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Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug

Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug

Titel: Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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unaussprechliche Enttäuschung – ein Gesichtsausdruck, den sie sorgsam vor dem jubelnden Publikum verbarg. »Was kann ich sonst tun, Xavier? Die Kogitoren haben einen einfachen Ausweg angeboten, und jeder will diese Gelegenheit nutzen. Mein Djihad ist am zu schwachen Willen der Menschen gescheitert.« Ihre Stimme wurde so leise, dass er sie kaum noch verstand. »Manchmal schäme ich mich so sehr, dass ich kaum noch den Kopf heben und den Himmel ansehen kann.«
    Die Sonne spiegelte sich wie ein Stück Glut auf der glatten Oberfläche des Kristallsargs. Erstaunt über die außergewöhnlich gute Konservierung von Gesicht und Körper beugte sich Xavier näher heran, um in die friedlichen Züge des kleinen Jungen zu blicken – seines Sohnes, von dem er sich wünschte, er hätte ihn zu Lebzeiten kennen gelernt. Manion wirkte so friedvoll.
    Dann bemerkte er am Kinn des Jungen etwas, das wie hautfarbenes Polymer aussah, das sich verschoben hatte. Darunter erkannte er das Glitzern eines winzigen Metalldrahts und Fäden eines Klebstoffs, der die Festigkeit zu verlieren schien, nachdem er jahrzehntelang dem salusanischen Sonnenlicht ausgesetzt gewesen war, das zudem durch den prismatischen Sarg verstärkt wurde. Ihm wurde klar, dass es nicht die Leiche des verstümmelten Kindes sein konnte, die von der Erde hierher gebracht worden war. Es war eine Nachbildung, ein Fälschung!
    Serena sah in Xaviers Gesicht und antwortete auf seine Fragen und Zweifel, bevor er etwas sagen konnte. »Ja, ich habe den Betrug vor ein paar Jahren bemerkt. Niemand kommt hierher und schaut so genau hin wie ich ... oder wie du es gerade getan hast. Iblis hat seinerzeit für den notwendigen Austausch gesorgt. Er hatte nur ehrenhafte Motive.«
    Xavier flüsterte, damit die Seraphim nichts mithören konnten. »Aber es ist ein Schwindel!«
    »Es ist ein Symbol! Ich hatte die Fälschung erst bemerkt, als die Menschen längst bei Manion dem Unschuldigen geschworen hatten, in den Djihad zu ziehen. Was hätte ich gewonnen, wenn ich die Sache öffentlich gemacht hätte?« Sie hob die Augenbrauen. »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass all die Reliquien in all den Schreinen auf den Welten der Liga echt sind, oder?«
    Er runzelte die Stirn. »Ich ... habe nie darüber nachgedacht.«
    »Dies ist ein Schrein für unseren toten Sohn, den der Dämon Erasmus auf dem Gewissen hat. An der Echtheit dieser Tatsache gibt es nichts zu rütteln.« Sie strich gedankenverloren mit den Fingern über den Kristall. Dann sammelte sie ihre Entschlossenheit und sah ihn unverwandt an. »Es spielt keine Rolle, Xavier. Das Einzige, was zählt, ist das, woran ich glaube – woran die Menschen glauben. Ein Symbol hat viel mehr Macht als die Wirklichkeit.«
    Er fügte sich nur widerstrebend ihrer Argumentation. »Mir gefällt dieser Schwindel nicht ... aber du hast Recht. Dadurch ändert sich nichts an dem, was mit unserem Kind geschehen ist. Unsere Gründe, Omnius zu hassen, sind weiterhin gültig.«
    Sie legte die Arme um ihn, und als er ihre Nähe spürte, sehnte er sich nach den Jahren, die sie verloren hatten. »Wenn alle meine Kämpfer wie du wären, Xavier, hätten wir Omnius in nur einem Jahr besiegt.«
    Er ließ den Kopf hängen. »Ich bin jetzt nur noch ein alter, vernarbter Veteran. Die anderen Offiziere sind viel jünger. Sie wissen nicht mehr, mit welcher Leidenschaft der Djihad einst begonnen hat. Sie kennen nichts anderes, und sie sehen in mir nur den Großvater, der alte Kriegsgeschichten erzählt.«
    Serena glättete ihr seidenbesetztes Gewand. »Und jetzt verlange ich von dir, dass du in die Zukunft schaust, Xavier. Ich werde nach Corrin gehen und vor Omnius treten, aber du musst hier bleiben und meinen Kampf fortsetzen. Iblis hat mir bereits versprochen, dass er es tun wird. Auch du musst alles Nötige unternehmen, um zu gewährleisten, dass wir nicht alles verlieren, wofür wir gekämpft haben.«
    »Also kann ich dich nicht von deinem Vorhaben abbringen?«
    Ihr Lächeln war geistesabwesend. »Ich muss tun, was ich kann.«
    Xavier verließ die Stadt der Introspektion mit dem drückenden Gefühl einer bösen Vorahnung. Etwas in Serenas Augen und in ihrem Tonfall hatte ihm verraten, dass sie etwas Schreckliches und Unwiderrufliches im Sinn hatte. Und er wusste, dass er sie nicht davon abhalten konnte.

100
     
    Mein Herz wird ständig in alle möglichen Richtungen gezerrt. Warum liegen Pflicht und Liebe sich genau gegenüber?
    Primero Vorian Atreides,
    private

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