Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
damals von ihm schwanger geworden war, hatte Vor nie die Rolle des Vaters für diese Jungen gespielt. Falls Kalem Vazz wirklich ein guter Mann gewesen war, wie Leronica behauptete, wollte er die Erinnerungen der Zwillinge in Ruhe lassen. Leronica schien zum selben Entschluss gelangt zu sein.
Sie verbrachten viel Zeit miteinander und entdeckten ihre Freundschaft wieder. Leronica schlug nie vor, auch ihre Affäre wieder aufleben zu lassen – sie wies ihn zwar nicht zurück, aber sie kam ihm auch nicht entgegen. Vor spürte, dass sie Kalem immer noch liebte und seinem Angedenken treu blieb. Sie hatte sich in die Rolle als Witwe gefügt, auch wenn sie nicht in Kummer versank.
Vor hörte zu, wenn Leronica von Kalem und von ihrem Leben auf Caladan erzählte. Nach ein paar Tagen seufzte sie und sah ihn lächelnd an. »All das muss für einen Helden des Djihad unglaublich langweilig klingen.«
»Es klingt wunderbar friedlich. Es ist eine Erholung von all den Schrecken, die ich gesehen habe.« So lange er lebte, er würde nie die Erinnerung an die Massaker an wehrlosen Kolonien, an die Schlachtfelder des Krieges oder an die zertrümmerten Roboter und getöteten Menschen aus seinem Gedächtnis verbannen können.
Sie lehnte sich gegen ihn. Er spürte ihren warmen und festen Körper. »Es liegt in der menschlichen Natur, sich nach etwas zu sehnen, das wir nicht haben oder sind.« Sie streichelte seine Wange, und er drückte ihre Hand an sein Gesicht. »Nun musst du mir von all den exotischen Planeten erzählen, die du besucht hast. Du hast mir das Paket mit den wundervollen Steinen geschickt, aber die Bilder, die du mit deinen Worten malst, sind mir lieber. Entführe mich mit deinen Geschichten zu fernen Wunderwelten.«
Vor war fast davon überzeugt, dass er sein weiteres Leben mit dieser Frau verbringen wollte, die sein Herz erobert hatte. Er hatte sich bereits mehrere Jahrzehnte lang Serenas Djihad verschrieben – hatte er sich nicht eine Ruhepause verdient? Er konnte für eine Weile dem Kampf entsagen, oder? Wenn er Leronica ansah, schaute er auf das, was er wirklich begehrte. »Ich habe alle Zeit der Welt, und ich wüsste nicht, was es schaden sollte, ein halbes Jahrhundert mit dir zu verbringen ... wenn es sein muss.«
Aber sie lachte ihn nur aus. »Vorian, Vorian, du wärst hier niemals glücklich. Caladan hat für einen Mann wie dich einfach nicht genug zu bieten.«
»Ich habe nicht an Caladan gedacht«, sagte er. »Ich dachte an dich, Leronica. Für mich strahlst du heller als alle Sterne des Universums.«
Sie umarmten sich und küssten sich lange und zärtlich ...
Alles änderte sich, als zwei Tage später ein Djihad-Kurier eintraf, der nach Vor suchte. Der junge Mann war mit einem anderen Raumfaltschiff eingetroffen und hatte in wenigen Augenblicken eine gewaltige Entfernung zurückgelegt. Offenbar hatte Primero Harkonnen schon früher ein Schiff mit der dringenden Neuigkeit losgeschickt, aber es hatte nie das Ziel erreicht. Vor hatte das Gefühl, eine Schlinge würde sich um sein Herz zusammenziehen, als er davon hörte, dass ein weiteres der gefährdeten Holtzman-Schiffe verloren gegangen war. »Die Botschaft muss wichtig sein, wenn Xavier bereit ist, ein solches Risiko einzugehen.«
»Es geht um die Priesterin des Djihad«, sagte der atemlose Kurier.
In tiefer Sorge hörte Vor zu und erfuhr erstaunt vom Friedensangebot und wie Serena nach Corrin geflogen war, um mit der dortigen Omnius-Inkarnation zu verhandeln. Er wollte einfach nicht glauben, dass sie so dumm oder leichtgläubig sein konnte. Dann wurde sein Herz eiskalt, als er Xaviers Botschaft entnahm, dass sie damit eine ganz bestimmte Absicht verfolgte.
»Ich muss gehen«, sagte Vor zu Leronica. Ihre Miene blieb unbewegt. Als der Kurier eingetroffen war, hatte sie sofort verstanden, dass Vor zu anderen Pflichten gerufen wurde.
»Glaubst du mir jetzt?«, fragte sie mit einem traurigen und gleichzeitig ironischen Lächeln. »Du könntest dich niemals einfach so vom Djihad zurückziehen und dich mit einem ruhigen Leben begnügen.«
»Du musst mir glauben, Leronica!« Er küsste sie und trat zurück. »Es gibt nichts im Universum, an dem mir mehr liegt als ... aber das Universum neigt nicht dazu, mich zu fragen, wie ich es lieber hätte.«
»Geh und tu, was du tun musst.« Sie sah ihn mit einem warmen Lächeln an. »Versuche nur, nicht wieder zehn Jahre verstreichen zu lassen, bevor du wiederkommst.«
»Ich verspreche es. Und beim nächsten Mal
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