Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Erntevorarbeiter die Hände in die Hüften und hob das kantige Kinn. Sein Gesicht leuchtete vor Stolz. Als Jesse sich umschaute, sah er zahllose Kisten mit komprimiertem Rohgewürz. Die Behälter bedeckten den gesamten Boden und waren bis zur Decke gestapelt.
»Das ist nur ein kleiner Bruchteil der Gesamtmenge. Wir haben alle Vorräte in Höhlen und Wüstenverstecken zusammengerechnet. Damit schlagen wir die Hoskanners um Längen, und unsere Zeit ist noch nicht einmal um.«
Jesse konnte nicht glauben, welchen Reichtum er hier vor sich sah. »Vergiss nicht die Melange, die wir im Laufe der letzten beiden Jahre bereits in Umlauf gebracht haben.«
Gurney lachte. »Ein Tropfen im Meer verglichen mit den Reichtümern, die wir seitdem angesammelt haben! Ich sage dir, das Imperium hungert nach diesem Zeug. Wir werden für jedes Krümelchen einen guten Preis kriegen. Natürlich bekommen der Hochkaiser und seine Spießgesellen ihren Anteil, aber es bleibt mehr als genug für uns übrig.«
Jesse ließ den Kopf hängen. »Kein Gewinn ist das Elend wert, das wir durchlebt haben, die vielen Menschen, die wir verloren haben.«
»Man hat dir diese Situation aufgezwungen, Junge. Und du hast eine Falle in einen Sieg verwandelt.«
»Wir sind noch nicht raus aus der Falle. Bewache unsere Vorräte mit deinem Leben, Gurney. Sobald wir für den Abtransport und angemessene Sicherheitsvorkehrungen sorgen können, kontaktiere ich das Inspektionsschiff des Kaisers und verlange, dass er mich zum Gewinner dieses gottverdammten Wettstreits erklärt.«
»Und dann gehört die Dünenwelt dir.«
Jesse spürte ein schweres Gewicht auf seinen Schultern. »Auch wenn mir der Regen und die Meere von Catalan besser gefallen würden, Gurney.«
Als Jesse schließlich ins Laborbüro des Planetenökologen trat, waren Haynes' Augen glasig vor Staunen und Faszination. »Ich muss alles erfahren, was Sie erlebt haben, Edelmann.« Er saß an einem Konferenztisch, die Hände vor dem Gesicht ineinander gefaltet, die Ellbogen auf die Tischplatte gestützt, und beugte sich vor, bereit, jedes einzelne Wort aufzusaugen. »Sie haben Dinge gesehen, von denen ich nur träume. Kein Mensch ist je zuvor aus einem Sandstrudel zurückgekehrt. Kein Mensch hat je zuvor gesehen, wie das Gewürz entsteht!«
Also beschrieb Jesse, so gut er konnte, alles, was er gesehen und durchgestanden hatte. Er ging auf und ab und hielt gelegentlich inne, um sich eine Tasse Gewürzkaffee aus einer abgedichteten Kanne einzuschenken. Das Brennen der Melange in seinem Mund war wunderbar anregend.
Haynes machte sich Notizen und fragte immer wieder nach, doch die meiste Zeit über saß er da und hörte zu. Als Jesse fertig war, starrte der Planetenökologe versonnen an die Wand, als würden seine Gedanken durch die Dünen streifen, zu reichen Gewürzfeldern und Wurmgebieten, zu zischenden Ausgasungen und verborgenen Tunneln unter der Wüste, die wie blaue Adern einen lebenden Planeten durchzogen. »Edelmann Linkam, Sie haben mir dabei geholfen, die Arbeitshypothese zu vollenden, die ich über so viele Jahre entwickelt habe.«
In diesem Zimmer wuchsen unter hellem künstlichem Licht Testkulturen widerstandsfähiger Pflanzen, deren Wasserrationen sorgfältig kontrolliert wurden. Einige der Arten wirkten schwach und verdorrt, während andere prächtig gediehen. Jesse betrachtete einige der seltsamen Anpassungsleistungen an eine trockene Umgebung. »Und was ist Ihre Hypothese?«
Haynes schüttelte den Kopf, als wäre er plötzlich eingeschüchtert. »Was die Einzelheiten betrifft, kann ich mir noch nicht sicher sein. Es gibt viele kleine lose Enden, die ich noch verknüpfen möchte.«
»Ich verlange keine hieb- und stichfeste wissenschaftliche Erklärung, Dr. Haynes. Im Moment hätte ich nur gerne ein Laienverständnis von diesem Planeten, der mich in den vergangenen zwei Jahren so viel Schweiß und Blut gekostet hat.«
Haynes gab nach. »Ich hatte schon lange den Verdacht, dass es unter dem Sand ein Netzwerk von Tunneln und Abzugskanälen gibt. Bis jetzt bin ich allerdings nie auf die Idee gekommen, dass es Teil eines komplexen Ökosystems sein könnte, ein Labyrinth voller pilzartiger ›Gewürzpflanzen‹, wie Sie sie nennen. Das verleiht der Ökologie der Dünenwelt eine neue Grundlage. Bislang wirkte sie immer karg und rätselhaft, mit zu wenigen Einzelkomponenten, um ein biologisches Netzwerk am Leben erhalten zu können.«
»Als würde man nur die Spitze eines Eisbergs sehen,
Weitere Kostenlose Bücher