Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
vergrößerten Gehirn im Elektrafluid auf den ausgezehrt wirkenden Mönch. »Was will er von mir?«
»Eklo möchte Ihnen von früheren gescheiterten Revolten der Menschen erzählen.« Er legte eine Hand auf den Konservierungsbehälter und strich über die glatte Oberfläche, als wollte er Vibrationen ertasten. »Haben Sie je von den Hrethgir-Rebellionen gehört?«
Iblis blickte sich verstohlen um. Er konnte kein Wächterauge von Omnius erkennen. »Solche Geschichtskenntnisse sind Sklaven nicht erlaubt, nicht einmal einem Vorarbeiter in meiner hohen Stellung.«
Der Sekundant beugte sich vor, die Kapuze tief in die Stirn gezogen. Er sprach von Dingen, die er erfahren hatte, ohne direkten Kontakt mit dem Elektrafluid und den Gedanken des Kogitors aufzunehmen. »Es kam zu blutigen Aufständen, nachdem die Titanen sich zu Cymeks konvertiert hatten, aber noch vor dem Erwachen Omnius'. Als sie sich unsterblich fühlten, legten die Titanen eine extreme Brutalität an den Tag. Insbesondere der Titan Ajax, der die überlebenden Menschen so schwer quälte, dass seine Partnerin Hekate ihn verließ und spurlos verschwand.«
»Ajax hat sich im Verlauf der Jahrhunderte nicht sehr geändert«, sagte Iblis.
Aquims gerötete Augen glühten. Eklos Gehirn zitterte in der Nährlösung. »Wegen seiner Brutalität entschieden sich die unterdrückten Menschen zum Aufstand, hauptsächlich auf Walgis, doch die Unruhen griffen auf Corrin und Richese über. Die Sklaven erhoben sich und vernichteten zwei der ursprünglichen Titanen, Alexander und Tamerlan. Die Cymeks reagierten darauf mit noch härterem Durchgreifen. Ajax fand besondere Freude daran, Walgis zu isolieren und dann systematisch jedes menschliche Wesen, das dort lebte, zu eliminieren. Milliarden wurden abgeschlachtet.«
Iblis dachte angestrengt nach. Dieser Kogitor war den weiten Weg aus seinem hohen Turm gekommen, um ihn zu besuchen. Die Tragweite dieser Geste erschütterte ihn. »Wollen Sie mir damit sagen, dass eine Revolte gegen die Maschinen möglich oder zum Scheitern verurteilt ist?«
Der große Mönch griff mit einer rauen Hand nach Iblis' Arm. »Eklo wird es Ihnen selbst sagen.«
Iblis verspürte Unbehagen, doch bevor er sich wehren konnte, hatte Aquim die Fingerspitzen des Vorarbeiters ins zähe Elektrafluid getaucht, in dem das uralte Gehirn des Kogitors schwamm. Die Flüssigkeit fühlte sich für Iblis zunächst eiskalt und dann heiß an. Seine Hand kribbelte, als würden tausend winzige Spinnen über seine Haut krabbeln.
Plötzlich konnte er Gedanken, Worte und Eindrücke spüren, die von Eklo direkt in seinen Geist flossen. »Die Revolte scheiterte, aber es war ein ruhmreicher Versuch!«
Iblis empfing eine weitere Botschaft, diesmal ohne Worte, aber dennoch mit Bedeutung, wie in einer Epiphanie. Es war, als hätte sich ihm die Majestät des Universums geöffnet. Es war so vieles, das er bisher nicht verstanden hatte ... so vieles, das Omnius den Sklaven vorenthielt. Er fühlte eine tiefe Ruhe und tauchte die Hand noch weiter in die Flüssigkeit. Seine Fingerspitzen berührten ganz leicht das Hirngewebe des Kogitors.
»Du bist nicht allein.« Eklos Worte hallten durch seinen Kopf. »Ich kann dir helfen. Aquim kann dir helfen.«
Eine Weile blickte Iblis auf den Horizont, wo die goldene Sonne aufging und ihr Licht auf die versklavte Erde warf. Nun betrachtete er die Geschichte der gescheiterten Revolution nicht mehr als Warnung, sondern als Zeichen der Hoffnung. Ein besser organisierter Aufstand könnte Erfolg haben, wenn er vernünftig geplant wurde. Und wenn es einen geeigneten Anführer gab.
Iblis, der in seinem bisherigen Leben keinen tieferen Sinn und keine Bedeutung gesehen hatte, der lediglich den Luxus seiner Stellung als Trustee der Maschinen genossen hatte, empfand nun einen tief sitzenden Zorn. Die Offenbarung erfüllte sein Herz mit Leidenschaft. Der Mönch in seiner Semuta-Trance schien dasselbe zu spüren.
»Unmöglich ist nichts«, sagte Eklo.
Erstaunt zog Iblis die Hand aus dem energiegeladenen Fluid zurück und starrte auf seine Finger. Der große Mönch hob den Gehirnbehälter des Kogitors und versiegelte ihn. Er drückte den Zylinder an die Brust und machte sich zu Fuß auf den Rückweg in die Berge, während Iblis noch unter den Visionen taumelte, die seine Seele überflutet hatten.
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Der Glaube an eine »intelligente« Maschine erzeugt Desinformation und Ignoranz. Ungeprüfte Mutmaßungen kursieren. Entscheidende Fragen werden
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