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Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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geraden Kurs abwich, würde Liet viel Zeit verlieren – und das konnte er sich einfach nicht erlauben.
    Er ritt die ganze Nacht auf dem Monstrum, bis die zitronengelbe Dämmerung den indigofarbenen Himmel und die Sterne zurückdrängte. Er hielt ständig Ausschau nach Patrouillenthoptern der Harkonnens, obwohl er bezweifelte, dass sie sich so weit über den sechzigsten Breitengrad hinauswagten.
    Er ritt noch einige Stunden weiter, doch zum Zeitpunkt der größten Tageshitze erzitterte der riesige Wurm. Er wand sich und wehrte sich dagegen, die Reise fortzusetzen. Er war bereit, vor Erschöpfung einfach aufzugeben. Liet wagte es nicht, ihn weiter zu strapazieren. Ein Wurm konnte zu Tode geritten werden, und das wäre ein sehr schlechtes Zeichen.
    Er steuerte ihn zu einem Felsarchipel. Nachdem er die Haken und Klammern entfernt hatte, sprang er hinunter und brachte sich in Sicherheit, bevor der Wurm erschöpft in den Sand tauchte. Liet rannte zu den niedrigen Felsen, die der einzige dunklere Fleck in einer Monotonie aus Weiß-, Gelb- und Brauntönen waren, eine Barriere zwischen zwei größeren Becken.
    Er kauerte sich unter eine hitzeabweisende Tarndecke und stellte eine Zeitautomatik aus seinem Überlebenssatz ein, ihn nach einer Stunde Schlaf zu wecken. Obwohl seine Instinkte und Sinne wachsam blieben, schlief er tief, um sich zu erholen und neue Kräfte zu sammeln.
    Als er erwachte, kletterte er über die Felsbarriere zum Rand der gewaltigen Habbanya-Erg. Dort stellte Liet seinen zweiten Klopfer auf und rief einen neuen Wurm – einen deutlich kleineren, der aber dennoch ein formidables Ungeheuer war. So kam er auch während des Nachmittags zügig voran.
    In der Abenddämmerung nahmen Liets scharfe Augen eine schwache Verfärbung an den Schattenseite der Dünen wahr, ein blasses Graugrün, wo Gras den Sand durchwachsen und stabilisiert hatte. Fremen hatten das Saatgut ausgebracht und es versorgt. Wenn nur ein Samenkorn von tausend keimte und lange genug lebte, um sich fortzupflanzen, wäre der Fortschritt unaufhaltsam. Dune würde eines Tages wieder ein grüner Planet sein.
    Eingelullt vom hypnotischen Rauschen, mit dem sich der Wurm bewegte, hörte er seinen Vater dozieren: »Wenn wir den Sand verankern, nehmen wir dem Wind seine stärkste Waffe. In manchen Klimazonen dieses Planeten erreicht der Wind keine höhere Geschwindigkeit als hundert Kilometer pro Stunde. In diesen Bereichen herrscht ›minimales Risiko‹, wie wir es definiert haben. Wenn wir die windabgewandte Seite bepflanzen, wachsen die Dünen und schaffen größere Barrieren, wodurch die Zonen mit minimalem Risiko erweitert werden. Auf diese Weise kommen wir unserem Ziel wieder einen kleinen Schritt näher.«
    Liet schüttelte benommen den Kopf. Selbst hier, ganz allein in dieser gewaltigen Ödnis, kann ich der Stimme dieses großen Mannes, seinen Träumen und Vorträgen nicht entfliehen ...
    Doch seine Reise würde noch etliche Stunden beanspruchen. Er hatte noch nichts von Warrick gesehen, aber er wusste, dass es viele Wege durch die Wüste gab. Er schonte weder sich noch den Wurm. Und endlich machte er am fernen Horizont einen flimmernden dunklen Fleck aus: die Habbanya-Erhebung, in der sich die Höhle der Vögel befand.
     
    * * *
     
    Warrick ließ seinen letzten Wurm zurück und sprintete mit erneuerter Tatkraft die Felsen hinauf. Mit Händen und Temag -Stiefeln bestieg er den unmarkierten Pfad. Das Gestein war grünschwarz und ockerrot und von den harten Arrakis-Stürmen verwittert. Der wehende Sand hatte die Klippen abgeschliffen und Löcher und Rillen hinterlassen. Von hier aus konnte er den Höhleneingang nicht erkennen – was durchaus im Sinne der Fremen war, da kein Außenstehender zufällig diesen Ort entdecken sollte.
    Er hatte gute Würmer gerufen und war schnell vorangekommen. Er hatte sich keine Rast gegönnt, da er den starken Drang verspürte, Faroula als Erster zu erreichen, um ihre Hand zu beanspruchen ... aber auch, um seinen Freund Liet auszustechen. Dieser Wettlauf würde eines Tages eine spannende Geschichte für ihre Enkelkinder abgeben. Bereits jetzt wurde zweifellos in den Fremen-Sietches vom großen Wurmrennen gesprochen und wie Faroula anlässlich ihres Ahals zu einem so ungewöhnlichen Wettkampf herausgefordert hatte.
    Warrick kletterte immer höher hinauf, bis er einen Felsvorsprung erreichte. In der Nähe der getarnten Öffnung fand er den schmalen, verwischten Fußabdruck einer Frau. Zweifellos von Faroula. Kein

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