Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
und dem zermalmten Fleisch deines Körpers entfernt worden.«
Quentin brauchte längere Zeit, um zu verstehen, wer beziehungsweise was er jetzt war. Eigentlich lag es auf der Hand, doch er hatte sich dagegen gewehrt, sich damit abzufinden, bis der schweigsamere männliche Cymek – Dante? – seine optischen Sensoren justiert hatte.
»Du wirst allmählich lernen, Gedankenempfänger-Elektroden und verschiedene mechanische Körper zu steuern und für vielerlei Zwecke zu benutzen. Aber vielleicht möchtest du jetzt ein letztes Mal das da sehen.«
Auf einem Tisch erkannte Quentin den blutigen, erschlafften Leib, der einmal ihm gehört hatte. Der Leichnam war zerschlagen, verstümmelt, zerfetzt – der Beweis, wie heftig er sich bis zum letzten Augenblick gewehrt hatte. Als verschlissene fleischliche Hülle lag er da, wie eine abgetrennte, unbrauchbar gewordene Marionette. Den Schädel hatte man aufgesägt ...
»Bald wirst du einer von uns sein«, versprach Juno. »Viele unserer Untertanen sehen im Aufstieg zum Neo-Cymek die höchste Gunst. Deine militärischen Kenntnisse werden sich für uns Cymeks als sehr nützlich erweisen, Primero Quentin Butler.«
Obwohl seine Stimmübertragung abgeschaltet war, heulte Quentin vor Verzweiflung.
61
Erfolgsträchtige kreative Energie erfordert die kontrollierte Anwendung gebändigten Wahnsinns. Davon bin ich überzeugt.
Erasmus,
Die Wandlungsfähigkeit organischer Formen
Nach einem ganzen Tag des Trainings mit seinem treuen menschlichen Schützling stand Erasmus im Hauptgeschoss seiner Villa allein im Spiegelkorridor. Obwohl er unfreiwillig auf Corrin festsaß, ungeachtet der Tatsache, dass das Schicksal von Omnius und aller Denkmaschinen im Ungewissen lag, hatte Erasmus nach wie vor großen Wissensdurst hinsichtlich esoterischer Angelegenheiten.
Mit gespannter Aufmerksamkeit beobachtete er das Spiegelbild seines Flussmetall-Gesichts und die Vielfalt menschlicher Gesichtsausdrücke, die er damit nachzuahmen vermochte: Frohsinn, Trauer, Zorn, Überraschung und vieles weitere. Gilbertus hatte ihn sorgsam im gesamten Repertoire unterwiesen. Besonders gerne zog Erasmus so genannte erschreckende Fratzen, die Furcht erzeugten, eine Emotion, die auf der physischen Schwäche und Vergänglichkeit der Menschen beruhte.
Könnte Erasmus nur die feinen Eigentümlichkeiten besser durchschauen, in denen die Menschen den Denkmaschinen überlegen waren, wäre er dazu fähig, die jeweils besten Attribute von Mensch und Maschine in seiner Gestalt zu vereinen, sodass er zum Grundmodell einer fortgeschritteneren Serie von Denkmaschinen würde.
Er konnte sich ein Szenario vorstellen, in dem man ihn als gottgleiche Gestalt verehrte. Eine interessante Möglichkeit, die allerdings für ihn – nach all seinen Studien – keinen großen Reiz hatte. Der Irrationalität des Religiösen brachte er weder Geduld noch Verständnis entgegen. Erasmus wünschte persönliche Macht ausschließlich zum Zweck, seine faszinierenden Experimente mit Hrethgir-Versuchsobjekten fortsetzen zu können. Der autonome Roboter hatte nicht vor, seine Maschinenexistenz in absehbarer Zeit zu beenden, und ebenso wenig wollte er es hinnehmen, dass er veraltete und man ihn gegen einen besseren Typ austauschte. Vielmehr war es seine Absicht, sich fortlaufend zu perfektionieren und sich in Richtungen zu entwickeln, die er gegenwärtig noch gar nicht absehen konnte. Er wollte sich einer Evolution unterziehen. Ein sehr organischer Begriff. Ein sehr menschlicher Begriff.
Vor dem Spiegel probierte der Roboter weitere Mienen aus und fand besonderes Vergnügen an einem Gesichtsausdruck, mit dem er wie ein wildes Ungeheuer aussah. Er hatte ihn aus einem uralten menschlichen Text kopiert, in dem imaginäre Dämonen beschrieben wurden. Doch obwohl er diese Fratze als eine seiner glanzvollsten mimischen Leistungen bewertete, blieb sein gesamtes Mienenspiel zu allgemein und zu simpel. Seine Flussmetall-Physiognomie war nicht dazu imstande, irgendwelche zarteren, feineren Emotionen zum Ausdruck zu bringen.
Dann kam ihm ein neuer Gedanke. Vielleicht konnte Rekur Van, nachdem die quasi-reptilischen Wachstumsexperimente vollends gescheitert waren, seine biologischen Fachkenntnisse wenigstens dazu nutzen, ihm zu Verbesserungen zu verhelfen. Dann hätte der arm- und beinlose tluxalanische Gefangene wieder etwas zu tun.
Während Erasmus durch die prunkvolle Villa zu den Anbauten ging, schwirrten überall wachsame Wächteraugen wie
Weitere Kostenlose Bücher