Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
einmal den Rückweg zum Ornijet finden. Unsere Fußabdrücke sind sicher schon seit Tagen verweht.«
Jesse war nicht bereit, vor den Augen seines Sohnes Angst zu zeigen. Sie waren durch die Wüste geirrt und möglicherweise im Kreis gelaufen. In der leeren Weite hatte er nicht die geringste Ahnung, was in welcher Richtung lag – sei es der kaiserliche Außenposten, die Stadt Carthag, der verschüttete Ornijet oder die Forschungsstation. Sie hatten sich hoffnungslos verirrt, und ihnen war das Wasser ausgegangen.
Der völligen Verzweiflung nahe taumelte English auf den verfärbten Sandfleck rund um eine Ausgasung zu. Eine ganze Weile stand er einfach nur da und starrte wie benommen zu Boden. Jesse fragte sich, ob der Mann beabsichtigte, sich mit dem Kopf voran in die austretenden Dämpfe zu stürzen.
»Wie kann hier draußen überhaupt etwas überleben?«, sagte English schließlich. »Jedes Lebewesen braucht Wasser. Vielleicht hätten wir das Blut dieser Kängurumäuse trinken sollen.«
»Ich habe versucht, sie zu fangen«, sagte Barri mit trockener, rauer Stimme.
English beugte sich dichter über den verkrusteten Sand um die Ausgasung, konzentriert wie ein Jäger. Seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Aber im Sand leben riesige Kreaturen. Es muss hier Wasser geben.« Der zerlumpte Erntevorarbeiter streckte langsam die Arme aus, nach Dingen, die sich durch den warmen Sand um das Dampfloch wanden und schlängelten.
Er warf sich nach vorn und grub mit den Händen in der staubigen Kruste. Wie ein Hund schaufelte er hektisch den Sand beiseite, wühlte sich mit verkrümmten Fingern tiefer, bis er schließlich etwas erwischte. Er kämpfte mit seiner Beute, schrie triumphierend auf und warf sich nach hinten, wobei er einen formlosen Klumpen aus der Erde riss, der wie eine riesige Körperzelle von der Länge seines Unterarms aussah. English warf das Ding auf den festgebackenen Sand, ließ sich auf die Knie nieder, drehte es um und versuchte, das noch immer zappelnde Etwas festzuhalten.
Barri eilte herbei, trotz aller Anstrengungen immer noch voll jugendlicher Neugier. »Was ist das?«
»Eine Sandforelle. Dr. Haynes hat mir erzählt, dass man sie oft in der Nähe von Ausgasungen findet.« Mit geröteten Augen blickte English zu ihm auf. »Das Einzige, worauf es mir im Moment ankommt, ist, dass sie lebt und dass sich irgendeine Art von Flüssigkeit in ihrem Innern befindet, Blut, Saft oder Protoplasma. Wer weiß?« Er drückte die Finger in die nachgiebige Haut des zappelnden Dings und zog ein Taschenmesser aus seinem Bündel.
»Können wir davon überleben?«, fragte Jesse.
Der Erntevorarbeiter zog seine Gesichtsmaske herunter und zuckte mit den Schultern. »Ich habe nie davon gehört, dass jemand eine Sandforelle gegessen hätte. Soweit ich weiß, war noch nie jemand dazu gezwungen.«
»Und wenn sie giftig ist?«, fragte Barri.
»Mir scheint, dass wir ohnehin so gut wie tot sind, wenn wir nicht bald Wasser finden, junger Herr.« Er versuchte zu schlucken, fand jedoch keine Feuchtigkeit in seiner trockenen Kehle. »Ich werd's drauf ankommen lassen. Einer von uns muss es tun.«
Jesse senkte die Stimme. »Danke, dass Sie nicht aufgeben, William.«
English grub die Finger in die ledrige Außenhaut der Sandforelle und stieß dann mit der Messerspitze hindurch. Etwas Zähflüssiges quoll hervor wie klebriger Speichel, und ein intensiver Alkali- und Zimtgeruch stieg auf, so scharf, dass er ihnen in den Augen brannte. »Riecht wie Gewürzbier.« English steckte einen Finger in die Flüssigkeit und berührte ihn dann mit der Zunge. »Und es schmeckt auch wie Gewürz ... sehr kräftig. Aber doch anders.« Sein verzweifelter Durst ließ English jede Vorsicht vergessen, und er senkte den Mund zu der noch immer zuckenden Sandforelle. Mit geschlossenen Augen nahm er einen tiefen Schluck von der schleimigen Flüssigkeit.
Jesse wäre es lieber gewesen, wenn English nur einen kleinen Schluck probiert und dann abgewartet hätte, ob es irgendwelche Nebenwirkungen gab ... aber angesichts der Tatsache, dass sie keinerlei Vorräte mehr hatten, wäre seine Warnung bedeutungslos gewesen.
Barri trat näher und blickte durstig auf die Sandforelle und die glitschige Flüssigkeit, die daraus hervorquoll.
Plötzlich schoss English stocksteif in die Höhe und ließ das Protoplasma-Geschöpf auf den festen Sand fallen. »Es brennt! Aber es knistert wie tausend winzige Explosionen im Mund!« Er legte die Hand auf die Brust. »Auch
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