Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Bedrohung. Selbst unter so vielen Menschen fühlte er sich nicht sicher, und er bemühte sich, den alten Anführer davon zu überzeugen, dass die Gefahr noch nicht gebannt war. »Da sind noch mehr Cymeks, Tiddoc. Ich glaube, dass sie hinter mir her sind.«
»Wir haben doch schon einen getötet«, antwortete Tiddoc.
»Aber was ist mit den anderen? Sie sind noch irgendwo da draußen ...«
»Die werden wir auch töten, wenn sie dich belästigen. Cymeks haben keine Geduld. Sie verlieren schnell das Interesse. Bist du so wichtig für sie? Wir sind es jedenfalls nicht.« Er tätschelte Piers' Handgelenk. »Wir haben Späher. Wir haben Verteidigungsanlagen.«
Nach dem Essen blieben Tiddoc und sein Stamm ums Feuer sitzen und erzählten sich alte Gleichnisse und Abenteuergeschichten in ihrer Muttersprache. Währenddessen wurden Schalen mit einem starken Getränk herumgereicht. Piers, der in Felle eingehüllt war, um die Eiseskälte fernzuhalten, trank davon und spürte, wie es ihn innerlich wärmte. Zwischendurch übersetzte ihm der Alte die Geschichten der unterdrückten Zensunni, die nicht nur vor dem Eroberungszug der Maschinen geflohen waren, sondern auch vor der Versklavung in der Liga der Edlen.
Bereits ein bisschen beschwipst verteidigte Piers die Liga und ihren unablässigen Kampf gegen die Denkmaschinen, bekundete aber zugleich sein Mitgefühl für das armselige Los der buddhislamischen Sklaven auf Poritrin, Zanbar und anderen Welten der Liga. Er erzählte von epischen Schlachten gegen den bösen Omnius und seine blutrünstigen Roboter und Cymeks, während Tiddoc sich abmühte, alles zu übersetzen.
Und mit belegter Stimme berichtete er von der Zerstörung seines eigenen Schiffs und vom Tod seiner Eltern ...
Tiddoc zeigte auf den Hirnbehälter. »Komm. Das Fest ist vorbei. Jetzt bringen wir unseren Maschinenkrieg zu Ende. Darauf freuen sich schon alle.« Er rief etwas in seiner Muttersprache, worauf zwei Männer den Behälter an den improvisierten Stangen herbeitrugen. Aus dem Sprachmodul drang zwar immer noch ein Grummeln, doch die passenden Flüche waren dem Cymek offenbar ausgegangen.
Einige Frauen entzündeten Fackeln am großen Feuer und führten Piers und die anderen über einen Pfad auf den überhängenden, tropfenden Gletscher. Ausgelassen marschierten die Eingeborenen mit dem hilflosen Gehirn dahin. Der Cymek stieß Flüche in allen erdenklichen Sprachen aus, aber die Wilden lachten nur.
»Was habt ihr vor?«, wollte der Cymek wissen. Das körperlose Gehirn krümmte sich im Behälter, indem es die letzten funktionsfähigen Elektroden steuerte. »Hört auf! Wir werden euch zermalmen!«
Piers folgte den anderen über eine Kuppe und hinab in eine Senke, wo es nach Schwefel roch und der poröse Stein sich warm unter den Füßen anfühlte. Die Eingeborenen trugen das machtlose Hirn zu einem Felsloch, aus dem Dampf aufstieg. Dort blieben alle stehen, lachten und unterhielten sich. Den Behälter hielten sie direkt über die unheilvolle Öffnung.
Neugierig beugte sich Piers über das Loch, aber Tiddoc zerrte ihn zurück. Der Fackelschein offenbarte ein furchterregendes Lächeln auf dem Gesicht des rotbärtigen Alten.
Aus großer Tiefe drang ein Rumpeln, und nach einem kurzen Dampfstoß brach ein Geysir hervor, dessen siedend heiße Fontäne das Cymekgehirn verbrühte. Die Flüche des Cymeks verwandelten sich zuerst in Schreie, dann in abgehacktes Stammeln und Schmerzenslaute, die aus dem beschädigten Sprachmodul plärrten.
Als der Geysir wieder nachließ, winselte und lallte der delirierende Cymek. Kurz darauf ging der Geysir erneut los, und das schreckliche Geheul aus dem Sprachmodul ließ Piers schaudern.
Obwohl dieses Ungeheuer ihn hatte töten wollen und am Mord an seinen Eltern beteiligt gewesen war, konnte Piers seinem Leiden nicht länger zuhören. Als die Fontäne wieder abbrach, griff er sich einen Steinbrocken und zertrümmerte das Sprachmodul.
Doch die Eingeborenen hielten das gequälte Gehirn weiterhin über das Loch, und als der siedend heiße Strahl ein drittes Mal in die Höhe schoss, schrie der Cymek lautlos, so lange, bis er in seinem Elektrafluid bei lebendigem Leibe gekocht war.
Danach schlugen die Wilden den Behälter auf und verspeisten den dampfenden, gegarten Inhalt.
In der Steinhütte war es warm und einigermaßen bequem, aber Piers fand trotzdem kaum Schlaf, weil ihm die schrecklichen Bilder nicht aus dem Kopf gingen. Als er endlich doch einschlief, träumte er, er
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