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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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von ihm, fernab von allen. Das kam nur daher, dass sie so lange allein gewesen war, redete sie sich ein. Sie hatte heute schon mit mehr Leuten zu tun gehabt, als in den letzten zehn Monaten zusammengenommen.
    Neben der Regentonne an der Seite des Gemeindesaals stand ein einigermaßen sauberer Eimer, den sie füllte. Dankbar schlabberte Finn das Wasser, sie ging neben ihm in die Hocke und zwang sich, langsam und tief zu atmen. Diese Seite des Gebäudes lag mittlerweile im Schatten, doch die Wand, an der sie lehnte, hatte etwas von der Wärme der vergangenen Stunden gespeichert, eine Wohltat für ihren verspannten Rücken. In diesem Moment war es ihr völlig gleichgültig, dass man vom Bach aus, wo vor Kurzem noch ein Schütze gelauert hatte, freien Blick auf sie hatte. Ein Bereich zwischen den Bäumen war mit Absperrband gesichert, aber am Bachufer pickten zwei bunte Rosellasittiche, ein sicheres Anzeichen, dass dort nichts Beängstigendes verborgen lag.

    Auch wenn sie sich vor Alec keine Blöße hatte geben wollen, die Fahrerei hatte den Schmerz in ihrer Schulter verstärkt, und als wäre das noch nicht genug, stellten sich nun nach dem Stress und den Anspannungen des Tages auch noch Kopfschmerzen ein. Sie massierte sich die Schläfen mit den Fingern. Sie musste jetzt am Ball bleiben und klar denken, durfte sich nicht von den Schmerzen ablenken lassen.
    »Ich bin froh, dass du da bist«, murmelte sie und schob ihre Hand in Finns Fell.
    Er hob den Kopf vom Eimer und fuhr, als habe er ihre Stimmung instinktiv erfasst, mit der nassen Zunge über ihre Wange.
    »Aus, Finn!« Sie stieß ihn zurück, stand auf und wühlte nach dem Taschentuch in ihrer Hose, um sich das Gesicht abzuwischen. »Und spar dir diesen treuherzigen Hundeblick«, schimpfte sie, als er sich auf die Hinterbeine setzte und den Kopf mitleidheischend zur Seite neigte. »Du weißt genau, dass du niemandem übers Gesicht lecken darfst.«
    »Hat er dir schon mal geantwortet?«
    Sie riss den Kopf herum. Ein paar Schritte entfernt lehnte Steve Fraser an der Wand, die Arme lässig vor der Brust gekreuzt.
    Na toll. Steve war der Letzte, mit dem sie sich jetzt herumschlagen wollte. Vor etlichen Jahren, als sie in derselben Stadt Dienst getan hatten, waren sie für ein paar Monate zusammen gewesen. Aber dann hatte sie erkannt, dass sein jungenhafter Charme den überzogenen Geltungsdrang - Auslöser für seine permanente Angeberei und das Herabsetzen anderer, sobald er sich bedroht fühlte - bei Weitem nicht aufwog. Bis heute war es ihr
nicht gelungen, ihn vollständig davon zu überzeugen, dass sie keinerlei Interesse mehr an ihm hatte.
    »Was willst du, Steve?«
    »Wollte nur sehen, ob du okay bist.«
    Er klang aufrichtig, und sie verkniff sich eine böse Erwiderung. Schließlich hatte er durchaus seine guten Seiten - es waren nur einfach zu wenige.
    »Mir geht es gut.« Nicht die ganze Wahrheit, aber das brauchte er nicht zu wissen. Gut, solange ihr niemand zu nahe kam. Gut, solange sie sich von Menschenansammlungen fernhielt. Gut, solange niemand die Stimme erhob oder sich hastig bewegte.
    Er trat einen Schritt auf sie zu, zögerte, schaute auf den Boden und vergrub die Hände in den Hosentaschen.
    »Es tut mir wahnsinnig leid wegen … du weißt schon … was letztes Jahr passiert ist.«
    Ja, wahrscheinlich tat es ihm leid, dass sie verletzt worden war. Aber sonst nichts.
    »Wenn du und deine Spießgesellen nicht so verdammt voreilig gewesen wärt, dann hätten wir den wahren Mörder vielleicht gefunden und Jess Sutherland wäre noch am Leben.«
    »Es kann trotzdem sein, dass es Chalmers war«, beharrte er. »Vielleicht ist dieser nur ein Nachahmer.«
    »Klar doch und der Weihnachtsmann wohnt im Busch von Dungirri.«
    Vorwurfsvoll und verletzt sah er sie an. »Mensch, Bella, was soll ich denn machen? Wir wissen nicht mal mit Sicherheit, ob es wirklich ein Fehler war, aber du willst anscheinend, dass ich trotzdem zu Kreuze krieche und um Vergebung flehe.«
    »Nein, das will ich nicht.« Es würde ihrer Zusammenarbeit
bei der Suche nach Tanya kaum förderlich sein, wenn sie sich jetzt Groll und Feindseligkeiten hingaben. »Entschuldige - ich bin einfach ein bisschen … gereizt.«
    Erstaunlicherweise ließ er es dabei bewenden. Er wirkte weniger arrogant, weniger eingebildet als früher. War es möglich, dass er sich im zurückliegenden Jahr geändert hatte?
    Er lächelte traurig, wie um ihre Entschuldigung anzunehmen. »Und was hältst du so von

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