Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
wäre an Stangen gebunden und die Eingeborenen würden ihn über den Geysirspalt halten. Schon hörte er, wie ihm das siedende Wasser entgegenschlug, als er mit einem Schrei auf den Lippen aus dem Schlaf hochschreckte.
Von draußen hörte er das Heulen eines Tieres, dann war es wieder still.
Dann Geräusche einer Maschine.
Er stolperte zum Eingang der Hütte und spähte hinaus in die kalte, schwefelgeschwängerte Nacht. Die Wachtiere schlugen plötzlich an, und sofort war das Lager der Wilden von Rufen und Bewegung erfüllt. Die Späher waren wachsam gewesen.
Im Streifen grauen, nebligen Himmels, der zwischen dem Boden und dem Eisüberhang sichtbar war, erkannte Piers vier sich nähernde Fluggefährte. Ihre Triebwerke, die wie mechanische Insekten brummten, schimmerten im Dunkeln. Cymeks!
Tiddoc und seine Wilden stürzten aus ihren Hütten und griffen nach Fackeln und Waffen. Auch Piers rannte hinaus, um ihnen beizustehen. Zwar hatte er die beiden anderen Cymek-Jäger gestern abgeschüttelt, doch die hochentwickelten Denkmaschinen hatten die Gegend so lange durchkämmt, bis sie seine Fährte aufgespürt hatten ... und die hatte die Monster direkt hierher geführt.
Die Schiffe landeten auf einem nahe gelegenen Geröllfeld, die Luken gingen auf, und heraus kamen bewaffnete Cymeks. Mit beängstigender Geschwindigkeit marschierten die krebsartigen Kampfmaschinen den Hang herunter. Die Eingeborenen liefen vor ihnen weg, wobei sie den Feind mit Gejohle und geschwenkten Fackeln reizten.
Einer der Cymeks feuerte eine Flammengelrakete ab, deren Explosion einen Teil der Gletscherkuppel zum Einsturz brachte. Eisbrocken fielen herab und zertrümmerten die verlassenen Steinhütten.
Tiddoc und die Leute aus dem Dorf wichen den Trümmern aus, als wäre das Ganze nur ein Spiel, und winkten Piers, dass er ihnen folgen sollte. Eilig schlugen sie denselben Weg ein wie am Abend zuvor und gelangten zum Geysirfeld. Im Morgenlicht sah Piers nun, dass es sich um ein großes, leicht abschüssiges Gebiet voller Schlammtöpfe und heißer Quellen handelte. Immer wieder brachen Ausgasungen und Geysire auf und erfüllten die Luft mit fauligem Dampf und Hitzeschwaden. Die Eingeborenen teilten sich auf und folgten instinktiv verschiedenen Pfaden über den verkrusteten Felsgrund, wobei sie weiterhin Rufe und Verwünschungen ausstießen. Auf eine seltsame Art und Weise war die vorgebliche Panik der Eingeborenen durchorganisiert wie ein Katz-und-Maus-Spiel. Lockten sie den Feind in eine Falle? Sie schienen einen Plan zu verfolgen und ihre eigene Jagd zu veranstalten.
Piers lief mit ihnen und ging in Deckung, als die vier Laufmaschinen Geschosse auf das brodelnde und zischende Feld heißer Quellen abfeuerten. Wie riesige Spinnen stapften die mechanischen Körper durch das unsichere Gelände. Für derart hochentwickelte Maschinen war ihre Zielgenauigkeit miserabel. Die optischen Fasern und Wärmesensoren der Cymeks waren im Durcheinander von Temperatursignaturen wahrscheinlich so gut wie blind.
Tiddoc schleuderte seinen Speer, der klappernd vom Kopf des größten Cymeks abprallte. Die Waffe war nicht dazu gedacht, den Maschinen ernsthaften Schaden zuzufügen, sondern sollte sie nur provozieren und irritieren. Im nächsten Moment rannte der Anführer der Wilden brüllend davon, um die Feinde weiter hinter sich her zu locken.
Aufgebracht bellte die größte Kampfmaschine durch ihr Sprachmodul: »Agamemnon entkommt ihr nicht!« Die übrigen drei Cymeks staksten hinter ihm her.
Piers lief es eiskalt den Rücken hinunter. Jeder freie Mensch hatte schon vom berühmten General des Omnius gehört, der einer der alten, grausamen Tyrannen war.
Einer feindlichen Maschine gelang ein Glückstreffer, als ein junger Mann in der Nähe ihres Waffenarms herumtänzelte. Der brennende Leib des Opfers lag zuckend und sich windend am Boden. Zornig und voll Rachedurst schlossen die caladanischen Eingeborenen ihre Reihen dichter und verstärkten die Angriffe auf die Cymeks. Sie schleuderten selbstgebaute Sprengkörper, die laut knallten, rauchten und brannten, wenn sie explodierten, aber an den Hüllen der Cymeks lediglich Rußspuren hinterließen. Die von menschlichen Hirnen gesteuerten Maschinen hielt das nicht auf.
Leichtfüßig rannten die Wilden über das von vulkanischer Aktivität erfüllte Gelände, und die Cymeks, die keine Falle vermuteten, verfolgten ihre Beute in die stinkenden Nebel. Unter ihren Schritten brach die Salzkruste, die den Boden bedeckte.
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