Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Freundschaftsbesuch abstatten. In den Besatzungsquartieren des Ballistas räumte der junge Söldner seine Koje auf und verstaute gewissenhaft Kleidung und exotische Waffen in seinem Spind. Selbst bei solchen alltäglichen Beschäftigungen waren Norets Bewegungen flüssig und schnell.
Da fast alle Soldaten Dienst hatten, hielt sich sonst niemand im Raum auf. Der Primero näherte sich Noret von hinten und verursachte kein Geräusch, das lauter als das Hintergrundsummen der Schiffstriebwerke und der Gespräche in den Korridoren war. Trotzdem bemerkte er, wie sich der junge Söldner anspannte, obwohl er ihn nicht sehen konnte. Anscheinend nahm er ihn mit den Ohren wahr.
Xavier trat in sein Blickfeld und baute sich mit verschränkten Armen vor ihm auf. »Ich habe Ihre Kampfdemonstrationen beobachtet, Jool Noret. Ihre Technik ist sehr interessant.«
»Und ich habe Sie beobachtet, Primero.«
Xavier hatte längst darüber nachgedacht, welchem Zweck sein Besuch dienen sollte. Sie hatten noch eine Woche, bis sie im Ix-System eintrafen und die Kampagne beginnen konnte. »Ich glaube, Sie besitzen Fähigkeiten, die Sie meinen Männern beibringen könnten. Techniken, die ihre Überlebenschancen verbessern, wenn sie gegen die Denkmaschinen kämpfen.«
Der junge Söldner wandte den Blick ab, als fühlte er sich verletzt. »Ich bin kein Lehrer. Ich muss selbst noch so vieles lernen.«
»Aber die Männer respektieren Sie und wollen von Ihnen lernen. Wenn Sie die Soldaten in Ihren Methoden unterrichten, könnten Sie viele Leben retten.«
Noret zeigte einen gehetzten Gesichtsausdruck und schien sich in sich selbst zurückzuziehen. »Das ist nicht der Grund, warum ich mich dem Djihad angeschlossen habe. Ich will so viele Denkmaschinen wie möglich vernichten. Ich will als tapferer Kämpfer sterben.«
Xavier wusste nicht, unter welchen Dämonen dieser Mann litt. »Mir wäre es lieber, wenn Sie tapfer kämpfen und überleben, damit Sie später noch mehr Feinde vernichten können. Und wenn Sie meinen Djihadis helfen, verbessern Sie unsere Chancen auf einen Sieg.«
Noret schwieg so lange, dass Xavier schon dachte, er würde überhaupt nicht mehr antworten. »Ich werde nie ein Lehrer sein«, sagte er schließlich. »Diese Verantwortung wäre eine zu schwere Bürde für mich, neben all den anderen, die ich trage. Ihr Blut klebt nicht an meinen Händen, wenn die Männer sich nicht im Kampf bewähren.« Er blickte mit trauriger Miene auf. »Aber natürlich sind sie herzlich eingeladen, mich ... zu beobachten, wenn sie möchten.«
Xavier nickte. Vorläufig wollte er ihn nicht weiter bedrängen, um in Erfahrung zu bringen, was Noret so sehr bedrückte. »Das ist ein Wort. Vielleicht können sie schon dadurch eine Menge von Ihnen lernen. Wenn es funktioniert, werde ich überlegen, ob ich eine zusätzliche Entschädigung für Sie beantragen kann, wenn wir zurückgekehrt sind.«
»So etwas interessiert mich nicht«, sagte Noret mit angespanntem Gesichtsausdruck, der beinahe furchterregend wirkte. »Geben Sie mir nur die Möglichkeit, Maschinen zu zerstören.«
35
Nimm dich in Acht vor wohlmeinenden Freunden. Sie können genauso gefährlich wie Feinde sein.
General Agamemnon, Memoiren
Nachdem Xavier mit der Flotte nach Ix aufgebrochen war, arbeitete Vorians Gehirn auf Hochtouren. Brutale Gewalt war eine abgestandene und veraltete Taktik und keineswegs die effektivste Methode, um die Denkmaschinen zu überwältigen. Seine Augen funkelten verschmitzt, als sein Geist Möglichkeiten durchging und Pläne schmiedete, die vielleicht mehr Erfolg versprachen als alle Kriegsschiffe in der Armee des Djihad.
Es war mehr als nur ein freundschaftlicher Wettstreit mit dem Primero. Durch kluge Tricks konnten zahllose Menschenleben gerettet werden.
Ohne besonderes Aufsehen beschlagnahmte Vor ein Einmann-Erkundungsschiff. Wie immer waren die Djihad-Offiziere besorgt. Sie warnten ihn vor den Risiken und bestanden darauf, dass er eine Eskorte aus bewaffneten Kampfschiffen mitnahm. Aber Vor lachte nur und lehnte dankend ab. Sie wussten noch nichts davon, was er mit der gefangenen Omnius-Kopie angestellt hatte, die nun in seinem Cockpit versteckt war. Niemand wusste davon. Noch nicht.
Im Weltraum setzte Vor Kurs auf einen Planeten, den je wieder zu besuchen er nie erwartet hatte, und schon gar nicht freiwillig: die Erde. Die Geburtsstätte der Menschheit. Nun war sie nur noch eine ausgeglühte, radioaktive Gesteinswüste.
Vor wusste, was er
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