Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
wussten etwas Entscheidendes über seine Arbeit.
»Wir haben uns sehr weit vom Hauptkomplex entfernt«, sagte der eher stille Erfinder namens Haloa Rund. Während die Suspensorgondel immer tiefer ging, wurde ihm bewusst, dass sie sich an einem sehr abgelegenen Ort befanden. Hier gab es kaum Gebäude und keine erkennbare Bergbautechnik. »Ich verstehe nicht, wozu Sie so weit draußen Energiesysteme einsetzen wollen.«
Rund hatte eine Zeit lang – ohne Erfolg – an der Mentatenschule studiert, aber er bildete sich immer noch viel auf seinen analytischen Verstand ein. Außerdem war er ein Neffe von Graf Ilban Richese und hatte seine Beziehungen genutzt, um Gelder für exzentrische Projekte aufzutreiben, die von allen anderen Stellen abgelehnt worden wären. Sein Onkel hatte stets ein offenes Ohr für die Wünsche seiner Familienangehörigen.
»Unten wartet die Mutter Oberin«, antwortete Cristane, als wären damit alle Unklarheiten aus der Welt geschafft. »Wir haben ein Problem, das Sie für uns lösen sollen.«
Kurz nach ihrem Eintreffen hatten sie einen Rundgang durch den Komplex der Mütterschule gemacht, und Runds Kollegen waren von der Anlage begeistert gewesen, von den Obstgärten und den Stuckgebäuden mit den Dächern aus Terrakottaziegeln. Nur wenige Männer erhielten jemals die Erlaubnis, Wallach IX zu besuchen, und wie Touristen hatten sie gierig jedes Detail aufgenommen und waren den Schwestern überallhin gefolgt.
Die Suspensorgondel erreichte den Boden des Steinbruchs, wo die Männer ausstiegen und sich umsahen. Der Wind war schneidend kalt. Rundum erhoben sich die terrassenförmigen Felswände und vermittelten das Gefühl, sich in einem riesigen Stadion zu befinden.
Das Wrack des fremdartigen Schiffs war mit Elektroplanen abgedeckt, aber die Umrisse waren im abendlichen Sonnenlicht noch gut zu erkennen. Die Mutter Oberin Harishka und mehrere schwarz gekleidete Schwestern standen neben dem Schiff. Die Erfinder von Richese kamen neugierig näher.
»Was ist das? Ein kleiner Erkundungsjäger?« Talis Balt war ein kahlköpfiger Intellektueller, der komplizierte Gleichungen im Kopf lösen konnte. »Meines Wissens verfügt die Schwesternschaft nicht über nennenswerte militärische Ausrüstung. Zu welchem Zweck haben Sie ...«
»Es gehört uns nicht«, entgegnete Cristane. »Wir wurden angegriffen, aber es gelang uns, das Schiff zu zerstören. Es war offenbar mit einem neuartigen Schutzschirm ausgestattet, der es für menschliche Augen sowie technische Spürgeräte unsichtbar macht.«
»Unmöglich«, sagte Flinto Kinnis, der Bürokrat unter den dreien. Obwohl er nur ein mittelmäßiger Wissenschaftler war, hatte er sehr erfolgreiche Forschungsgruppen geleitet.
»Nichts ist unmöglich«, warf Haloa Rund streng ein. »Der erste Schritt zu einer Erfindung besteht in der Erkenntnis, dass ein bestimmtes Ziel erreicht werden kann. Alles weitere sind dann nur noch Detailfragen.«
Die Ehrwürdige Mutter Cienna drückte eine Taste auf einer Fernbedienung, worauf sich die Ecke einer Elektroplane zurückzog. Darunter kam der zerkratzte Rumpf eines kleinen Kampfjägers zum Vorschein. »Wir haben Grund zur Annahme, dass diese Technik von einem richesischen Wissenschaftler namens Tenu Chobyn entwickelt wurde, einer Person, die Ihnen allen bekannt ist. Die Bene Gesserit sind sehr daran interessiert, zu erfahren, ob Sie weitere Informationen über seine Arbeit besitzen.«
Haloa Rund und Talis Balt näherten sich dem Wrack, fasziniert von diesem technischen Geheimnis. Flinto Kinnis jedoch blieb misstrauisch. »Chobyn ist aus unserem Korona-Orbitallabor desertiert. Er wurde zum Verräter und nahm vertrauliche Informationen mit. Warum fragen Sie ihn nicht danach?«
»Wir glauben, dass er tot ist«, sagte Cristane.
Kinnis' Missfallen über Chobyns Verrat verwandelte sich in Verblüffung.
Haloa Rund wandte sich der Mutter Oberin zu. »Offensichtlich handelt es sich um ein gefährliches Geheimnis. Warum zeigen Sie es uns?« Er runzelte die Stirn. Die Vorstellung, neue Erkenntnisse aus der Untersuchung des Wracks gewinnen zu können, faszinierte ihn, aber gleichzeitig empfand er ein starkes Unbehagen. Hier draußen gab es keine Zeugen, und niemand konnte vorhersagen, was die Schwestern im Schilde führen mochten. Aber Rund war der Neffe von Graf Richese, und man wusste von seiner Reise nach Wallach IX. Die Bene Gesserit würden es nicht wagen, ihm oder seinen Begleitern etwas anzutun ... so hoffte er
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