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Dune Legenden 01 - Butlers Djihad

Dune Legenden 01 - Butlers Djihad

Titel: Dune Legenden 01 - Butlers Djihad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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mit dem platingrauen Hautfilm und die Glattheit seines Spiegelgesichts, das er mimisch verformen konnte. Aber er sah keinen Sinn darin, sich auf Hässlichkeit zu verlegen, nur um den Schönheitsidealen eines Feindes zu trotzen.
    Wie konnte ein Computergeist, der sich über Hunderte von Planeten erstreckte, auch nur den Hauch von Engstirnigkeit entwickeln? Für Erasmus, der in ausgiebigen Kontemplationen ein objektives und gereiftes Verständnis erlangt hatte, deutete Omnius' Haltung auf einen Mangel an gründlicher Überlegung hin.
    Er gab einen seufzenden Laut von sich, den er sich von Menschen abgeschaut hatte, und übermittelte einen Gedankenbefehl, der bewirkte, dass sich Projektionsschirme über die Fenster des Glockenturms schoben. Gemäß seiner Stimmung ließ er sich künstliche idyllische Landschaften anderer Planeten zeigen. Sie waren so friedlich und beruhigend.
    Dann trat er vor einen Kleidungsautomaten, wählte ein Muster aus und wartete, während das gewünschte Gewand für ihn angefertigt wurde. Der traditionelle Kittel eines Malers. Als das Kleidungsstück bereit war, zog er es sich über den schlanken Körper und ging zu einer Staffelei, wo er sich bereits eine leere Leinwand, eine Palette mit Farben und feine Pinsel zurechtgelegt hatte.
    Ein Gedanke genügte, um die Projektion zu vergrößerten Abbildungen berühmter Kunstwerke wechseln zu lassen. Jedes Fenster zeigte nun einen anderen großen Meister. Er wählte »Hütten in Cordeville« aus, das ein antiker Künstler der Erde namens Vincent van Gogh geschaffen hatte. Es war ein kühner, farbenfroher Entwurf, jedoch ohne Feinheit ausgeführt. Die Linienführung wirkte unbeholfen, und die dicken Pigmentkleckse und verschmierten Farben hatten etwas Kindliches. Doch als er das Gemälde als Ganzes betrachtete, schien es eine urtümliche Energie auszustrahlen, eine undefinierbare primitive Kraft.
    Nachdem er sich eine Zeit lang darauf konzentriert hatte, glaubte Erasmus, ein gewisses Verständnis für van Goghs Technik gewonnen zu haben. Aber auf die Frage, warum jemand ein solches Bild geschaffen hatte, fand er keine Antwort.
    Obwohl er nie zuvor gemalt hatte, fertigte er eine exakte Kopie des Kunstwerks an. Er benutzte die gleichen Pigmente und imitierte jeden Pinselstrich. Als er fertig war, musterte Erasmus sein Werk. »Die Kopie ist das aufrichtigste Kompliment.«
    Der nächste Wandbildschirm erstrahlte in blassgrauem Licht. Omnius hatte ihn beobachtet, wie immer. Erasmus würde zweifellos seine Aktivitäten rechtfertigen müssen, da der Allgeist nie verstehen würde, was den unabhängigen Roboter bewegte.
    Erneut musterte er das Gemälde. Warum war es so schwierig, Kreativität zu verstehen? Sollte er einfach ein paar Komponenten nach zufälligem Muster verändern, um ein eigenständiges Kunstwerk zu schaffen? Als sich der Roboter überzeugt hatte, dass das Bild fehlerfrei war, dass er nirgendwo von den Vorgaben abgewichen war, wartete er auf eine plötzliche Erkenntnis.
    Langsam verstand er, dass dieses von ihm geschaffene Werk keine Kunst im eigentlichen Sinne war. Eine Druckerpresse war genauso wenig künstlerisch tätig, wenn sie Literatur vervielfältigte. Er hatte die antike Komposition lediglich in allen Details kopiert. Er hatte nichts hinzugefügt, hatte nichts Neues geschaffen. Und er brannte darauf, den Unterschied zu verstehen.
    Frustriert versuchte Erasmus es mit einem anderen Ansatz. Mit unerbittlicher Stimme rief er drei Sklaven herbei und befahl ihnen, seine Malerausrüstung in eins seiner Labors zu tragen. »Ich beabsichtige, ein neues Kunstwerk zu schaffen, meine eigene Kreation. Ein Stillleben sozusagen. Ihr drei werdet einen bedeutenden Anteil am Schaffensprozess haben. Freut euch über diese Auszeichnung.«
    In der sterilen Umgebung des Labors und mit Hilfe seiner persönlichen Roboterwachen nahm Erasmus nun eine Vivisektion der drei Sklaven vor, ohne sich um ihre Schmerzensschreie zu kümmern. »Ich will die Angelegenheit auf Herz und Nieren prüfen«, sagte er. »Ich will den Fluss des Lebens spüren.«
    Mit blutbefleckten Metallhänden studierte er herausgerissene Organe, drückte sie zusammen, beobachtete den fließenden Saft und die zerreißenden Zellgewebe. Er führte eine oberflächliche Analyse durch, die eine schlechte Mechanik und ein ineffektives Zirkulationssystem ergab. Der Aufbau war unnötig komplex und musste irgendwann versagen.
    Dann spürte Erasmus eine vibrierende Energie, eine ungewohnte Impulsivität, und

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