Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Sumpfland mit Blumen, dichten Kräutern, Algen, Vögeln und Insekten zum Leben. Doch in diesem Jahr war alles anders. Von diesem Tag an würde die weite Fläche gigantischen Schiffen gehören, die den Raum falten konnten. Das Antlitz von Kolhar würde sich gravierend ändern.
Aurelius Venport stand am Rand des Sumpfes und zog sich im kühlen Wind fröstelnd die pelzgefütterte Kapuze fester ums Gesicht. Leichtes Schneetreiben reflektierte das morgendliche Sonnenlicht in grellem Weiß und ließ ihn blinzeln. Er schob sich die dunkle Filterplazbrille über die Augen.
Die eingeflogenen Arbeiter waren ähnlich gekleidet wie er. Venport beobachtete sie und fragte sich, wie viel ihn jeder Moment dieses gewaltigen Unternehmens kostete. Er hatte sich viel Geld über seine verschiedenen Firmen geborgt und sein gesamtes Vermögen flüssig gemacht. Außerdem hatte er gut ausgerüstete Teams nach Arrakis geschickt, um die Gewürzproduktion zu steigern, nachdem Naib Dhartha plötzlich verschwunden war und die Banditen aus unerfindlichen Gründen Ruhe gaben.
Alle Hebel waren in Bewegung gesetzt, um genügend Kapital für dieses Unternehmen zu beschaffen. Für Normas Traum.
Seit seinen frühesten Geschäften mit pharmazeutischen Produkten von Rossak war Venport immer wieder hohe Risiken eingegangen. Doch bisher hatte er nie etwas von vergleichbaren Ausmaßen in Angriff genommen. Er bekam weiche Knie, wenn er nur daran dachte. Trotz der enormen Ausgaben sagte ihm sein Instinkt, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Wie immer konnte er sich von Normas Begeisterung mitreißen lassen. Sie hatte keine hintergründigen Motive, sondern nur ein phänomenales Selbstvertrauen. Er glaubte an ihre Visionen.
Diese Sache würde ihn entweder ruinieren oder zum reichsten Mann des Universums machen. Einen Mittelweg gab es nicht.
Er widmete sich ganz der Arbeit hier auf Kolhar und überließ es anderen VenKee-Mitarbeitern, sich um die Melange und andere Geschäfte zu kümmern. Mehr als je zuvor wünschte er sich, er wüsste, was mit Tuk Keedair geschehen war ... Nach der langen Zeit schien es sicher zu sein, dass sein Partner bei den Massakern von Poritrin umgekommen war, genauso wie die vielen anderen Hunderttausende von nicht identifizierten Opfern. Jetzt trug Venport ganz allein das Risiko – und heimste den Gewinn ein. Und mit ihm die gesamte Firma.
Die sumpfige Ebene erstreckte sich bis zum Horizont, und die gewaltigen Gebäude, die Norma entworfen hatte, schienen genauso groß zu sein. Jede Woche fuhr sie mit ihm in einem schnellen Bodenfahrzeug hinaus, um ihm die Umrisse jedes Gebäudes zu zeigen. Bald würden sie mit dem Bau der eigentlichen Raumfaltschiffe beginnen, exakt nach Normas detaillierten Plänen.
Von der Baustelle war der ununterbrochene Lärm von Maschinen zu hören – für Norma eine beruhigende Geräuschkulisse, weil sie wusste, dass pausenlos an ihrem Projekt gearbeitet wurde.
Sie hastete auf der Hochebene hin und her, beriet sich mit Architekten und Bauleitern, entwarf zusätzliche Bauten und Landefelder für ihre innovativen Raumschiffe. Ihr neuer energiegeladener Körper hatte nur wenig Bedürfnis nach – oder Zeit für – Schlaf.
Wenn sie ihn bei der Inspektion sah, kam sie sofort zu ihm geeilt. Trotz ihres vollen Terminplans fand Norma immer Zeit und Liebe für Aurelius. Sie begrüßte ihn mit einer herzlichen Umarmung und offenbarte ihm den überraschenden, aber völlig klaren Grund für ihre Aufmerksamkeit. »Ich habe die Denkmaschinen gesehen, und ich will nicht wie sie werden.« Sie lächelte ihn an, und trotz ihrer atemberaubenden Vollkommenheit sah Venport unter ihrer Haut immer noch das unsichere kleine Mädchen. »Ich muss mir die Zeit dafür nehmen, menschlich zu sein.«
Er drückte sie an sich. »Das ist gut, Norma.« Doch Venport hatte den Eindruck, dass sie sich in ihrem neuen, schönen Zustand weit über ihn oder jeden anderen Menschen hinaus entwickelt hatte. Niemand konnte es auch nur ansatzweise mit ihren Fähigkeiten aufnehmen. Sie war unvergleichbar. Genauso wie ihre Mutter.
»Und aus diesem Grund habe ich zugelassen, dass ich unser erstes Kind empfange.«
Er starrte sie an, zu verdutzt, um Fragen stellen zu können, aber sie fuhr unbeirrt mit ihrer Erklärung fort. »Es erscheint mir wie die logische Fortführung meiner Absichten. Die Empfindungen sind ungewöhnlich, aber sehr interessant. Das Kind wird ein Junge, glaube ich. Ich will dafür sorgen, dass er gesund und
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