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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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knappen Viertelstunde wieder abgezogen. Aber sonst war’s verdammt ruhig heute.«
    Sie bedankte sich für die Hilfe und kehrte zu Alec zurück, der ans Auto gelehnt wartete. Sie war froh, dass er sie die Sache hier hatte allein regeln lassen. In seinen elegant geschnittenen Stadtklamotten wirkte er hier fehl am Platz, und das Vertrauen der Viehtreiber hätte er sich wohl nur mit größter Mühe erarbeiten können.
    »Irgendwas Brauchbares?«
    »Nicht viel. Was den Schützen angeht, können wir Darren Oldham von der Liste der Verdächtigen streichen - er war hier, als der Schuss fiel.«

    »Sie kennen Oldham?«, erkundigte er sich beim Einsteigen.
    »Wir sind zusammen zur Schule gegangen.«
    Sie wendete vorsichtig den Wagen und war froh, dass die nötige Umsicht, die Rinder nicht zu touchieren, auch eine Entlastung für ihre Schulter bedeutete. Alec musste ihr Schweigen fehlgedeutet haben, denn seine nächste Frage traf sie völlig unvorbereitet.
    »Sind Sie je mit ihm ausgegangen?«
    »Mit Darren?«, spottete sie. »Wirklich nicht.« Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, während sie gemächlich durch die Herde rollte. »Außerdem gehen die Jugendlichen in einem so kleinen Kaff nicht wirklich ›miteinander aus‹. Es gibt nichts, wo man hingehen könnte, abgesehen vom Badeplatz und hin und wieder einem Tanz im Gemeindesaal, aber da treffen sich dann ja sowieso alle. Nicht viel Platz für Romantik.«
    »Nicht mal für eine kleine Knutscherei hinter dem Gemeindesaal?«
    Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, und als sie einen weiteren kurzen Blick riskierte, zwinkerte er ihr aus seinen sonst so ernsten, dunkelblauen Augen zu. Das Rot ihrer Wangen wurde noch tiefer, dabei hätte sie nicht mal sagen können, warum sie so verlegen war. Vielleicht war es nur die Erinnerung an den peinlichen Moment, als ihr Vater sie überrascht hatte. Andererseits waren DCI Alec Goddard leidenschaftliche Erfahrungen in dunklen Ecken wahrscheinlich auch nicht gänzlich unbekannt.
    »Also, wer hat Sie denn nun hinter dem Gemeindesaal küssen dürfen, Isabelle?«, fragte er sanft lächelnd.
    Da sie die Herde endlich hinter sich hatten, schaltete sie bis in den höchsten Gang und trat aufs Gas, bevor sie antwortete.
Fast hätte sie ihm gesagt, das gehe ihn gar nichts an, aber womöglich hätte er das in den falschen Hals bekommen.
    »Mark Strelitz«, erwiderte sie sachlich. »Aber dann hat mein Vater uns überrascht.«
    »Mark Strelitz? Doch nicht der Politiker?«
    »Doch, er stammt aus Dungirri.« Unwillkürlich umspielte bei der Erinnerung an diese Nacht, an den Kitzel jugendlicher Erregung, ein feines Lächeln ihre Lippen. »Wobei er für die Politik allerdings mehr Talent hat als fürs Küssen.«
    Alecs Gelächter hallte durch den Wagen, was ihm einen weiteren Seitenblick von ihr einbrachte. Sie musste sich zwingen, wieder auf die Straße zu schauen, die sie kaum wahrnahm, so sehr lenkte dieses Lachen sie ab. Ein Lachen, das seinem Mund Schwung verlieh, seine Augenwinkel in Fältchen umspielte und die strengen Linien seines Gesichts auflöste, bis ein ganz neuer Zug seines Charakters sich zeigte. Es brachte sie völlig aus der Fassung, dass sie ihn nun plötzlich und völlig unerwartet als Mann - als attraktiven Mann - wahrnahm, und mit einem Mal kehrte wie mit einem Fausthieb die frühere Panik zurück und legte sich auf ihre Brust, drückte ihr die Luft zum Atmen ab.
    Denk nicht mal dran, ihn gernzuhaben, ermahnte sie sich im Stillen, während sie darum kämpfte, sich wieder in den Griff zu bekommen.
    »Strelitz hat gerade den Vorsitz auf dieser Konferenz in Canberra, den können wir also auch von der Verdächtigenliste streichen«, merkte Alec an, der nach diesem kurzen Moment der Entspannung sofort wieder zum Beruflichen übergegangen war. »Gibt es sonst noch jemanden,
den wir uns vornehmen sollten? Exfreunde, die womöglich noch sauer sind?«
    Auch wenn die Frage angesichts der Umstände nur vernünftig war, rebellierte ihr strapaziertes Nervenkostüm doch gegen dieses Eindringen in ihr Privatleben.
    »Nein«, blaffte sie, und es war ihr egal, wenn er sie für grob hielt. »Ich bin mit sechzehn von hier weg.«
    Aus dem Augenwinkel bemerkte sie seinen fragenden Blick, doch er stellte keine weiteren Fragen, und sie gab von sich aus nichts weiter preis.

    Unter dem Vorwand, Wasser für Finn holen zu müssen, vermied Isabelle es, zusammen mit Alec in den Gemeindesaal zu gehen. Sie brauchte ein paar ruhige Minuten fernab

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