Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Die Hoskanner wussten davon. Aber sie wussten nichts von den Unternehmungen in der tiefen Wüste – zumindest konnten sie eigentlich nichts davon wissen. Nile Rew und die anderen geflohenen Unruhestifter waren in Einzelhaft, und dennoch hatte jemand die entsprechenden Informationen weitergegeben. Zwei Geheimnisse, die ihnen schaden konnten, waren zur gleichen Zeit ans Licht der Öffentlichkeit gekommen.
Tuek konnte unmöglich Recht haben, was Dorothy anging. Aber es fiel Jesse schwer, die Fakten zu bestreiten. Seit sie hier waren, hatten die Saboteure über den Einsatz ihrer Ausrüstung Bescheid gewusst, über die Stationierung ihrer Sicherheitstruppen, über die Bestellungen neuer Erntemaschinen und Carryalls, die unerklärlichen Verzögerungen unterlagen ...
»Was ist los, Jesse?« Sie sah ihn stirnrunzelnd an. War da eine Andeutung von Schuldbewusstsein in ihrer Miene zu erkennen? Verbarg sie möglicherweise etwas vor ihm? Ganz plötzlich war er sich nicht mehr sicher.
Dorothy schaute ihn noch immer an und wartete auf eine Antwort. Schließlich wandte er sich ab. »Nichts weiter.«
24
Im bekannten Universum sind gerade einige der unwirtlichsten Welten die wertvollsten.
Bericht der kaiserlichen Ressourcenbehörde
Nachdem sich die Menge – fürs Erste – zerstreut hatte, gingen Jesse und Tuek gemeinsam durch die Korridore des Anwesens. Der vor sich hinbrütende Sicherheitschef wirkte sogar noch mehr in Gedanken versunken als sonst.
Sonnenlicht strömte mit einer Intensität, die die Nachmittagshitze erahnen ließ, durch ein verbleites Plazfenster herein. In den Korridoren und Zimmern beseitigten Dienstboten die Abfälle und den Staub, die die zahlreichen ein- und ausströmenden Menschen hinterlassen hatten.
Mit einem Seitenblick zu Tuek sagte Jesse: »Immerhin haben wir ihnen etwas bewiesen. Valdemar Hoskanner hätte ihnen niemals so viel Zugang erlaubt.«
»Er hätte den ganzen Mob töten lassen.« Der Veteran klang nicht, als würde er ein solches Verhalten verurteilen. »Und ich wäre ebenfalls dazu bereit gewesen.«
»Hätte Dor nicht so schnell reagiert, wäre es vielleicht viel schlimmer gekommen.«
Mit finsterer Miene rieb sich Jesses Gegenüber die rotfleckigen Lippen. »Hätte sie sich nicht so leichtsinnig verhalten, meinen Sie wohl. Sie hat uns alle in Gefahr gebracht.« Nach einer Weile fügte er hinzu: »Meiner Erfahrung nach nehmen Gerüchte weit unter der Oberfläche ihren Ursprung. Aber trotzdem kommen sie von irgendwoher, von einem Fünkchen Wahrheit, das von einem Unruhestifter zu einem Feuer angefacht wird.«
Jesse wusste, dass der alte Veteran Dorothy meinte. Er verstand nicht, warum Tuek sie nie gemocht und ihr nie getraut hatte. Lag es daran, dass sie so viel Einfluss auf den Edelmann hatte, obwohl sie nur eine Gemeine war? »Als wir hierher gekommen sind, Esmar, haben wir einen Großteil der alten Hausdiener entlassen, die für die Hoskanners gearbeitet haben. Einige davon haben vielleicht von dem Gewächshaus gewusst. Mit Sicherheit haben sie geredet.«
»Aber warum jetzt, Mylord? Zur gleichen Zeit wie das Gerücht über die Gewürzvorräte in der Wüste. Ich mag keine Zufälle.« Er bedeutete Jesse, ihm in ein Zimmer zu folgen. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, holte der Sicherheitschef einen Briefstat aus einer Innentasche hervor. Das verzierte Röhrchen trug unverkennbar das kaiserliche Wappen.
»Vor einer Stunde habe ich das hier auf meinem Schreibtisch gefunden«, sagte Tuek. »Hofrat Bauers hat die Gerüchte über unseren Geheimvorrat ebenfalls gehört, und er schenkt ihnen Glauben.«
»Er hat auf jeden Fall seine Hausaufgaben gemacht.«
Tuek tippte auf den Zylinder. »Wenn ich mir ansehe, wie er herumpoltert, bin ich mir sicher, dass er noch keine Beweise hat. Aber jemand hat ihn informiert, noch bevor der Mob heute angefangen hat, Gerüchte zu verbreiten. Tatsächlich weiß ich aus zuverlässigen Quellen, dass er bereits Suchtrupps in die Wüste geschickt hat.«
Jesse zuckte zusammen. »Wurde Gurneys letztes Lager verlegt?«
Er nickte. »Ich habe sofort den Befehl dazu gegeben. Bauers wird nur ein paar Spuren im Sand finden. Es dürfte uns gelingen, ihm einen Schritt voraus zu bleiben.«
»Warum lächeln Sie dann nicht, alter Freund?«
»Das ist noch nicht alles.« Die Miene des Veteranen verfinsterte sich. »Der Kaiser höchstpersönlich kommt mit seiner Privatjacht hierher, begleitet von einer kaiserlichen Streitmacht, die
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