Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
aufzuhelfen. Damit war der Tatbestand dreier strafbarer Verletzungen der Arbeitspflicht erfüllt: zweimal durch körperliches Versagen und einmal durch unzulässige Hilfeleistung. Die Gründe spielten keine Rolle.
Erasmus hatte bemerkt, dass die Sklaven zunehmend unruhig wurden, wenn er ihre Vergehen nicht unverzüglich bestrafte. Es amüsierte ihn zu beobachten, wie die Hoffnung und Angst unter ihnen größer wurden, bis die Unruhe dazu führte, dass sie noch mehr Fehler machten. Die Menschen verhielten sich auf Corrin genauso wie auf der Erde, und er war froh, dass er seine Experimente und Studien ohne Unterbrechung fortsetzen konnte.
Er drückte auf einen Knopf, worauf automatische Waffen wahllos in die Umzäunung feuerten. Dutzende von Sklaven wurden getötet oder verletzt. Verwirrt und verängstigt versuchten die Überlebenden zu entkommen, aber nirgendwo gab es Deckung. Die Zäune waren hoch und standen unter Strom. Einige Gefangene schoben ihre Kameraden nach vorn, um sich zu schützen, während sich andere tot stellten oder unter Leichen versteckten. Erasmus setzte das Feuer fort, aber nun achtete er darauf, dass niemand mehr getroffen wurde.
Ja, es befriedigte ihn, seine Forschungen weiterführen zu können. Es gab noch so viel zu lernen.
Eine Stunde lang schwiegen die Waffen, und die Menschen bewegten sich wieder, aber wesentlich vorsichtiger als zuvor. Sie trugen die Leichen beiseite und kauerten sich dicht gedrängt zusammen. Sie hatten keine Ahnung, was vor sich ging. Einige zeigten offen ihre Wut. Sie fluchten in Richtung der automatischen Waffen und reckten die Fäuste. Erasmus zielte sehr genau und schoss ihnen die Arme ab, einen nach dem anderen. Dann beobachtete er, wie sich die Opfer am Boden wanden. Selbst die tapfersten Menschen konnten zu heulenden und lallenden Idioten werden.
»Wie ich sehe, beschäftigst du dich wieder mit deinen Spielzeugen«, sagte der Corrin-Omnius von einem Bildschirm links von Erasmus im Glockenturm.
»Alles, was ich tue, geschieht zu einem bestimmten Zweck«, erwiderte Erasmus. »Ich lerne ständig dazu.«
Der Corrin-Omnius wusste nicht, wie sehr sich sein Gegenstück auf der Erde bei der Wette mit dem Roboter getäuscht hatte. Erasmus war eine bedeutende Lektion erteilt worden, als er unabsichtlich einen Flächenbrand der Revolution ausgelöst hatte. Aber die Daten hatten gleichzeitig eine ganze Menge neuer Fragen aufgeworfen. Er wollte nicht, dass der Allgeist einen großmaßstäblichen Ausrottungskrieg startete und einen Genozid an allen menschlichen Sklaven auf den Synchronisierten Welten beging – selbst wenn er zu diesem Zweck bestimmte Informationen für sich behalten musste.
Selbst wenn er zu diesem Zweck lügen musste.
Eine faszinierende Vorstellung. Erasmus war es nicht gewöhnt, in solchen Begriffen zu denken.
Das Haupttor schwang auf, und Roboterwachen brachten die Toten und Verletzten fort, bevor sie eine neue Gruppe von Sklaven in die Umzäunung trieben. Einer der Neuankömmlinge, ein großer blasshäutiger Mann, wirbelte abrupt herum und attackierte den nächsten Roboter. Er griff nach dessen Strukturfasern und versuchte die geschützten neurelektrischen Schaltkreise zu beschädigen. Er riss sich die Finger blutig, als er eine Versiegelung zerbrach und eine Hand voll Mobilitätskomponenten packte, wodurch die Maschine ins Wanken geriet. Zwei andere Roboter stürzten sich auf den Mann, und in einer makabren Imitation des Sklaven schlug einer seine stählernen Finger in die Brust des Menschen und riss ihm das Herz heraus.
»Sie sind nicht mehr als dumme Tiere«, sagte Omnius abschätzig.
»Tiere sind nicht zu Intrigen und Täuschungen in der Lage«, sagte Erasmus. »Diese Sklaven scheinen sich nicht mehr ohne weiteres in ihr Schicksal zu ergeben. Ich erkenne die Saat der Rebellion, sogar hier.«
»Auf Corrin hätte eine Revolte niemals Erfolg«, sagte Omnius' Stimme.
»Man kann nie alles wissen, mein lieber Omnius – nicht einmal du. Und das ist der Grund, warum wir uns für immer unsere Neugier bewahren müssen. Ich kann zwar das Verhalten von Massen bis zu einem gewissen Grad vorhersagen, aber nicht, was ein bestimmter Mensch im nächsten Augenblick tun könnte. Das ist eine ganz besondere Herausforderung.«
»Es ist völlig offensichtlich, dass Menschen eine einzige Ansammlung von Widersprüchen darstellen. Kein Modell kann ihr Verhalten zuverlässig vorhersagen.«
Erasmus blickte auf die Sklavenbaracken hinunter. »Trotzdem sind sie
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