Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
und er schwor sich, dass er alles tun würde, damit seinem Sohn kein Leid zugefügt wurde.
Doch der Palast des Imperators hatte den Umfang einer kleinen Stadt, und er war so angelegt, dass er eine Fülle von Verstecken bot. Die Suche schien sinnlos, doch Leto bemühte sich, nicht die Hoffnung zu verlieren.
* * *
Piter de Vries war es gewöhnt, Blut an den Händen zu haben, aber nun fürchtete er wirklich um sein Leben. Er hatte nicht nur das Kind eines Adelshauses entführt, sondern außerdem die Frau des Imperators getötet.
Nun hastete er durch die Korridore und entfernte sich immer weiter von Aniruls Leiche. Seine gestohlene Sardaukar-Uniform war ramponiert und voller Blutflecke. Sein Herz raste, und er hatte Kopfschmerzen, aber trotz seiner intensiven Ausbildung war der Mentat nicht in der Lage, einen vernünftigen Fluchtplan zu entwickeln. Sein Make-up war verschmiert, und die Saphoflecken auf seinen Lippen waren deutlich zu erkennen.
Das Kind, das er immer noch in eine Decke gewickelt bei sich trug, strampelte und schrie gelegentlich, doch die meiste Zeit verhielt es sich erstaunlich ruhig. Im rosafarbenen Gesicht glühten die jungen Augen mit einer seltsamen Intensität, als wüsste der Junge, in welcher Lage er sich befand. Er unterschied sich sehr vom quengeligen und oftmals nervtötenden Feyd-Rautha.
Er wickelte die Decke fester um den winzigen Körper und war einen Moment lang in Versuchung, das Kind einfach zu ersticken. Er riss sich zusammen und huschte geduckt in einen schwach beleuchteten Raum, in dessen Nischen zahlreiche Statuen und Pokale standen. Offenbar war dieses Zimmer von einem lange vergessenen Angehörigen des Hauses Corrino angelegt worden, um die Trophäen ausstellen, die er im Bogenschießen errungen hatte.
De Vries schrak zusammen, als er plötzlich den Umriss einer schwarz gewandeten Frau vor sich sah, die wie ein Todesengel in der Tür erschienen war und ihm den einzigen Fluchtweg versperrte.
»Halt!«, befahl die Ehrwürdige Mutter Gaius Helen Mohiam mit der vollen Kraft der Stimme.
Ihr Kommando lähmte seine Muskeln und ließ ihn reglos innehalten. Mohiam glitt in das Trophäenzimmer, und im diffusen Licht schien ihr Zorn wie ein wildes Feuer zu brennen. »Piter de Vries«, sagte sie, als sie unter dem verschmierten Make-up seine Gesichtszüge erkannte. »Dachte ich es mir doch, dass die Harkonnens wieder die Hände im Spiel haben.«
Er kämpfte gegen den unsichtbaren Bann ihres Befehls und dachte fieberhaft nach. »Kommen Sie nicht näher, Hexe«, warnte er sie mit zusammengebissenen Zähnen, »sonst töte ich das Kind.« Es gelang ihm, die Arme anzuspannen und einen Teil seiner Körperbeherrschung zurückzugewinnen, doch sie konnte ihn jederzeit mit einem weiteren Befehl erneut paralysieren.
De Vries wusste, dass die Bene Gesserit ausgezeichnete Kämpferinnen waren. Er hatte sich soeben ein Duell mit der Gattin des Imperators geliefert und war überrascht gewesen, dass er sich gegen sie durchsetzen konnte. Doch Anirul war durch eine Krankheit geschwächt gewesen, was ihm einen entscheidenden Vorteil verschafft hatte. Mohiam war in jedem Fall eine gefährlichere Gegnerin.
»Wenn Sie das Baby töten, werden Sie im nächsten Moment sterben«, sagte sie.
»Sie wollen mich ohnehin töten. Das sehe ich Ihren Augen an.« De Vries kam ihr trotzig einen kleinen Schritt entgegen, um zu demonstrieren, dass er die Macht ihrer Stimme überwunden hatte. »Was sollte mich daran hindern, den Erben des Herzogs zu ermorden und dem Haus Atreides neues Leid zuzufügen?«
Er machte einen zweiten Schritt und drückte das Kind wie einen Schild an die Brust. Nur ein kurzer Ruck, und das zarte Genick wäre gebrochen. Auch mit ihren schnellen Reflexen würde Mohiam nicht rechtzeitig eingreifen können.
Er musste nur irgendwie an ihr vorbeikommen und diesen Raum durch die Tür verlassen – dann konnte er rennen. Selbst mit einem Kind in den Armen würden seine Beine ihn schneller in Sicherheit bringen, als diese Frau jemals laufen konnte. Es sei denn, sie verbarg eine Waffe unter ihrem Gewand, keine vergiftete Nadel, sondern etwas, das sie nach ihm werfen oder mit dem sie auf ihn schießen konnte. Er musste irgendetwas versuchen ...
»Dieses Kind besitzt eine große Bedeutung für die Bene Gesserit, nicht wahr?«, sagte de Vries und wagte einen weiteren Schritt. »Offensichtlich gehört es zu einem Zuchtplan.« Der Mentat wartete ab, ob in ihrem Gesicht ein Muskel zuckte, doch er sah
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