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Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Titel: Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank und Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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nahm ihn an der Hand, wie früher, als er noch kleiner gewesen war, und führte ihn in den Korridor zu ihrem Morgenzimmer.
    Paul fiel auf, wie seltsam es war, dass sie seine Hand hielt, spürte den Schweiß in ihrer Handfläche und dachte: Sie lügt auch nicht besonders gut. Nicht für eine Bene Gesserit. Das, was ihr Angst macht, ist nicht Arrakis.
     
     
    Paul wandte sich wieder der Ehrwürdigen Mutter zu. Er dachte an den nun offenbarten Sinn der Prüfung: Mensch oder Tier?
    »Auch wenn du so lange lebst wie ich, wirst du dich immer an die Angst und den Schmerz und den Hass erinnern«, sagte die alte Frau. »Verleugne sie nie. Das wäre, als würdest du einen Teil deiner selbst verleugnen.«
    »Hättet Ihr mich getötet?«, fragte er.
    »Gib dir selbst eine Antwort auf deine Frage, junger Mensch.«
    Er musterte das faltige Gesicht, den gleichmütigen Blick. »Ihr hättet es getan«, sagte er.
    »Dessen kannst du dir sicher sein«, erwiderte sie. »Genau wie ich seinerzeit deine Mutter getötet hätte. Ein Mensch kann töten, was sie ... was er liebt. Wenn die Notwendigkeit nur groß genug ist. Und das ist etwas, das du nie vergessen solltest, Junge: Ein Mensch erkennt Notwendigkeiten einer Größenordnung an, die Tiere sich nicht einmal vorstellen können.«
    »Ich sehe die Notwendigkeit nicht«, sagte Paul.
    »Du wirst sie sehen«, sagte sie. »Du bist ein Mensch, und du wirst sie erkennen.« Sie schaute zu Jessica, und die Blicke der beiden Frauen begegneten sich. »Und wenn du deinen Hass auf ein Maß abgesenkt hast, das du im Griff behalten kannst, wenn du ihn in dich aufgenommen und verstanden hast, gibt es noch etwas, worüber du nachdenken solltest: Frage dich, was es wirklich war, das deine Mutter soeben für dich getan hat. Stell dir vor, wie sie dort draußen vor der Tür gewartet hat, im vollen Bewusstsein dessen, was hier vorging. Stell dir vor, wie all ihre Instinkte ihr zuschreien, hier hereinzustürzen und dich zu beschützen. Und trotzdem ist sie stehen geblieben und hat gewartet. Denk über all das nach, junger Mensch. Denke darüber nach. Sie ist wahrhaftig ein Mensch, deine Mutter.«
     
     
    Sie wurden durch Geräusche vom Montageplatz unter dem Südfenster unterbrochen. Die alte Frau verstummte, als Paul zum Fenster lief und nach unten schaute.
    Dort reihte sich gerade eine Abteilung Truppentransporter auf, und Paul sah seinen Vater, der in voller Montur hinaustrat, um sie zu inspizieren. Um das Landefeld herum sah Paul Luftverzerrungen, die auf aktivierte Schilde hinwiesen. Die Truppen in den Transportern trugen das Abzeichen von Hawats Spezialeinheit, den Infiltratoren.
    »Was ist los?«, fragte die Alte.
    Paul kam zu ihr zurück. »Mein Vater, der Herzog, schickt einige seiner Männer nach Arrakis. Sie sind zur Inspektion hier.«
    »Männer nach Arrakis«, brummte die Alte. »Wann lernen wir endlich etwas dazu?« Sie holte tief Luft. »Doch ich sprach gerade von der Großen Revolte, bei der die Menschen sich der Maschinen entledigten, die sie versklavt hatten. Du weißt von der Großen Revolte, nicht wahr?«
    »›Du sollst keine Maschine nach deinem geistigen Ebenbilde machen‹«, antwortete Paul.
    »Aufs Wort genau aus der Orange-Katholischen Bibel zitiert. Willst du wissen, was das Problem mit diesen Worten ist? Sie lassen zu viel unausgesprochen. Sie dienen nur zur Beschwichtigung der falschen Menschen unter uns, derjenigen, die aussehen wie Menschen, aber keine sind. Sie sehen aus wie Menschen und reden wie welche, doch sobald sie einem gewissen Druck in die falsche Richtung ausgesetzt sind, erweisen sie sich als Tiere. Und das Unglückselige daran ist, dass sie selbst sich als Menschen betrachten. Oh ja! Sie können durchaus denken. Aber zu denken reicht nicht, um jemanden als Menschen zu qualifizieren.«
    »Man muss in seinem eigenen Denken denken«, sagte Paul. »Es nimmt kein Ende.«
    Sie lachte laut, ein kurzer Ausbruch voller Wärme, und Paul hörte, wie seine Mutter in das Lachen einfiel. »Ach, mein Junge«, sagte die Alte, »du hast eine wunderbar ausgefallene Art, mit Sprache umzugehen. Du verleihst ihr Bedeutung.«
     
     
    »Sei nun ehrlich, Paul, und denk daran, dass ich eine Wahrsagerin bin und die Wahrheit erkennen kann. Kommt es oft vor, dass du träumst und dass sich die Dinge anschließend genau so ereignen?«
    »Ja.«
    »Oft?«
    »Ja.«
    »Erzähl mir, wann das noch geschehen ist.«
    Er blickte auf und schaute in eine Zimmerecke. »Ich habe einmal geträumt, dass

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