine Aufgabe konzentriert, Arrakis zu verstehen.
Nachdem er sich über die vorherrschenden Winde und zu erwartenden Stürme sachkundig gemacht hatte, startete Kynes mit dem Ornithopter in nordöstlicher Richtung, um tiefer in die Berge vorzustoßen, die die Polarregion umgaben. Da die mittleren Breitengrade von glühenden Wüsten dominiert wurden, konzentrierten sich die menschlichen Siedlungen auf das polare Hochland.
Er lenkte den alten Militärthopter, lauschte auf das laute Summen des Motors und das Flattern der Flügel. Aus der Luft und ganz allein: Das war die beste Methode, um sich einen Überblick über das Land zu verschaffen, über die geologischen Muster und Verwerfungen, die Farben des Felsens und die Vertiefungen.
Durch die vom Sand zerkratzten Frontscheiben konnte er ausgetrocknete Rinnen und Schluchten erkennen, die sich zu Schwemmebenen auffächerten, wo es vor Urzeiten zu Überflutungen gekommen war. Manche der Schluchtwände schienen durch Einwirkung von Wasser eingeschnitten zu sein, als hätten Shigadrähte die geologischen Schichten zerteilt. Einmal glaubte er, im fernen Flimmern einer Fata Morgana eine mit glitzerndem Salz überkrustete Fläche zu erkennen, die durchaus ein ausgetrockneter Meeresboden hätte sein können. Doch als er in diese Richtung weiterflog, war nichts mehr zu sehen.
Kynes war mehr und mehr davon überzeugt, dass es auf diesem Planeten einst Wasser gegeben hatte. Sehr viel Wasser. Für einen Planetologen waren die Hinweise unübersehbar. Aber wohin war es verschwunden?
Die Eisvorkommen in den Polarkappen waren kaum erwähnenswert; sie wurden von Wasserhändlern abgebaut und in den Städten zu exorbitanten Preisen verkauft. Auf jeden Fall war es zu wenig Wasser, um die verschwundenen Ozeane und ausgetrockneten Flussläufe zu erklären. War das planetare Wasser irgendwie vernichtet oder fortgeschafft worden ... oder verbarg es sich irgendwo?
Kynes flog weiter und hielt die Augen offen, ständig auf der Suche. Er füllte fleißig seine Notizbücher und schrieb alles nieder, was ihm an interessanten Dingen auffiel. Es würde Jahre dauern, bis er genügend Daten für eine fundierte Abhandlung gesammelt hatte, aber im vergangenen Monat hatte er bereits zwei vorläufige Berichte an den Imperator abgeschickt, nur um zu zeigen, dass er seinen Auftrag erfüllte. Er hatte diese Berichte einem imperialen Kurier und einem Vertreter der Gilde übergeben, in Arrakeen und in Carthag. Aber er hatte natürlich keine Ahnung, ob Elrood oder auch nur seine Berater sie gelesen hatten.
Kynes fühlte sich die meiste Zeit ziemlich hilflos. Seine Karten und Tabellen waren beklagenswert unvollständig oder gar falsch, was ihn sehr verblüffte. Wenn Arrakis die einzige Quelle der Melange war – was diese Welt zu einem der wichtigsten Planeten im ganzen Imperium machte –, warum war die Landschaft dann so nachlässig erkundet worden? Wenn die Raumgilde nur ein paar mehr Satelliten mit hochauflösenden Kameras in den Orbit bringen würde, hätten sich viele der Probleme rasch lösen lassen. Niemand schien eine Antwort darauf zu wissen.
Für einen Planetologen war dieser Punkt jedoch kein Grund zur besonderen Besorgnis. Schließlich war er ein Entdecker, der es gewohnt war, ohne Plan oder Ziel herumzustreifen. Selbst als der Ornithopter zu klappern begann, flog er unbeirrt weiter. Das Ionen-Triebwerk war leistungsstark, und das ramponierte Fluggefährt hielt sich gut in der Luft, selbst in kräftigen Böen und heißen Aufwinden. Er hatte genügend Treibstoff für mehrere Wochen dabei.
Kynes erinnerte sich nur allzugut an die harten Jahre, die er auf Salusa verbracht hatte, während er die Katastrophe zu verstehen versuchte, die den Planeten vor Jahrhunderten verwüstet hatte. Er hatte uralte Bilder gesehen, wusste, wie wunderschön die ehemalige Hauptstadt einmal gewesen war. Aber in seinem Herzen war diese Welt immer die Hölle geblieben, als die er sie kennen gelernt hatte.
Auch hier auf Arrakis war es zu einer epochalen Wende gekommen, aber kein Zeuge und keine Aufzeichnung hatte die lange zurückliegende Katastrophe überdauert. Er glaubte nicht, dass Atomwaffen im Spiel gewesen waren, obwohl eine solche Erklärung nahe lag. Die
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