Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
prasselnde Regentropfen gegen die Fensterscheibe trieb. Die Beleuchtung war für die Nacht gedämpft worden. Wankend verließ er den Raum.
    Im Durchgang zum Nachbarzimmer wurde ihm schwindlig, und er musste sich am Türpfosten festhalten. Er blinzelte ein paar Mal, bis er sich hineinwagte. In diesem Zimmer glühten die Leuchtgloben heller, weißer und kälter. Ein dunkler Vorhang, der sich leicht bewegte, teilte den Raum. Die strengen Gerüche nach Chemikalien und künstlich gereinigter Luft drangen ihm in die Nase.
    In seiner Verwirrung dachte er nicht über Konsequenzen oder Folgen nach. Er hatte nur die Gewissheit, dass Victor nicht mehr war. Von den Flammen verzehrt oder durch die Explosion nach draußen gerissen. War es ein Attentat der Harkonnens gegen das Haus Atreides gewesen? Ein Vergeltungsschlag der Tleilaxu gegen Rhombur? Jemand, der versuchen wollte, Letos Erben zu beseitigen?
    Es fiel Leto schwer, unter dem betäubenden Einfluss der Schmerzmittel und im Schock seiner Trauer gründlich über solche Dinge nachzudenken. Er brachte kaum die geistige Energie auf, sich von einem Moment zum nächsten vorzukämpfen. Die Verzweiflung war wie eine nasse Decke, die ihn zu ersticken drohte. Trotz seiner Entschlossenheit war Leto in großer Versuchung, sich einfach in den tiefen, tröstenden Abgrund der Selbstaufgabe fallen zu lassen.
    Ich muss Rhombur finden.
    Er schob den Vorhang zur Seite und trat hindurch. Im gedämpften Licht erkannte er eine sargförmige Lebenserhaltungswanne mit Röhren und Schläuchen. Leto strengte sich an weiterzugehen und verfluchte die Schmerzen, die seine Bewegungen beeinträchtigten. Eine Mechanik pumpte Sauerstoff in die isolierte Kammer, in der Rhombur lag.
    »Herzog Leto!«
    Erschrocken bemerkte er die Frau, die neben den Apparaten stand. Sie trug die Gewänder einer Bene Gesserit, die sie wie dunkle Schatten umhüllten. Tessias Gesicht hatte jede Spur ihres früheren Humors und ihrer Liebenswürdigkeit verloren.
    Er fragte sich, wie lange Rhomburs Konkubine hier schon Wache gehalten hatte. Jessica hatte ihm erzählt, dass die Bene Gesserit Techniken kannten, mit deren Hilfe sie tagelang wach bleiben konnten. Leto erkannte, dass er nicht einmal wusste, wie viel Zeit vergangen war, seit man ihn aus den Trümmern des Cockpits gezogen hatte.
    »Ich ... ich bin gekommen, um Rhombur zu sehen«, sagte er.
    Tessia trat zurück und deutete auf die Kammer. Sie half Leto nicht, als er die letzten Schritte zur Lebenserhaltungseinheit machte. Er musste sich auf der kühlen, metallischen Verkleidung aus Plazchrom abstützen.
    Leto atmete angestrengt und hielt die Augen geschlossen, bis sein Schwindelanfall vorbei war und die Schmerzen ein wenig nachgelassen hatte ... und bis er den Mut gefunden hatte, seinen Freund anzusehen.
    Schließlich öffnete er die Augen. Und schrak entsetzt zurück.
    Von Rhombur Vernius war nur noch ein zerfleischter Kopf, der größte Teil der Wirbelsäule und ein Stück des Brustkorbs übrig. Alles andere – die Gliedmaßen, die Haut, einige Organe – war durch die Gewalt der Explosion weggerissen oder im Feuer verbrannt worden. Zum Glück lag er im Koma. Dies war die blutige Masse gewesen, die er im Cockpit des Drachenschiffs gesehen hatte.
    Leto suchte nach einem angemessenen Gebet aus der O.-K.-Bibel. Seine Mutter hätte auf Anhieb ein passendes Zitat gefunden, auch wenn sie nie damit einverstanden gewesen war, die Vernius-Kinder aufzunehmen. Lady Helena hätte behauptet, dass es eine gerechte Strafe Gottes sein musste, weil Leto es gewagt hatte, den Mitgliedern eines frevlerischen Hauses Asyl zu gewähren.
    Rhombur wurde nur durch die Maschinen am Leben erhalten, die seiner gequälten Seele nicht gestatteten, den Überrest seines Körpers zu verlassen.
    »Warum?«, fragte Leto. »Warum ist es geschehen? Wer hat ihm das angetan? Und Victor. Und mir.«
    Er blickte auf und sah Tessias versteinerte Miene. Offenbar setzte sie ihre gesamten Bene-Gesserit-Fähigkeiten ein, um ihren Schmerz zu unterdrücken.
    Obwohl sie gezielt zur Konkubine ausgebildet worden war, hatte Rhombur sie aufrichtig geliebt. Sie hatten zugelassen, dass sich ihre Beziehung zu voller Blüte entfaltete – anders als Leto und Kailea und anders als seine Eltern, in deren Ehe wirkliche Liebe niemals eine Rolle gespielt hatte.
    »Thufir Hawat und Gurney Halleck halten sich seit Tagen an der Absturzstelle auf«, sagte Tessia. »Sie untersuchen das Wrack, um Hinweise auf die Verantwortlichen zu

Weitere Kostenlose Bücher