Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
Nebenzimmer, hielt inne und beruhigte ihren Atem. Sie bemühte sich, kein Geräusch von sich zu geben. Sie befand sich im Quartier des medizinischen Personals von HUMED. Sie blieb vor einem Bett in der Frauenabteilung stehen, einem ganz bestimmten in einer langen Reihe. Raquella Berto-Anirul lag gleichmäßig atmend auf der Seite und schlief den tiefen Schlaf der Erschöpfung.
Ticia kniff die Augen zusammen und spürte, wie sich die Energie in ihrem Geist sammelte, die Macht der lange unterdrückten Vernichtung. Als Tochter der großen Zufa Cevna war sie darauf vorbereitet, ihr Leben in einem letzten ruhmreichen Aufflammen zu opfern, aber sie hatte nie die Gelegenheit dazu gefunden. Sie war schwach, eine Versagerin – eine unbenutzte Waffe, die keinen Zweck mehr erfüllte. Innere Stimmen bedrängten sie und bezeichneten sie als Feigling, appellierten an die Schuldgefühle einer Überlebenden.
Die Rossak-Pest tötete ihr gesamtes Volk, und sie konnte nichts dagegen tun. Nur noch ihre Wut und Entschlossenheit hielten sie auf den Beinen. Mit steifem Körper blickte Ticia auf die Frau hinab, die sie hasste. Raquella glaubte, dass sie von außen eindringen und beweisen konnte, wie einfach, schwach und unfähig die Zauberinnen waren. Das durfte sie nicht zulassen.
Die schwächsten Patienten würden sterben. Dieser Preis musste gezahlt werden, damit der Genpool von Rossak stark blieb. Alles wurde aufgezeichnet, dokumentiert und in den verborgenen Computern gespeichert, in denen die DNS der Menschheit erfasst war. Selbst wenn Dr. Suks Serum Wirkung gezeigt hätte, wäre dadurch nur das Unvermeidliche hinausgeschoben und die Überlebenden mit einem ewigen Makel versehen worden. Sie konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass ihr Volk so schwach war, dass es sich nicht allein und ohne Hilfe von außen am Leben erhalten konnte. Es wäre besser, wenn die Menschen hier und jetzt starben, damit die Geschichte den Ärzten die Schuld gab, statt Ticias Führungsqualitäten infrage zu stellen.
In einem fernen Winkel ihres Geistes wusste die Höchste Zauberin, dass die Symptome der ersten Phase irrationale, paranoide und jähzornige Gedanken waren. Aber in ihrem Körper hatte sich die Krankheit langsam entwickelt, unterdrückt durch ihr mentales Feuer, und sie hatte nie daran gedacht, ihre Motive zu hinterfragen. Ihre Schuldzuweisungen waren für sie völlig eindeutig.
Ticia beugte sich über die schlafende Raquella und machte sich klar, dass sie diese Sache schnell zu Ende bringen musste. Niemand wusste, dass sie hier war oder dass sie ebenfalls die ersten Anzeichen einer Infektion aufwies. Doch Ticia musste noch eine Aufgabe erledigen, bevor sie im Feuer der Seuche zerschmolz. Ihre Haut fühlte sich bereits heiß an und war vom Fieber und der Anstrengung des Gehens gerötet.
Sie schob eine Hand unter ihr schwarzes Gewand, holte ein Arzneifläschchen hervor und schraubte den Verschluss auf. Raquellas Lippen waren leicht geöffnet, während sie ruhig und tief atmete. Mit zitternden Fingern hantierte Ticia an der Dosiervorrichtung und schüttelte ein paar Tropfen der zähen, öligen Flüssigkeit heraus. Sie hatte einen stechenden, bitteren Geruch, ein vager Hinweis, wie tödlich das Gebräu sein konnte.
Vor vielen Jahren hatten Aurelius Venport und seine pharmazeutischen Prospektoren das unglaublich starke Gift entdeckt. Es war so tödlich, dass sie es nur »Rossak-Droge« genannt hatten. Für die Chemikalie gab es außer im Gewerbe der Assassinen keine sinnvolle Verwendung. Bislang hatte niemand ein wirksames Gegenmittel entdeckt. Nach der Verabreichung wirkte die Rossak-Droge in jedem Fall tödlich, selbst in winzigsten Dosen.
Raquella rollte sich herum, drehte den Kopf und öffnete die Lippen etwas mehr. Als wollte sie kooperieren.
Ticia nutzte die Gelegenheit und ließ der abscheulichen Frau die Flüssigkeit in den Mund tropfen. Das Gift wurde mühelos absorbiert, genauso wie vor ein paar Tagen, als Ticia die Versuchspersonen getötet hatte, die Dr. Suks neues Serum erhalten hatten. Nun würde jeder glauben, dass die Therapie nur falsche Hoffnungen geweckt hatte und Raquellas überraschende Genesung lediglich eine Illusion gewesen war – dass sie einen plötzlichen tödlichen Rückfall erlitten hatte.
Es geschah ihr recht, wenn sie damit protzte, allen Zauberinnen überlegen zu sein. Raquella hätte niemals hierher kommen dürfen.
Als Ticia den Ausgang erreichte, hörte sie, wie Raquella abrupt aufwachte, hustend und
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