Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
zwischen die Gruppe im Audienzsaal und Alia zu werfen. Die instinktive Bewegung überraschte ihn selbst.
Während er sprang, sah Duncan, wie der Diener des Gesandten etwas auf Alia schleuderte. Mit einer blitzschnellen Bewegung durchkreuzte Duncans Hand die Bahn des Gegenstands, und er spürte, wie sein schwieliger Handballen auf scharfes Metall traf. Etwas summte und fiel klappernd zu Boden, wo es wie ein verwundeter Fisch zappelte, und ihm wurde klar, dass sie es gewagt hatten, einen Jäger-Sucher auf die Schwester des Imperators zu werfen! Das Begreifen ging mit einem reflexhaften Tritt einher, der das Ding zerschmetterte, bevor es warmes Fleisch finden und sich in ein lebenswichtiges Organ bohren konnte.
Im Saal um ihn herum brach Gewalt aus.
Die Fremenwachleute warfen sich wie ein Mann auf die Gildengesandtschaft.
Verknotete Leiber taumelten im Kampf durch den Raum, rangen miteinander und wälzten sich am Boden – Messerblitzen, Knurren, Schreie.
Duncans Augen nahmen das Bild in sich auf, während er herumwirbelte, die Arme um Alia schloss und mit ihr in den Schutz des Gangs hinter dem Podium eilte.
Doch Alia entwand sich mit dem Messer in der Hand seinem Griff, und einen Moment lang dachte er, sie würde ihm die Klinge in den Leib stoßen. Doch stattdessen keuchte sie: »Halt!«
»Sie müssen sich an einen sicheren Ort zurückziehen!«, beharrte er und trat erneut zwischen sie und das Kampfgeschehen.
Ein seltsames Lächeln spielte um ihren Mund. »Ich befehle Ihnen, mir den Weg freizugeben, Duncan. Es ist sicher genug hier.« Sie machte eine Handbewegung, und er wandte sich um, als er bemerkte, dass es plötzlich still im Saal geworden war.
Blutige Roben. Gestalten lagen in unförmigen Haufen auf dem Boden. Nur noch Fremenwachen waren auf den Beinen, vor Anstrengung schwer atmend. Erstaunlicherweise stand der Tank des Gildenmannes unberührt inmitten des Blutbads. Der Abgesandte trieb im orangefarbenen Gas und musterte Alia eindringlich mit vor der Brust verschränkten Armen.
»Mehr als mich zu töten, können Sie nicht tun«, erklärte er, und in seiner künstlichen Stimme klang eine seltsame Gefühlsregung mit.
»Tatsächlich?«, fragte Alia. Sie machte eine herrische Geste in Richtung eines Wachhauptmanns. »Bringen Sie mir eine Lasgun.«
»Nein!«, entfuhr es Duncan.
»Tun Sie, was ich Ihnen sage«, befahl Alia.
Der Wachhauptmann zögerte. »Das Gildenschwein hat vielleicht einen Schild in seinem Tank«, sagte er.
»Mylady«, sagte Duncan. »Wenn Sie einen Lasgun-Strahl auf einen Schild richten, wird die Explosion die ganze Stadt verwüsten.«
»Und der Gilde wird man vorwerfen, Atomwaffen gegen das Haus Atreides eingesetzt zu haben«, sagte sie. »Wer kann eine Lasgun-Schild-Explosion schon von der einer Fusionsbombe unterscheiden?«
»Für mich spielt es keine Rolle, wie ich sterbe«, sagte der Gesandte. »Messer, Lasgun-Strahl – was auch immer Sie bevorzugen. Brechen Sie das Gesetz, wie Sie wollen. Sie haben meine Diener und Helfer abgeschlachtet. Ich weiß, was mich erwartet.«
»Ach, wissen Sie das wirklich?«, fragte Alia. Der Hauptmann legte ihr den schwarzen Griff einer Lasgun in die Hand.
Ohne hinzuschauen, nahm sie die Waffe entgegen, stieg die Stufen hinunter, trat an einer Leiche vorbei und blieb neben dem Tank des Gesandten stehen.
»Haben Sie einen Schild?«, fragte sie im Plauderton.
»Ich habe einen Schild«, gestand der Gildenmann mit angespannter Stimme. »Aber er ist abgeschaltet. So leicht spiele ich Ihnen die Gilde nicht in die Hände.«
Duncan trat hinter Alia und legte ihr eine Hand auf den Arm. »Können Sie ihm trauen, Mylady?«
»Was meinen Sie, Duncan?« Sie warf ihm einen Blick zu. Ihre Augen wirkten seltsam verhangen.
Duncan holte tief Luft und widmete sein Mentaten-Bewusstsein der Frage. Es war unwahrscheinlich, dass der Gesandte einen Schild einsetzen würde. Er war ein überzeugter Gildenmann. Eher würde er sterben, als seine eigenen Leute zu betrügen.
»Es ist unwahrscheinlich, Mylady«, sagte Duncan. »Aber müssen Sie ihn töten?«
»Sie haben Einwände?«, fragte Alia. Sie ließ den Blick über die Kampfspuren im Saal schweifen. »Einige meiner Wachleute sind durch die Schuld dieses Geschöpfs gestorben.«
»Ich beteilige mich nicht an öffentlichem Morden«, sagte Duncan.
»Was für eine Art Mensch sind Sie?«, wollte Alia wissen. »Sie haben mich mit Ihrem eigenen Leib beschützt, aber der Vernichtung meiner Feinde wollen Sie nicht
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