Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
versanken. Als Keedair schließlich auf einem Hügel aus zertrampeltem Gras stand, mit einem Lähmstrahler in den Händen, hatten sich seine Männer längst ins Getümmel gestürzt und suchten sich sorgfältig ihre Ziele aus.
Die gesunden Männer waren die erste Wahl, weil sie auf dem Markt von Poritrin am meisten einbrachten und weil sie den meisten Ärger verursachen konnten, wenn sie die Gelegenheit dazu erhielten.
Keedair reichte dem grinsenden, aber eingeschüchterten Ryx Hannem seine Betäubungswaffe. »Sie sollten lieber mitmachen, Junge, wenn Sie etwas von der Beute abhaben wollen.«
* * *
Der kleine Ishmael ruderte sein Boot zuversichtlich durch das Labyrinth der Wasserläufe. Das Schilf war höher als sein Kopf, selbst wenn er sich im schwankenden kleinen Boot hinstellte. Die roten Blüten auf den Stängeln machten schmatzende Geräusche, wenn sie vorbeifliegende Mücken fingen.
Der achtjährige Junge hatte sich nun schon eine ganze Weile allein durchgeschlagen. Seine Großmutter mütterlicherseits hatte ihn nach dem Tod seiner Eltern aufgezogen und ihm viel beigebracht. Ishmael wusste, wo er nach verborgenen Gelegen aus Qaraa-Eiern graben musste, die selbst die Riesenaale niemals fanden.
Er hatte eine Menge Salatblätter gefunden und zwei Fische gefangen, darunter das Exemplar einer ihm bislang unbekannten Art. Sein Fangkorb ruckte hin und her, als die giftigen Tiere an der Wand hinaufzukriechen versuchten und die Dornen an den schwarzen Beinen durch die winzigen Löcher stachen. An diesem Tag hatte er achtzehn Milchkäfer gefangen, jeder einzelne so groß wie seine Hand. Für heute hatte seine Familie genug zu essen.
Doch als er sich dem Dorf näherte, hörte Ishmael laute Rufe und Schreie, dazu summende Geräusche. Statische Entladungen. Ishmael paddelte schnell, aber vorsichtig weiter. Das Boot glitt rasch durch das braune Wasser, aber das Schilf war so hoch, dass er immer noch nichts erkennen konnte.
Als er in einen Flussarm einbog, sah er die Sklavenjägerschiffe – die größte Angst seines Stammes und der Grund, warum sie ihr Dorf an einer so abgelegenen Stelle errichtet hatten. Mehrere Hütten waren eingestürzt, einige brannten!
Der Junge hätte sich am liebsten schreiend in den Kampf gestürzt, aber sein Verstand riet ihm zur Flucht. Ishmael beobachtete, wie die Sklavenhändler von Tlulax ihre Betäubungsprojektoren auf die Dorfbewohner richteten und einen nach dem anderen fällten. Einige Leute versuchten sich im Innern der Hütten zu verstecken, aber die Angreifer schlugen alles kurz und klein.
Die Zensunni hatten keine Schlösser an ihren Türen und keine Räume mit unzerstörbaren Wänden. Sie lebten friedlich, wie es der Buddhislam vorschrieb. Nie hatte es einen Krieg zwischen irgendwelchen Dörfern auf Harmonthep gegeben, zumindest hatte Ishmael noch nie von einem solchen Vorfall gehört.
Sein Herz pochte wild. Ein solcher Lärm würde die Riesenaale anlocken, obwohl die Raubtiere tagsüber normalerweise träge waren. Wenn die Sklavenhändler die betäubten Dorfbewohner nicht schnell aus dem Wasser holten, wurden sie zum Festmahl für die Aale ...
So heimlich wie möglich steuerte Ishmael sein Boot näher an eins der Raumschiffe heran. Er sah, wie seine Kusine Taina betäubt zu Boden ging und dann von einem der dreckig aussehenden Männer gepackt wurde, der ihren reglosen Körper auf ein großes Metallfloß hievte.
Ishmael wusste nicht, was er tun sollte. Er hörte ein lautes Rauschen in den Ohren – sein strömendes Blut, sein keuchender Atem.
Dann drängte sich sein Großvater Weyop in die Mitte der Hütten und stellte sich dem Chaos. Der alte Häuptling trug einen dünnen Bronzegong an einer Stange, das Symbol seines Amtes als Sprecher des Dorfes. Ishmaels Großvater wirkte überhaupt nicht verängstigt, und der Junge reagierte sofort mit großer Erleichterung. Er vertraute dem weisen Mann, der immer einen Weg fand, Meinungsverschiedenheiten zu schlichten. Weyop würde das Dorf retten.
Doch tief in seinem Herzen spürte Ishmael eine schreckliche Angst, weil er wusste, dass sich dieser Konflikt nicht so einfach lösen ließ.
* * *
Ryx Hannem erwies sich als recht guter Schütze. Nachdem der Neuling sein erstes Opfer betäubt hatte, machte er mit zunehmender Begeisterung weiter. Keedair versuchte mitzuzählen, um die Ausbeute abzuschätzen, aber er wusste, dass es erst dann ein genaues Ergebnis gab, wenn die bewusstlosen Gefangenen zum Transport in die
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