Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
über ihm ein glattes, steiles und gelb angelaufenes Schneefeld. Wenn er erst einmal den Grat erreicht hatte, konnte er von dort Steinbrocken werfen und den Cymek damit vielleicht irgendwie zu Fall bringen. Er sah keine andere Möglichkeit.
Piers kämpfte sich über den Gletscher nach oben, indem er sich mit den Händen festklammerte und versuchte, einen festen Stand zu finden. Seine Schuhe stießen durch die harte Eiskruste, so dass er bei jedem Schritt bis zu den Knien im Schnee versank. Schon bald hatte er kein Gefühl mehr in den geröteten Fingern. Die eisige Luft biss in seinen Lungen, doch er kraxelte zügig weiter. Sein tyrannischer Vater hätte ihn verhöhnt, wenn er sich in einer derart dringlichen Lage um solche Wehwehchen gekümmert hätte. Der Gletscher schien sich ewig hinzuziehen, obwohl Piers den Scheitel des messerscharfen Felskamms bereits sehen konnte.
Vermutlich hatten sich die Cymek-Jäger aufgeteilt, und womöglich hatte er die drei anderen zwischen bröckelndem Gestein und Hitzeschwaden abgeschüttelt. Wenn sie seine Fährte nicht wiederfanden, würden sie das Gelände weiter absuchen ... unnachgiebig, wie Maschinen eben waren. Lediglich einer der Cymeks hatte ihn offenbar rein zufällig gefunden.
Aber auch ein Einzelner dieser monströsen Feinde war mehr als genug, um ihn zur Strecke zu bringen, und außerdem stand er bestimmt in Funkkontakt mit den anderen. Wahrscheinlich waren sie bereits auf dem Weg hierher. Dieser hier schien jedoch entschlossen, Piers ganz allein zu töten.
Unter ihm erreichte der Cymek gerade das Gletscherfeld, tastete kurz das Gelände ab und krabbelte dann weiter hinauf. Mit seinen langen Beinen durchstieß er die Schneedecke und kletterte dabei erheblich schneller, als ein Mensch hätte rennen können.
Der Cymek hielt an, beugte sich nach hinten und feuerte ein weiteres Flammengelgeschoss ab. Piers krallte sich in den Schnee, und die Sprengladung riss kaum eine Armeslänge vom ihm entfernt einen Krater in den Gletscher. Der heftige Einschlag ließ das gefährlich überhängende Schneefeld erbeben, und es geriet ins Rutschen. Wie Schorf, der sich von einer Wunde löst, brach um ihn herum die Eisdecke. Auf gut Glück trat er mit dem Fuß nach einer vereisten Schneescholle und hoffte, sie würde in die Tiefe stürzen und seinen Feind treffen. Doch die gefrorenen Schollen verkeilten sich ächzend und knarrend, bis sie schließlich stilllagen. Piers holte tief Luft und kletterte weiter.
Während der Cymek weiter aufholte, entdeckte Piers einen Felsüberhang, der aus dem Schnee herausragte. Er würde hinaufsteigen und sich dem Feind stellen. Vielleicht konnte er von dort Steinbrocken auf die Maschine werfen – auch wenn ihm klar war, dass ihr das wahrscheinlich nicht viel ausmachen würde.
Nur ein Dummkopf beraubt sich selbst all seiner Möglichkeiten, hätte Ulf Harkonnen zu ihm gesagt.
Bei dem Gedanken stieß Piers ein missmutiges Brummen aus. »Immerhin habe ich länger überlebt als du, Vater.«
Doch dann sah er zu seiner Verwunderung einige Gestalten am oberen Ende des Gletschers, die aussahen wie ... Menschen! Er zählte Dutzende, die am Rande des Schneefelds standen und dem Cymek unverständliche Flüche entgegenschleuderten.
Die Fremden, die sich als Schattenrisse gegen den Himmel abzeichneten, hoben große Zylinder in die Höhe – waren es Waffen? – und schlugen auf sie ein. Wie Donnergrollen oder Explosionen hallte ein lautes Dröhnen von den Bergflanken wider. Trommeln.
Die Fremden schlugen Lärm. Zunächst war kein bestimmter Rhythmus auszumachen, aber dann vereinten sich die Schläge zu einem einzigen, pulsierenden Widerhall, einem wummernden Echo, das das gesamte Schneefeld zum Erbeben brachte.
Immer größere Risse bildeten sich in der Eisdecke, und der Gletscher geriet in Bewegung. Die schwere Laufmaschine versuchte verzweifelt, auf den Beinen zu bleiben, als der gefrorene Untergrund ins Rutschen kam.
Piers begriff, was geschehen würde, und duckte sich unter den Felsvorsprung, wo er von allen Seiten durch Steinwände geschützt war. Kaum hatte er sicheren Halt gefunden, als sich die Schneemassen auch schon rauschend und polternd lösten.
Wie eine weiße Flutwelle erfasste die Lawine den Cymek, warf die Laufmaschine um und schleuderte sie krachend gegen die Felsen. Während der mechanische Feind den Hang hinunterstürzte, schloss Piers die Augen und wartete ab, bis das Grollen seinen Höhepunkt erreicht hatte und wieder abklang.
Als er
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