Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Titel: Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank und Brian Herbert , Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
schließlich unter dem Vorsprung hervorkam und immer noch nicht richtig fassen konnte, dass er überlebt hatte, war die Luft von aufgewirbelten, glitzernden Schneekristallen erfüllt. Obwohl die Schneedecke zweifellos noch unsicher war, kamen die Fremden Hals über Kopf den mit Eisbrocken übersäten Hang heruntergestürzt und brüllten aufgeregt wie Jäger, die gerade ein besonders stattliches Stück Wild erlegt hatten.
    Piers konnte immer noch nicht glauben, was er sah. Er stieg auf den Felsen und erkannte am Fuß des Abhangs den Cymek, der zappelnd und schwer angeschlagen auf dem Rücken lag. Die Lawine hatte ihn mit der Wucht eines schweren Geschützes getroffen. Der mechanische Körper war verbeult, verbogen und zerschmettert, doch er versuchte immer noch, sich aufzurichten.
    Obwohl die Wilden nur notdürftige, aus unterschiedlichstem Material zusammengestückelte Kleidung trugen, hatten sie nicht etwa Speere und Keulen bei sich, sondern recht hochentwickelte Werkzeuge. Vier junge Männer – vermutlich Späher – liefen zur Baumgrenze am Rand des aufgebrochenen Eisfelds, um nach weiteren Cymeks Ausschau zu halten.
    Unterdessen stürzten sich die anderen Eingeborenen wie Hyänen mit Schneidgeräten und Zangen auf die verkrüppelte Maschine. Sandte der mechanische Jäger seinen drei Kameraden gerade einen Hilferuf? Schnell zertrümmerten die Wilden die Funkantennen des Cymeks. Danach zerlegten sie mit verblüffender Geschwindigkeit seine zappelnden Beine. Der Cymek versuchte, erneut ein Flammengeschoss abzufeuern, doch die caladanischen Ureinwohner montierten ihm in Windeseile den Waffenarm ab.
    Aus dem Sprachmodul des Cymek drang eine Tirade wütender Flüche und Drohungen, doch die Wilden achteten nicht darauf und zeigten auch sonst keine Furcht. Emsig nahmen sie die Hydraulik auseinander, entfernten Glasfaserkabel und neuroelektronische Verbindungen und legten alle Teile fein säuberlich beiseite, als wäre es wiederverwertbarer Maschinenschrott. Schließlich trennten sie den Gehirnbehälter des Cymeks heraus, sodass der verräterische menschliche Geist erneut ohne Körper war, diesmal allerdings gegen seinen Willen.
    Dumpf starrte Piers auf den Behälter mit dem Cymek-Hirn, der eigenartigerweise ganz harmlos aussah. Die Wilden ließen ihn intakt. Anscheinend hatten sie mit ihm noch etwas vor. Wie eine Trophäe hielten sie ihn in die Höhe.
    Piers gingen tausend Fragen durch den Kopf, während er über den unsicheren Eis- und Schneegrund hinunterlief. Als er sich den Eingeborenen näherte, schauten sie zu ihm auf, neugierig, aber nicht bedrohlich. Sie sprachen ein Kauderwelsch, das ihm unverständlich blieb.
    »Wer seid ihr?«, fragte er auf Standard-Galach, in der Hoffnung, dass irgendjemand ihn verstehen würde.
    Einer der Männer, ein alter, hagerer Geselle mit kurzem, rötlichem Bart und hellerer Haut als seine Kameraden, zeigte triumphierend auf Piers. Er stellte sich vor ihm auf und klopfte sich auf die Brust. »Tiddoc.«
    »Piers Harkonnen«, entgegnete dieser, entschied sich dann aber für die einfachere Variante. »Piers.«
    »Gut, Piers. Danke«, sagte der Alte. Er hatte einen starken Akzent, aber sein Galach war einigermaßen verständlich. Als Tiddoc das Erstaunen in der Miene des Jüngeren sah, fuhr er langsam fort, als müsste er jedes einzelne Wort aus den Tiefen seiner Erinnerung fischen. »Über die Zensunni-Emigranten, die vor langer Zeit aus der Liga flohen, stammt unsere Sprache vom Galach ab. Jahrelang habe ich in den Städten der Adligen niedere Arbeiten verrichtet. Dabei habe ich hier und da ein Wort aufgeschnappt.«
    Obwohl der gefangene Cymek bewegungsunfähig war, drang noch immer ein Knurren aus seinem integrierten Sprachmodul, als die Caladaner den Gehirnbehälter zwischen zwei seiner amputierten Beine banden, die sie als Tragegestänge benutzten. Dort baumelte er wie ein erlegtes Tier. Zwei besonders kräftige Eingeborene schulterten die Metallstangen und stiegen damit den schroffen Berghang hinauf. Die Übrigen nahmen so viele Teile, wie sie tragen konnten, und kletterten hinterher.
    »Komm mit uns«, sagte Tiddoc.
    Piers blieb nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen.
     
    Während Piers hinter den rauen Gestalten den Berg hinaufstieg, tat ihm bei jedem Schritt das Knie weh, und sein Rücken verkrampfte sich schmerzhaft. Bisher hatte er keine Gelegenheit gehabt, den Tod seiner Eltern zu verarbeiten. Er vermisste die freundliche Güte seiner Mutter und ihre Klugheit. Katarina

Weitere Kostenlose Bücher