Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
persönlich einen Blick darauf zu werfen, aber er konnte die fremdartigen Zeichen nicht entziffern. »Das verstehe ich nicht. Bist du Anirul überhaupt schon einmal begegnet? Warum sollte ihr etwas daran liegen, dass du unser Baby im Palast zur Welt bringst? Versucht Shaddam, einen Atreides-Erben als Geisel in seine Gewalt zu bringen?«
Jessica las die Botschaft noch einmal durch, als wären irgendwo darin die Antworten auf diese Fragen verborgen. »Ich verstehe es auch nicht. Wirklich, mein Herzog.«
Leto gefiel dieser Befehl ganz und gar nicht, und vor allem beunruhigte ihn, dass er diese Angelegenheit weder verstand noch beeinflussen konnte. »Erwartet man, dass ich all meinen Verpflichtungen entsage und dich nach Kaitain begleite? Ich habe sehr viel zu tun.«
»Ich ... glaube, die Aufforderung ist ausschließlich an mich gerichtet.«
Verdutzt schaute er sie mit blitzenden grauen Augen an. »Aber du kannst mich nicht einfach allein lassen! Was ist mit unserem Kind?«
»Ich kann diese Einladung nicht ablehnen. Lady Anirul ist nicht nur die Gattin des Imperators, sondern außerdem eine sehr mächtige Bene Gesserit.« Und sie ist von Verborgenem Rang.
»Ihr Bene Gesserit scheint stets euer eigenes Süppchen zu kochen.« Die Schwestern hatten Leto in der Vergangenheit häufig geholfen, aber er hatte nie den Grund dafür erfahren. Mit finsterer Miene starrte er auf die geheimnisvolle Botschaft, die Jessica in den schlanken Händen hielt. »Ist es ein Befehl der Bene Gesserit oder eine Intrige von Shaddam? Könnte es etwas mit meinem Überfall auf Beakkal zu tun haben?«
Jessica nahm seine Hand. »Ich kenne die Antworten auf deine Fragen nicht. Ich weiß nur, dass ich dich schrecklich vermissen werde.«
Der Herzog hatte das Gefühl, ihm würde die Kehle zugeschnürt. Da er kein Wort mehr herausbrachte, nahm er stattdessen Jessica in die Arme und drückte sie fest an sich.
18
Die Tatsache, dass jede Familie des Imperiums ihre Atomwaffen dazu verwenden könnte, die Hauptwelten von mindestens fünfzig Großen Häusern zu vernichten, muss uns keine übermäßige Sorge bereiten. Damit können wir leben. Wenn wir stark genug bleiben.
Imperator Fondil III.
Angesichts der Bedeutung des Tages hatte Shaddam IV. angeordnet, dass der Goldene Löwenthron in den opulenten Imperialen Audienzsaal zurückgebracht wurde. In seiner scharlachroten Robe nahm er auf dem schweren Block aus geschliffenem Kristall Platz und fühlte sich wie ein wahrer Herrscher, als er sich die Reaktion des Landsraads vorstellte.
Jetzt wissen die aufsässigen Häuser, dass sie gut daran tun, mich nicht zu ignorieren.
Hinter den großen Türen, die in den riesigen Raum führten, hörte er das Murmeln der ungeduldigen Repräsentanten, die man herbestellt hatte. Er konnte es kaum erwarten, ihre Gesichter zu sehen, wenn sie erfuhren, was er auf Zanovar getan hatte.
Die Pomade ließ Shaddams rotes Haar im Schein der Leuchtgloben glänzen. Er nahm einen tiefen Schluck Gewürzkaffee aus einer dünnen Porzellantasse und betrachtete die kunstvollen handgemalten Muster auf der Oberfläche. Auch diese kostbare Tasse würde zerstört werden, genauso wie alles auf Zanovar. Er legte sein gepudertes Gesicht in furchteinflößende Falten. Heute würde er nicht lächeln, auch wenn er sich selten zuvor so zufrieden gefühlt hatte.
Aus einem der geheimen Korridore trat Lady Anirul in den Audienzsaal. Sie hatte den Kopf hoch erhoben und ging direkt auf den Thron zu, ohne sich durch das imperiale Dekor beeindrucken zu lassen. Shaddam fluchte leise, weil er nicht die Voraussicht besessen hatte, sämtliche Eingänge zum Saal zu versperren. Über diesen Punkt würde er noch einmal mit Kammerherr Ridondo reden müssen.
»Mein Ehemann und Imperator.« Anirul blieb am Fuß des legendären Throns stehen und blickte zu ihm auf. »Bevor Sie beginnen, muss ich etwas Wichtiges mit Ihnen besprechen.« Aniruls bronzefarbenes Haar war tadellos frisiert und wurde durch eine goldene Klammer zusammengehalten. »Wissen Sie um die Bedeutung des aktuellen Jahres?«
Shaddam fragte sich, was die Bene Gesserit schon wieder hinter seinem Rücken ausgeheckt haben mochten. »Nun, wir schreiben das Jahr 10 175. Wenn du nicht in der Lage bist, einen Imperialen Kalender zu konsultieren, hätte einer meiner Höflinge dich bestimmt gerne über das aktuelle Datum informiert. Jetzt lass mich in Frieden. Ich habe eine wichtige Botschaft zu verkünden.«
Anirul rührte sich nicht von
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