Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
unter dem sich sehr viel mehr befindet.«
»Ganz genau.«
»Aber was ist die Verbindung zwischen diesen Gewürzpflanzen, den Sandwürmern und dem Rest?« Auf einem flachen Regal lagen kleine Tabletts mit Melangeproben in unterschiedlicher Farbe und Dichte. Jesse wusste, dass Gewürz nach Qualität eingestuft wurde, wobei selbst die schwächste Form immer noch stark berauschend wirkte. Der Geruch der offenen Proben kitzelte in seiner Nase. Er beugte sich vor, um daran zu schnuppern.
Haynes betrachtete die Notizen auf seinem Datenpad. »Meine Theorie – und denken Sie daran, dass es nur eine Theorie ist – lautet, dass das Gewürz, die pilzartigen Pflanzen, die Sandforellen und sogar die Würmer miteinander in Zusammenhang stehen.«
Jesse stippte eine Fingerspitze in die dunkelste Gewürzprobe und kostete mit der Zungenspitze davon. »Sie meinen, dass alles voneinander abhängig ist? Wie Parasiten? Symbionten?«
Haynes schüttelte den Kopf. »Es ist vielleicht schwer zu glauben, Edelmann, aber ich komme langsam zu dem Schluss, dass sie alle Aspekte ein und derselben Lebensform sind. Phasen in einem komplexen Wachstums- und Entwicklungszyklus.«
»Wie ist das möglich? Sandforellen, Würmer und Pflanzen sind völlig unterschiedlich.«
»Ähnelt eine Raupe einem Schmetterling? Eine Larve einem Käfer? Eine Nymphe einer Libelle? Die Sandwürmer und die Gewürzpflanzen könnten – mangels eines passenderen Vergleichs – männliche und weibliche Formen eines zweigeschlechtlichen Organismus sein. Die pilzartigen Organismen wachsen, und zu einem entscheidenden Zeitpunkt streben sie zur Oberfläche, wo sie Milliarden mikroskopischer Sporen versprühen. An der Luft sterben die Pflanzen sofort, wie Sie beobachtet haben. Das Gewürz, das wir zu uns nehmen, besteht aus den Mikrosporen, vermischt mit pulverisierten Pflanzenresten, die vom Wind verteilt werden. Die Sporen wiederum keimen, wachsen und werden zu winzigen Lebewesen, die das Sandplankton fressen und zu den Geschöpfen heranwachsen, die wir als Sandforellen kennen.«
Haynes hob einen Finger, als wollte er eine bestimmte Stelle in seinem Gedankenfluss unterstreichen. »Das ist faszinierend, falls meine Vermutung zutrifft. Die Sandforellen selbst stellen möglicherweise das Larvenstadium der gewaltigen Würmer dar, wobei einige der kleinen Lebewesen sich nach unten graben und als Gewürzpflanzen Wurzeln schlagen. Vielleicht wächst jede ›männliche‹ Sandforelle zu einer riesigen Kreatur heran oder verbindet sich irgendwie mit anderen seiner Art, um einen Kolonieorganismus zu bilden, da ja jeder Sandwurmring autonom zu sein scheint.«
»Das alles ist schwer zu verstehen«, sagte Jesse. »Ein äußerst fremdartiger, unverständlicher Lebenskreislauf.«
»Wir befinden uns auf einem fremden und erstaunlichen Planeten, Edelmann.«
Jesse hielt vor einer Reihe Käfige inne, die Kängururatten enthielten, winzige Nagetiere, die selbst in Gefangenschaft geschäftig ihrem Tagewerk nachgingen. Er fragte sich, ob sie lieber draußen in der Wüste und frei wären, wie diejenigen, die ihm und Barri begegnet waren, sofern sie überhaupt einen solchen Gedanken fassen konnten.
»Die Würmer scheinen den Gewürzsand zu bewachen«, sagte Jesse. »Halten sie andere Würmer davon ab, ihre Jungen anzugreifen? Oder unsere Sandarbeiter, ihre Sporen zu stehlen?«
Haynes zuckte mit den Schultern. »Eine Erklärung ist so gut wie jede andere. Ich wäre nie darauf gekommen, dass Sandstrudel und Ausgasungen entscheidende Verbindungsglieder bei der Gewürzverbreitung sein könnten. Wenn ein bestimmter katalytischer Punkt erreicht wird, ein ausgewogenes Verhältnis von Temperatur und Chemikalien, vermehren sich die Pilzorganismen explosiv. Sie nehmen große Mengen Sand – Silikate – als Nährstoff oder Strukturmaterial auf. Das führt in Verbindung mit den Mineralien und Chemikalien in den vulkanischen Gasen zu noch mehr Wachstum und Vermehrung. Schließlich finden sie einen Weg an die Oberfläche, wo sie ihre Sporen verströmen und anschließend sterben.«
Mit einem erschöpften Lächeln stützte der Planetenökologe die Ellbogen auf den Tisch. »Oder es gibt noch eine ganz andere Erklärung, die jenseits des menschlichen Vorstellungsvermögens liegt. Ich weiß es einfach nicht.«
Während er sich eine weitere Tasse mit kräftigem Gewürzkaffee einschenkte, dachte Jesse an all die riesigen Würmer, die sie mit Schocktonnen gelähmt, all die Melange, die sie aus reichen Adern
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