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Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Titel: Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank und Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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Abfolgecharakter der wirklichen Geschichte kann durch Hellsicht nicht genau wiederholt werden. Wir begreifen Ereignisse als etwas aus der Kette Herausgelöstes. Deshalb verleugne ich meine eigenen Kräfte. Die Ewigkeit ist in Bewegung. Sie drängt sich mir auf. Sollen meine Untertanen an meiner Majestät und meinen hellseherischen Visionen zweifeln. Niemals aber sollen sie an der Ewigkeit zweifeln.
    Sprüche zum Dünentag
     
     
    Als Alia den Ghola in ihrem Audienzsaal betrachtete, musste sie daran denken, dass er eine religiöse Unbekannte war. Die Art, wie er gleichmütig den Tumult um sich herum überragte, beunruhigte sie.
    Sie griff auf die für sie erreichbaren Mutter-Erinnerungen an Duncan Idaho zurück, um etwas über dieses Geschöpf herauszufinden, dessen Fleisch einmal einem Freund gehört hatte. Mit zunehmendem Misstrauen wurde ihr klar, dass sich ihre Informationen auf vorschnelle Urteile gründeten.
    Alia-Jessica hatte Duncan immer als einen Mann gesehen, den man als das erkannte, was er war – nicht aufgrund seiner Abstammung oder seines Heimatplaneten, sondern aus sich selbst heraus: standhaft, abgesondert, selbstgenügsam. Viele Freunde des Hauses Atreides waren so.
    Jetzt wies sie alle vorschnellen Erwartungen zurück. Das hier war nicht Duncan Idaho. Das hier war der Ghola.
    Auf den Altarstufen drehte sie sich halb herum und blickte zum Ghola hinüber, der bei dem Gildensteuermann und seinen Assistenten stand. Der Gesandte, der in seinem Tank mit orangefarbenem Gas schwamm, wirkte in jeder Hinsicht zufrieden mit einer Situation, mit der er eigentlich nicht zufrieden sein sollte.
    »Haben Sie mich richtig verstanden, Gesandter Edric?«, fragte sie ungehalten. »Nehmen Sie meinen Verdacht nicht auf die leichte Schulter. Vielleicht sollte ich befehlen, dass man Sie in Haft nimmt, während wir Ihre Fregatten ausfindig machen und zerstören.«
    »Erlauben Sie mir, die Schwester des Imperators daran zu erinnern, dass ich ein Gesandter bin«, sagte der Gildenmann. Er bewegte sich träge im Tank, eine treibende Gestalt, die unter schweren Lidern zu ihr aufblickte. »Sie können meine Person nicht bedrohen, ohne die Folgen zu tragen. Jeder zivilisierte Mensch im ganzen Imperium wird sich Ihnen entgegenstellen, wenn Sie eine solche Entscheidung treffen.«
    »Mentat«, sagte Alia. »Was hat dieses Geschwätz zu bedeuten?«
    Schon während sie sprach, wusste sie, was der Gesandte meinte. Es gab eine Grenze für die Gewalt, die selbst die Mächtigsten ausüben konnten, ohne sich dabei selbst zu zerstören.
    »Muss ich Ihnen das wirklich erklären?«, fragte Duncan.
    Sie schüttelte den Kopf. Die Hinweise waren überall um sie herum, und sie wusste nicht, warum sie sie nicht früher gesehen hatte. Ein Bene-Gesserit-Axiom stieg an die Oberfläche ihres Bewusstseins wie ein Fisch in aufgewühlter See: »Wenn man sich auf einen Sinn konzentriert, geschieht dies auf Kosten der anderen. Das ist eine Gefahr. Vermeide sie.« Hellseherische Visionen waren ein Sinn, begriff sie. Und er hatte sie blind für das gemacht, was sich mit bloßem Auge sehen ließ. Sie war auf allen Seiten von primitiven Strukturen umgeben – in Form von Geld, von Kultur, von gesellschaftlichen Gepflogenheiten. Die breite Masse wurde von den Forderungen der Regierung niedergedrückt.
    Kein Volk ließ sich so etwas gefallen.
    Jeder Machtmissbrauch würde zu Ungunsten der Regierung ausgelegt werden, bis der aufgestaute Unmut sich in einem einzigen, gewaltsamen Umsturz entlud.
    Alia starrte auf den Gildengesandten hinab und erkannte, dass sie einen Märtyrer vor sich hatte. Man hatte ihn vorbereitet – gesalbt. Er war das Opfer, das die Gilde auf dem Altar ihres Machtanspruchs darbrachte.
    »So liegen die Dinge also«, sagte Alia. »Dann berufe ich mit den Befugnissen, die der Imperator mir übertragen hat, ein formelles Verfahren ein. Die Richter des Landsraads sollen sich einfinden. Wählen Sie Ihren Verteidiger, Gildenmann.«
    Der Gesandte fuhr in plötzlicher Erregung herum und wandte das Gesicht von ihr ab. Die Hexe!, dachte er. Sie war schon immer gefährlicher gewesen als ihr Bruder.
    »Bei den Fremen gibt es ein Sprichwort«, sagte Alia. »›Für Gerechtigkeit sollte man nicht bezahlen müssen.‹ Lassen Sie mich hinzufügen, dass man für Gerechtigkeit auch nicht beten müssen sollte. Wen wählen Sie als Ihren Verteidiger?«
    Duncan sah, wie der Gildenmann einem seiner Diener ein unmerkliches Handzeichen gab, und sprang auf, um sich

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