Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
wird niemand es schaffen, mich erneut von dir loszureißen.«
Sie runzelte die Stirn, als sie ihn drängte, dem uniformierten Kurier zu folgen. »Hör auf, dich wie ein Schuljunge zu benehmen, Vor. Du hast jetzt wichtigere Sorgen.«
»Du musst mir glauben, dass ich zurückkehren werde.«
Er eilte zu seinem Raumfaltschiff, mit dem er gekommen war. In wenigen Augenblicken – falls ihm die gefährliche Passage glückte – würde er wieder auf Salusa Secundus sein und versuchen, sich mit Serena zu treffen, bevor sie zu ihrer äußerst unklugen Mission aufbrach. Er hoffte, dass er ihr diese Idee ausreden konnte.
Doch wenn Xaviers Vermutungen korrekt waren, würde er wahrscheinlich zu spät kommen.
101
Von allen Waffen, die wir im Krieg nutzen, ist die Zeit potenziell am effektivsten – und sie unterliegt am wenigsten unserer Kontrolle. Viele bedeutende Ereignisse wären anders verlaufen, wenn sie an einem anderen Tag, zu einer anderen Stunde oder gar zu einer anderen Minute eingetreten wären.
Primero Xavier Harkonnen,
aus einem Brief an seine Töchter
Auf dem Raumhafen von Zimia erhielt Xavier Harkonnen einen Platz auf der Ehrentribüne, von wo aus er die Abreise der Priesterin des Djihad beobachten konnte. Er war der Einzige, der nicht jubelte.
Octa war zu Hause auf dem Anwesen der Butlers geblieben, aber Xaviers zweite Tochter Omilia begleitete ihn. Mit fünfunddreißig Jahren arbeitete Omilia weiter an ihrer Karriere als vollendete Baliset-Spielerin, die viele Konzerte auf populären salusanischen Festivals gab. Nun saß sie lächelnd neben ihrem Vater und war glücklich, bei ihm zu sein.
Xavier war verschlossen, während das Unbehagen ihn von innen zerfraß. Inmitten der Feiern und Glückwünsche für Serenas Mission nach Corrin fühlte er sich unglaublich einsam. Er hatte eine dringende Botschaft an Vorian Atreides geschickt, aber er glaubte nicht, dass sein langjähriger Freund rechtzeitig auf Salusa eintreffen würde. Er konzentrierte sich auf Iblis Ginjo, der fröhlich mit Würdenträgern plauderte und ein wenig zu glücklich über die Geschehnisse wirkte. Xavier war überzeugt, dass Ginjo eine wichtige Rolle bei ihrer Entscheidung gespielt hatte, und er wünschte, er könnte einen Blick hinter die Kulissen werfen, um in Erfahrung zu bringen, was wirklich vor sich ging.
Niriem und die vier anderen handverlesenen Seraphim waren bereits an Bord gegangen und bereiteten alles für den Flug nach Corrin vor. Serena stand vor der Einstiegsrampe des Schiffes und hielt eine grandiose Ansprache, die leer und leidenschaftslos war, aber gut aufgenommen wurde. Die Zuschauer waren trunken von der Möglichkeit, dass der Djihad bald zu Ende war, und hörten gar nicht genau zu. Sie nahmen nur das wahr, was sie wahrnehmen wollten.
Aufgeregt ergriff Omilia den Arm ihres Vaters. Als er sie ansah, war er leicht überrascht, dass sein Mädchen eine erwachsene Frau geworden war, wunderschön und hochbegabt. Durch die Verwandtschaft mit der Familie Butler hatte sie sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit Serena. Die kleine Wandra war inzwischen zehn Jahre alt, und Omilia war jetzt ungefähr doppelt so alt wie Serena in der Zeit, als sie und Xavier ihre Verlobung bekannt gegeben hatten ...
Wie können so viele Jahre vergangen sein, von denen so wenig Freude übriggeblieben ist?
Voller Sorge und dunkler Vorahnungen starrte Xavier angestrengt geradeaus. Zwischen den jubelnden Zuschauern und wehenden Fahnen fiel ihm auf, dass Serena einen zutiefst erschöpften und resignierten Eindruck machte. Doch sie bemühte sich um eine energische Haltung.
Aus einer Tasche zog er die Halskette aus schwarzen Diamanten, die er vor vielen Jahren von Serena bekommen hatte, kurz vor ihrer ungestümen Geheimaktion, die die Rettung von Giedi Primus zum Ziel hatte. Damals hatte die junge Octa ihm erschüttert das Halsband mit der aufgezeichneten Holonachricht überreicht. Diese Entscheidung von Serena, diese eine Mission, hatte ihrer aller Leben auf Dauer verändert.
Und nun brach sie zu einer noch viel bedeutenderen Unternehmung auf ...
Als das Diplomatenschiff versiegelt war und die Fanfare ertönte, brach Xavier auf der Tribüne zusammen. Tränen liefen ihm über das von Falten zerfurchte Gesicht. Einige der Zuschauer bemerkten ihn und dachten vielleicht, dass der Primero ein tattriger alter Veteran war, der in Erinnerungen an seine ruhmreichen Tage schwelgte.
Lächelnd stieß Omilia ihn an. »Was ist los, Vater? Alles wird gut.
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