Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
heftigen Übungskampf war er einmal sogar von Chirox gelobt worden. »Du allein, Trig, hast dich in Jool Norets Technik hineingefunden, ganz im Fluss des Kampfes aufzugehen und alle Sorge um Sicherheit oder Leben zu vergessen. Das ist der Schlüssel zum Erfolg.«
Allerdings hatte Trig über das Lob keinen Stolz empfunden. Chirox war umprogrammiert worden und stand jetzt auf der Seite der Menschheit, aber der junge Mann hasste Roboter in all ihren Erscheinungsformen. Istian würde sich freuen, wenn er und Trig endlich Ginaz verließen, sodass sein Freund allen Ehrgeiz und Zorn gegen den wirklichen Feind wenden konnte, statt sich an diesem Ersatzgegner auszutoben ...
Chirox sprach weiter zur Gruppe junger, entschlossener Kämpfer. »Jeder von euch hat im Übungskampf gegen mich bewiesen, dass er würdig und bereit ist, gegen Denkmaschinen ins Gefecht zu ziehen. Daher weihe ich euch zu Kriegern des heiligen Djihad.« Der Kampfmek zog die Waffenarme ein und benutzte nur noch zwei Manipulationsarme an der oberen Hälfte, sodass er plötzlich humanoider wirkte. »Bevor ich euch in den Dienst am Djihad entsende, wollen wir uns an die Tradition von Ginaz halten und ein Zeremoniell veranstalten, dessen Ursprünge bis in die Zeiten lange vor Jool Noret zurückreichen.«
»Der Mek versteht gar nicht, was er da treibt«, murmelte Trig. »Denkmaschinen können so etwas wie Mystizismus und Religion nicht begreifen.«
Istian nickte. »Dennoch ist es gut, dass Chirox unsere Überzeugungen ehrt.«
»Er befolgt bloß ein Programm, wiederholt Worte, die er von Menschen kennt.« Dennoch schloss sich Trig wie seine Mitschüler dem Mek an, als Chirox durch den weichen Kalksteinsand zu drei großen Körben trat, in denen aus Korallen gefertigte Scheiben lagen. Die Scheiben trugen entweder den eingravierten Namen eines gefallenen Kriegers von Ginaz oder hatten keine Beschriftung. Seit vielen Jahrhunderten des Krieges gegen Omnius hingen die Söldner dem Glauben an, dass ihre heilige Sendung stark genug war, um ihren Kämpfergeist ganz buchstäblich am Leben zu erhalten, dass jedes Mal, wenn einer von ihnen im Kampf gegen die Roboter fiel, sein Geist in einem neuen künftigen Streiter wiedergeboren wurde.
Das bedeutete, dass in den Schülern, auch in Istian Goss und Nar Trig, die Seele eines umgekommenen Söldners wohnte, die ihrer Erweckung harrte, um den Krieg gegen die Denkmaschinen bis zum letztendlichen Sieg fortsetzen zu können. Erst danach, so hieß es, sollten die Seelen dieser ruhelosen Kämpfer Frieden finden.
Aufgrund der langen Dauer des Djihad waren die Körbe, indem sich die Verluste häuften, immer voller geworden, aber gleichzeitig hatte auch die Zahl der freiwilligen Schüler zugenommen. Jedes Jahr verinnerlichten neue Kandidaten den Kämpfergeist Gefallener, sodass mit jeder Generation der Freiheitsdrang wuchs und in seiner ganzen Unnachgiebigkeit durchaus der Denkmaschinen-Sturheit glich.
»Jeder wähle sich nun eine Scheibe«, sagte Chirox. »Die Vorsehung wird eure Hand lenken und die Identität des Geistes offenbaren, der in euch lebt.«
Nur langsam wagten sich die Schüler an die Körbe, alle zauderten beklommen. Niemand wollte als Erster zugreifen. Trig bemerkte das Zögern seiner Kameraden, warf dem Kampfmek einen ausdruckslosen Blick zu und beugte sich über einen Korb. Er schloss die Augen, senkte die Hand in die Anhäufung kleiner Scheiben, suchte darin und holte schließlich ein Scheibchen heraus. Er betrachtete es und nickte stumm.
Niemand erwartete, den gezogenen Namen zu kennen, denn obwohl es unter den Söldnern viele legendäre Gestalten gab, waren doch viel mehr gefallen, ohne mehr als ihren Namen zu hinterlassen. Auf Ginaz gab es Gewölbe, in denen man Aufzeichnungen über die Getöteten aufbewahrte. Es stand jedem neuen Söldner frei, in diesen riesigen Datenmengen nachzuforschen und sich über den ihm immanenten Geist zu informieren.
Als Trig beiseite trat, befahl Chirox einem zweiten und danach einem dritten Schüler, seine Wahl zu treffen. Als schließlich Istian an die Reihe kam – er war einer der Letzten –, zauderte er kurz, während er gleichzeitig Neugierde und Bangen verspürte. Er kannte nicht einmal die Identität seiner Eltern. Viele Kinder wuchsen in Horten auf, kommunalen Bildungszentren, deren einziges Ziel darin bestand, Kämpfer heranzuzüchten, die Ginaz zur Ehre gereichten. Nun sollte er wenigstens den Namen der bislang in seiner DNS geheim gebliebenen Präsenz erfahren,
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