Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
um eine unverantwortliche Wasserverschwendung, wie es ihre und Jesses Überzeugung gewesen war, oder hätten sie es als ein Zeichen der Hoffnung betrachten sollen? Der Gedanke an das Grün, an die Feuchtigkeit und an wimmelndes Leben erfüllte sie mit solchem Wohlgefühl, dass sie den Kopf auf den Tisch legte und einschlief ...
Ein plötzlicher Schatten legte sich über Dorothys Träume. Sie setzte sich erschrocken auf, obwohl sie nicht wusste, was sie so beunruhigte. Sie sah sich um, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken, und doch stimmte irgendetwas nicht. Als sie das versiegelte Gewächshaus verließ, fiel ihr sofort auf, dass es zu still im Anwesen war.
Die Konkubine eilte die breite Haupttreppe in den zweiten Stock hinunter, wo zwei von Tueks Wachleuten lagen, die Arme und Beine von sich gestreckt wie vergiftete Insekten. Sie erstarrte und lauschte auf Bewegungen, dann schlich sie sich in den Raum, um den Puls der beiden zu überprüfen. Beide waren am Leben, aber bewusstlos. Gas? Sie kam zu dem Schluss, dass es sich um irgendetwas handeln musste, das unglaublich schnell wirkte. Sie schnupperte und roch einen schwachen, ungewohnten Duft, der an Pinien und verbrannten Zucker erinnerte.
Als sie den Korridor entlanglief, fand sie weitere Bewusstlose. Die Dienstboten der Nachtschicht waren an Ort und Stelle zu Boden gefallen. Offenbar hatte sich jemand Zugang zum abgeschirmten Belüftungssystem des Anwesens verschafft. Ein starkes Schlafmittel konnte ein solches Werk schnell verrichten. Das isolierte Gewächshaus, von Valdemar Hoskanner geheimgehalten, hatte ein unabhängiges System.
Mit klopfendem Herzen eilte sie zu Barris Schlafzimmer. Die Tür zum Zimmer des Jungen stand offen, und beinahe stolperte sie über Tueks bewegungslosen Körper, der auf dem Boden lag und mit einer Hand eine Betäubungspistole umfasste. Offenbar hatte der Sicherheitschef den Verdacht gehabt, dass etwas nicht stimmte, wenn auch zu spät, um etwas zu unternehmen.
»Barri!« Sie stürzte in sein Zimmer, sah, dass die Laken ihres Sohns zerwühlt waren und erwartete, ihn ebenso bewusstlos wie den Rest vorzufinden. Aber er war nicht da.
Mein Sohn ist fort!
Dorothy stürmte zum Fenster und sah drei dunkle Gestalten, die durch den Felsengarten vor dem Anwesen rannten, wo die Hoskanner-Statuen entsorgt worden waren. Soweit sie erkennen konnte, handelte es sich um große Männer, und sie trugen ein Bündel, das etwa die Größe eines kleinen Jungen hatte. Hektisch schaltete sie die Verriegelung ab, zerriss die Schutzhülle ums Fenster und warf es auf. Trockene Nachtluft schlug ihr entgegen. »Halt!«
Die Männer schauten zu ihr hinauf, rannten jedoch weiter. Sie waren bereits viel zu weit weg, als dass Dorothy sie noch hätte einholen können. Der gequälte Schrei einer Mutter stieg mit dem warmen Nachtwind auf. Eine klirrende Halskette des Entsetzens zog sich um ihre Kehle zusammen, und der hässliche Rhythmus ihres eigenen Herzschlags pochte in ihren Ohren.
Als die dunklen Gestalten weiterrannten, löste sich Dorothy aus ihrer Starre und eilte zurück zu Tueks bewusstlosem Körper. Sie nahm ihm die Betäubungspistole aus den schlaffen Fingern. Sobald sie wieder am offenen Fenster war, drückte sie den Auslösebolzen, obwohl sie keine Ahnung hatte, wie groß die Reichweite der Waffe war. Sie beschrieb einen weiten Bogen mit dem Betäubungsstrahl, doch er verlor sich in der Nacht. Die Entführer verschwanden mit dem Jungen. Sie warf die nutzlose Waffe aufs Bett.
Zugleich rasend vor Wut und voller Entsetzen versuchte Dorothy, den außer Gefecht gesetzten Veteranen zu wecken. Sie schüttelte ihn, so fest sie konnte. »Wachen Sie auf, verdammt nochmal! General Tuek, machen Sie Ihre Arbeit!« Er rührte sich nicht. Sie schlug ihm ins Gesicht, aber er war zu tief in Bewusstlosigkeit versunken. Glühende Wut durchströmte sie. Dieser Mann hätte ihren Sohn beschützen sollen!
»Verdammt, verdammt, verdammt!« Sie schlug ihn fester ins Gesicht, und der dreieckige Stein von Jesses Verlobungsring schnitt ihm in die raue Wangenhaut. Blut lief ihm über das wettergegerbte Gesicht, doch es war ihr egal.
Jemand, der sich genau im Anwesen auskannte, musste Barri entführt haben. Es war alles zu perfekt koordiniert, zu präzise durchgeführt. In Gedanken hörte Dorothy die Laute der Angst, wie Fingernägel, die über Haut kratzten, gefolgt von plötzlich anschwellenden Geräuschen in den dunklen Schatten um sie herum, die die Stille im
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