Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Befehlen willentlich widersetzte und einen Sohn zur Welt brachte.
Allein schon diese beiden Umstände hätten die Bene Gesserit auf die Möglichkeit aufmerksam machen müssen, dass eine unberechenbare Variable in ihren Plänen aufgetreten war. Doch es gab auch weitere Hinweise, die sie praktisch ignorierten.
1. Als Jugendlicher stellte Paul Atreides die Fähigkeit unter Beweis, die Zukunft vorherzusagen. Seine hellseherischen Visionen waren zutreffend und tiefgründig und widersetzten sich einer vierdimensionalen Erklärung.
2. Die Ehrwürdige Mutter Gaius Helen Mohiam, jene Bene-Gesserit-Aufseherin, die Pauls Menschlichkeit prüfte, sagte aus, dass er bei seiner Prüfung größere Todesqualen überwand als jeder andere bekannte Mensch. Allerdings versäumte sie es, diesem Umstand besondere Bedeutung beizumessen.
3. Als die Atreides-Familie auf den Planeten Arrakis umzog, begrüßte die dortige Fremen-Bevölkerung Paul als Propheten, »Die Stimme der Außenwelt«. Die Bene Gesserit wussten sehr wohl, dass die Entbehrungen eines Planeten wie Arrakis, mit seinem Mangel an Oberflächenwasser, seinen weiten Wüsten und dem damit einhergehenden Vorrang der grundsätzlichen Überlebensbedürfnisse bei einem hohen Anteil der Bevölkerung die intuitive Auffassungsgabe fördern. Die Reaktion der Fremen war ein weiterer von den Bene Gesserit ignorierter Hinweis.
4. Als die Harkonnens mit Unterstützung der fanatischen Sardaukar-Soldaten des Padischah-Imperators erneut Arrakis besetzten und dabei Pauls Vater und den Großteil seiner Truppen töteten, verschwanden Paul und seine Mutter. Doch fast unmittelbar danach gab es Berichte über einen neuen Glaubensführer bei den Fremen, der Muad'dib genannt wurde und ebenfalls als Prophet begrüßt wurde. Aus den Berichten ging eindeutig hervor, dass er von einer neuen Ehrwürdigen Mutter des Sayyadina-Ritus beschützt wurde, bei der es sich »um die Frau, die ihn austrug« handelte. Aufzeichnungen der Fremen, die den Bene Gesserit zur Verfügung standen, besagten eindeutig, dass die Legenden über den Propheten folgende Worte enthielten: »Er wird als Kind einer Bene-Gesserit-Hexe geboren werden.«
(Es ließe sich einwenden, dass die Bene Gesserit Jahrhunderte zuvor ihre Missionaria Protectiva nach Arrakis geschickt hatten, um eine solche Legende zu säen, für den Fall, dass einmal eine Angehörige der Schule dort festsaß und einen Unterschlupf brauchte. Also hätte man diese Legende vom Lisan Al-Gaib guten Gewissens ignorieren können. Doch das trifft nur zu, wenn man zugesteht, dass die Bene Gesserit Recht daran taten, die anderen Hinweise Paul Muad'dib betreffend zu ignorieren.)
5. Als die Arrakis-Affäre sich aufheizte, machte die Raumgilde den Bene Gesserit ihre Aufwartung. Die Gilde deutete an, dass ihre Navigatoren, die die Gewürzdroge von Arrakis einsetzten, um die zur Steuerung von Raumschiffen durch die Leere nötige begrenzte hellseherische Fähigkeit zu erlangen, »sich Sorgen um die Zukunft machten«. Das konnte nur bedeuten, dass sie einen Knotenpunkt sahen, einen Zusammenfluss zahlloser brisanter Entscheidungen, hinter dem der weitere Weg verborgen war. Das war ein klarer Hinweis darauf, dass irgendjemand oder irgendetwas in die Dimensionen höherer Ordnung eingriff!
(Die Bene Gesserit waren sich darüber im Klaren, dass die Gilde nicht direkt mit der lebenswichtigen Gewürzquelle interagieren konnte, da die Gildennavigatoren ohnehin schon in einem gewissen Maße mit Dimensionen anderer Größenordnung arbeiteten, weshalb der kleinste Fehltritt katastrophale Folgen haben konnte. Es war wohlbekannt, dass die Gildennavigatoren keine Möglichkeit sahen, die Kontrolle über das Gewürz an sich zu reißen, ohne dabei einen ebensolchen Knotenpunkt zu erzeugen. Die logische Schlussfolgerung war, dass jemand mit Kräften einer anderen Größenordnung die Kontrolle über die Quelle des Gewürzes übernommen hatte.)
Angesichts dieser Tatsachen muss man zu dem unausweichlichen Schluss kommen, dass das Verhalten der Bene Gesserit in dieser Angelegenheit Ergebnis eines höheren Plans war, von dem sie nicht das Geringste wussten.
Dies ist die Zusammenfassung, die auf Anfrage von Lady Jessica unmittelbar nach der Arrakis-Affäre von ihren eigenen Agenten ermittelt wurde. Die Offenheit dieses Berichts erhöht seinen Wert weit über das übliche Maß hinaus.
Neues Kapitel:
ALIA UND DER GHOLA VON DUNCAN IDAHO
Dies will ich euch sagen: Der
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