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Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Titel: Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank und Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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neue Öffnung in der Decke herabfiel. Weit oben hatte sich ein Sandstrudel geöffnet und ließ nun eine Flut von Körnchen herabströmen wie durch den Hals eines Stundenglases. Vulkanische Dämpfe wirbelten aus einer Öffnung hervor und nach oben, wie Rauch, der durch einen Schornstein abzieht, und die blauen Gewürzpflanzen reckten sich in Richtung Decke, auf der Suche nach einem Weg an die Oberfläche.
    Jesse starrte das Schauspiel an, bis ihm eine Möglichkeit in den Sinn kam. Er entschied, dass sie eine durchaus annehmbare Chance bot, zumal er keinen besseren Weg nach draußen erkannte.
    Als die fleischigen Gewächse sich aneinanderdrängten und emporstreckten wie die Hände klagender Bettler, sprang er mitten hinein. Die aufsteigenden Vegetationsmassen drückten sich nach oben. Jesse kletterte am schwammigen Pilzfleisch hinauf, hielt sich fest und hoffte, dass der Abzug zwischen den Felsen breit genug war, um ihn hindurchzulassen.
    Um sich herum spürte er, wie die pflanzliche Aufwallung an Kraft gewann, als mehr und mehr Gewächse sich der Oberfläche der Dünenwelt entgegendrängten. Einer der fleischigen Münder öffnete sich wie eine Blüte und blies ihm eine erstickende Zimtwolke in Gesicht und Augen, doch Jesse ließ nicht los. Er spürte, wie er mit langsam zunehmender Geschwindigkeit nach oben getragen wurde. Während er aufwärts gedrückt wurde, schrammte er an den vorbeisausenden Felswänden entlang und zog sich zahlreiche Schnitte zu.
    Und dann brach die Pflanzenmasse wie ein Ertrinkender, der die Wasseroberfläche erreicht, unter freiem Himmel hervor und spie dabei krampfartig zimtigen, rostfarbenen Staub aus.
    Jesse wurde wie eine Puppe durch die Luft geschleudert. Wenige Augenblicke später landete er auf einem festgebackenen Dünenhang. Hustend und zitternd kam er auf die Beine. Durchs helle Sonnenlicht taumelnd sah er, wie sich die Gewürzpflanzen, die weiter aus dem Loch hervorbrodelten, an der Luft von blau zu braun verfärbten, Melange versprühten und einen dicken, rötlichen Teppich in alle Richtungen verteilten.
    Noch während er zusah, verdorrten die Pilze, trockneten aus und fielen zu einer faserigen Schicht auf dem Sandboden zusammen. Innerhalb weniger Sekunden, in denen sie der trockenen Luft ausgesetzt waren, zersetzten sich die Gewürzpflanzen und wurden zu Flocken, die eine Schicht reichhaltiger Melange bildeten.
    Sonnenlicht – echtes Sonnenlicht – brannte ihm in den Augen. Während Jesse die Augen mit einer Hand abschirmte, gewöhnte er sich langsam an die Luft im Freien. Der Tag brach gerade an, und zitronengelbe und bräunliche Farbtöne krochen über den Himmel.
    Irgendwo mitten in einer riesigen Wüste verloren drehte Jesse sich in alle Richtungen und suchte nach einem Anhaltspunkt. Alles um ihn herum sah aus wie blankgescheuert. Der Coriolissturm musste hier vorbeigezogen sein. Er konnte nicht einmal raten, wie lange er fort gewesen war.
    Und dann, wie durch ein Wunder, sah er eine Bergkette am östlichen Horizont in derselben Richtung und winzige karoförmige Lichter, geometrische Formen. Er konnte sie nur erkennen, weil sein zeitweilig verstärktes Sehvermögen offenbar Teleskopeigenschaften entwickelt hatte. Jesse erkannte die Oase und die karoförmigen Pflanzungen, die pillendosenförmigen Wassersilos und das keilförmige Hauptgebäude von Dr. Haynes' Forschungsstation. Grün bepflanzte Dünen fügten dem Bild einen dünnen farbigen Rand hinzu, bevor es ins endlose Braun der Wüste überging.
    Jesse machte sich an die Wanderung durch den Sand. In der Wüste waren Entfernungen oft trügerisch, aber er zweifelte nicht daran, dass er den Weg schaffen würde, ganz gleich, wie lange es dauerte. Selbst in der gnadenlosen Mittagshitze glaubte er nicht, dass er langsamer werden würde.
    Die Fußstapfen hinter ihm begannen inmitten eines frischen Gewürzfelds und folgten dann einer geraden Linie, die direkt zur Sicherheit der Forschungsstation führte. Das Gewürz hatte ihm neues Leben verliehen.

31
     
    Überall um uns herum gibt es faszinierende Rätsel. Warum sollte man seine Zeit damit verschwenden, die falschen zu lösen?
    Dr. Bryce Haynes,
    Ökologische Notizen
     
     
    Mit Hilfe der stoffwechselfördernden Eigenschaften der konzentrierten Melange, der er ausgesetzt gewesen war, hatte Jesse sich bereits erholt, als er Dr. Haynes' Station erreichte. Trotz der langen, mörderischen Wanderung fühlte er sich stark, und die meisten seiner oberflächlichen Verletzungen waren

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