Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Besitztümer auf Hagal verlassen und werden von Denkmaschinen angegriffen. Unsere Überlebenschancen sind gering.«
Was für eine erstaunliche prophetische Begabung. Agamemnon nahm an, dass der Überlebende in der Rettungskapsel ebenfalls ein Mitglied der Adelsfamilie war, wenn nicht gar der Lord selbst.
Vor tausend Jahren, als Agamemnon und seine neunzehn Mitverschwörer das Alte Imperium gestürzt hatten, hatten sich mehrere provinzielle Planeten zur Liga der Edlen zusammengeschlossen. Zunächst hatten sie sich gegen die Tyrannen zur Wehr gesetzt und danach gegen Omnius und seine Denkmaschinen. Computer konnte man nicht beleidigen, und sie verspürten keine Rachegelüste ... aber die Cymeks hatten menschliche Gemüter und einen menschlichen Geist.
Sollte der Überlebende in der Rettungskapsel auf Caladan ein Mitglied der Liga der Edlen sein, wollte der Cymek-General persönlich an seiner Befragung, Folterung und Hinrichtung beteiligt sein.
Einige Minuten später erhielt er einen Funkspruch, den der einzelne Verfolger ausgesandt hatte, kurz bevor er auf der Oberfläche zerschellt war.
»Wie töricht. Das nächste Mal gehen wir es richtig an«, sagte Agamemnon. »Los, findet ihn, bevor er sich in der Wildnis versteckt. Ich überlasse die Jagd euch vieren ... und wer von euch die Beute als Erster zur Strecke bringt, bekommt eine Belohnung.«
Die übrigen Cymek-Schiffe drehten vom Trümmerfeld ab und schossen wie glühende Kanonenkugeln auf die Wolkendecke zu. Der unbewaffnete Flüchtling in seiner schlecht zu steuernden Rettungskapsel würde es bestimmt nicht mehr lange machen.
Plötzlich wurde die Rettungskapsel erschüttert, und eine Sirene ertönte. Auf der Schaltfläche leuchteten mehrere digitale und kristalline Anzeigen auf. Piers bemühte sich herauszufinden, was sie bedeuteten, und bediente entsprechend die unhandliche Steuerung des dahinrasenden Gefährts. Als er durch das Bullauge nach oben blickte, sah er braun-weiße Hänge und verlassene, vereiste Kuppen, auf denen sich düstere Wälder mit Schneefeldern abwechselten. Im letzten Moment zog er die Kapsel nach oben, gerade weit genug ...
Das kleine Fahrzeug schrammte an riesigen dunklen Nadelbäumen entlang und krachte auf die nur mit einer dünnen Schneeschicht bedeckte Bergtundra. Die Kapsel prallte vom Boden ab und taumelte noch ein Stück durch die Luft, bis sie schließlich in einen lichten Wald stürzte.
Der in ein Schutzkraftfeld gehüllte Piers wurde hin und her geworfen und schrie. Er kämpfte ums Überleben, rechnete jedoch mit dem Schlimmsten. Kurz vor dem ersten Aufprall bildete sich um ihn ein Schaumkissen, das ihn vor ernsthaften Verletzungen bewahrte. Bei der zweiten Bruchlandung riss die Kapsel die gefrorene Schnee- und Erdschicht auf, doch schließlich kam sie ächzend und zischend zum Stillstand.
Nachdem sich der Schaum aufgelöst hatte, rappelte Piers sich auf und wischte sich den übrig gebliebenen Schleim von Kleidern, Händen und Haaren. Er war viel zu zerrüttet, um Schmerz zu empfinden, und er hatte keine Zeit, seine Verletzungen zu begutachten.
Ihm war klar, dass seine Eltern tot waren, ihr Schiff zerstört. Er sah nur verschwommen und hoffte, dass er Blut in den Augen hatte und keine Tränen. Schließlich war er ein Harkonnen. Sein Vater hätte ihn geohrfeigt, wenn er eine Regung der Schwäche gezeigt hätte. Zwar hatte Ulf dem Feind bei seinem fruchtlosen Angriff Verluste beigebracht, aber dort oben trieben sich immer noch mehrere Cymeks herum. Bestimmt würden sie ihm nachjagen.
Piers ließ sich nicht von Panik übermannen, sondern schätzte kühl und in Sekundenschnelle die Situation ein. In seiner Lage musste er entschlossen und kaltblütig handeln, wenn er überleben wollte. Wie ein Harkonnen eben. Und es würde ihm nicht viel Zeit bleiben.
In der Rettungskapsel befanden sich zwar einige Notvorräte, aber er durfte hier nicht bleiben. Die Cymeks würden das Gefährt ins Visier nehmen und ihn erledigen. Wenn er erst einmal fort war, gab es kein Zurück mehr.
Piers griff nach dem Verbandskasten und so vielen Nahrungsmittelpaketen, wie er tragen konnte, und verstaute sie in einem elastischen Beutel. Dann öffnete er die Luke der Rettungskapsel und kroch hinaus. Rauch schlug ihm entgegen, und er hörte das Knacken fauchender Feuer, die beim Aufprall von der Hitze entfacht worden waren. Als er Atem holte, strömte ihm eiskalte, beißende Luft in die Lungen. Er schloss die Luke hinter sich, entfernte sich
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