Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Lieblingsspeisen. Jesse nahm einen Schluck Gewürzkaffee, wobei er den Zimtgeschmack der Melange kaum bemerkte. Jetzt, wo sie täglich Gewürz zu sich nahmen, achtete er kaum noch darauf. Seltsam. Auf Catalan hatte er sich die Substanz nur selten gegönnt, und jetzt konnte er sich gar nicht mehr vorstellen, eine Mahlzeit ohne Gewürz zu sich zu nehmen. Melange war ebenso sehr zum Teil des Lebens auf der Dünenwelt geworden wie Luft und Sand.
Draußen hörte er ein großes Triebwerk. Auf den verschiedenen Landefeldern von Carthage kamen und gingen unentwegt Ornijets und Transportschiffe, aber dieses Triebwerk war sehr viel lauter. Ein gewaltiges Dröhnen erfüllte den Himmel über der Stadt in den Bergen.
Barri lief zum Fenster. »Da ist das Zeichen des Kaisers!«
Mit einem beunruhigten Seufzer ging Jesse zu ihm hinüber und sah ein riesiges, ehrfurchtgebietendes Raumschiff, das sich langsam über dem Geschäftsviertel herabsenkte, eins der größten Schiffe, die überhaupt auf einem Planeten landen konnten. Ein kaiserliches Inspektionsschiff, bewaffnet und bedrohlich.
Nein, begriff er – dies würde ganz und gar kein normaler Tag werden.
Da die Finanzlage des Hauses Linkam mehr als angespannt war, gestattete Dorothy keine luxuriösen Dekorationen und hatte Teile des Anwesens stillgelegt. Falls der Gesandte des Hochkaisers erwartet hatte, in einem opulenten Saal empfangen zu werden, wurde er bitter enttäuscht.
Hofrat Ulla Bauers' Nase zuckte wie die eines Kaninchens, als er sich mit ärgerlicher Miene im Hauptquartier umsah, wie um ihnen anzudeuten, dass er Wichtigeres zu tun hatte und schnellstens wieder von hier verschwinden wollte. Als akkurater Mann mit Salongewohnheiten, die noch aus einem anderen Jahrhundert stammten, trug er eine Robe mit hohem Kragen, die jedem Edelmann zur Ehre gereicht hätte. Auf der Dünenwelt wirkte er damit völlig fehl am Platze.
»Hmmm. Mit kaiserlicher Erlaubnis hat das Haus Linkam nun seit einem Jahr die Gewürzförderung geleitet«, sagte Bauers wohlunterrichtet, »doch Ihre Melange-Exporte lagen, ähem, deutlich unterhalb der Erwartungen.« Seine Augen verengten sich bedrohlich. »Ich fürchte, dass Sie eine Schande für den Kaiser sind, Edelmann Linkam.«
Jesse unterdrückte seine Wut. »Die Hoskanners haben uns minderwertige Ausrüstung hinterlassen. Ein Großteil der von mir bestellten – und bezahlten – neuen Maschinen wurde entweder defekt geliefert oder durch bürokratische Winkelzüge aufgehalten. Wir haben vor dem kaiserlichen Gericht eine Klage gegen unsere ixianischen Lieferanten eingereicht, aber das Urteil wird erst nach dem Ende des Wettstreits fallen.« Er zwang sich zu einem matten Lächeln und bemühte sich, den übertrieben pompös gekleideten Mann nicht böse anzustarren. »Trotzdem habe ich noch ein Jahr vor mir und keine Zeit zu verlieren. Ich weiß das Interesse des Hochkaisers zu schätzen, doch wir haben hier sehr viel zu tun.«
»Hmmm-ähem, sind Ihnen vielleicht gewisse Feinheiten der ursprünglichen Abmachung über diesen Wettstreit entgangen, Edelmann? Solche Feinheiten gehören zu meinen Spezialitäten.« Bauers räusperte sich – es war jedoch kein Husten, sondern eine sorgsam kontrollierte Erschütterung der Stimmbänder. »Wenn der Hochkaiser es wünscht, kann er den Wettstreit jederzeit widerrufen und die Dünenwelt an das Haus Hoskanner zurückgeben.«
Jesse versteifte sich. »Der Hochkaiser hat ausdrücklich gesagt, dass es keine Regeln gibt.«
»Ähem, aber in der Übereinkunft heißt es ebenfalls, ich zitiere: ›Dieser Vertrag untersteht dem kaiserlichen Gesetz.‹« Er bedachte Jesse mit einem geringschätzigen Lächeln. »Das kann alles bedeuten, was der Kaiser beschließt.«
Innerlich vor Wut kochend sagte Jesse: »Warum sollte er so mit uns spielen? Der Adelsrat wird empört sein, wenn Sie den Wettstreit abbrechen, ohne mir eine faire Chance gegeben zu haben.«
»Es ist ganz einfach, Edelmann Linkam. Das Volk verlangt nach Melange, und Sie haben nicht genug geliefert. Wir haben nie damit gerechnet, dass Sie so kläglich scheitern würden. Das ist unvorstellbar!« Er runzelte die Stirn. »Hmmm, oder verstecken Sie Teile Ihres Ertrages vor uns? Horten Sie Melange, um die Schwarzmarkthändler zu versorgen? Das dünne Rinnsal, das Sie nach Renaissance exportieren, kann doch unmöglich Ihre gesamte Fördermenge sein. Wo sind Ihre geheimen Gewürzlagerräume?«
Jesse lachte leise. »Wir behalten kaum genug für unseren
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