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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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fast gelungen sich einzureden, dass der Schütze es nicht speziell auf Isabelle abgesehen hatte. Jetzt aber schien das weit weniger wahrscheinlich.
    Er ließ den Blick über das Gelände schweifen, achtete auf die kleinste Bewegung, auf alles, was eine Bedrohung darstellen konnte. Sobald sie sich eine Weile ausgeruht hatten, würde er sie in den vergleichsweise sicheren Gemeindesaal zurückbringen. Und er würde dafür sorgen, dass sie so schnell wie möglich etwas zu essen und zu trinken bekam. Ebenso wie er - ein einzelner Keks hielt nicht lange vor, und sie hatten heute noch viele Stunden vor sich.
    Immer wieder sah er zu Isabelle hinüber. Der starre Blick war wieder da, und das Kind, das sie einmal gewesen war, das auf dieser Weide gespielt hatte, schien in unerreichbare Ferne gerückt. Etwas Farbe war in ihre bleichen Wangen zurückgekehrt, aber sie hielt die Finger fest in Finns Fell vergraben, und ihre unnatürliche Ruhe, wie eine gespannte Bogensehne, verstärkte seine Besorgnis um sie.
    Die trockene Hitze und der böige Wind, der ihm ins Gesicht fuhr, trugen zusätzlich zu dem Unbehagen des Gefühlsaufruhrs bei, der in ihm tobte. Alles an diesem Fall setzte ihm zu. Er empfand stets Mitgefühl für die Opfer der Verbrechen, an deren Aufklärung er arbeitete, nie zuvor aber war er emotional derart tief betroffen gewesen.
    Irgendwann im Lauf des Tages war ihm die Fähigkeit
abhandengekommen, einen privaten Teil seiner selbst von dem Irrsinn seines Berufes getrennt zu halten. Das Versprechen, das er Ryan und Beth Wilson gegeben hatte, ging weit über seine berufliche Verpflichtung hinaus, doch er würde sein Wort halten, koste es, was es wolle. Er würde die Regeln verletzen, sein Leben geben, tun, was auch immer nötig war, um Tanya zu ihrer Familie zurückzubringen.
    Schweigend gingen sie den Hang hinab, und als sie das Auto fast erreicht hatten, stellte Isabelle die Frage, die er aus seinen Gedanken hatte verdrängen wollen.
    »Glauben Sie, dass sie tot ist?«
    »Das entspräche nicht dem Muster der vergangenen beiden Entführungen«, erwiderte er vorsichtig, genau wissend, dass er die Frage nicht unbeantwortet lassen konnte. »Die anderen beiden Mädchen hat er fast eine Woche am Leben gelassen.«
    »Vielleicht will er aber nur, dass wir das glauben - dass wir weiter hoffen, während er uns auslacht.«
    Er hatte dieselbe Befürchtung - eine böse, tote Last auf seinen Eingeweiden. Aber um Tanyas willen, um Bellas willen weigerte er sich, ihr nachzugeben.
    Er legte die Hand auf die Autotür, hielt inne und begegnete über das Wagendach hinweg ihrem bangen Blick. »Wir können es nicht ausschließen, aber ich bezweifle, dass es so ist. Es bedeutet ein gewisses Risiko für ihn, wenn er Tanya am Leben lässt, und ich vermute, dass es ihm den Kick gibt, uns trotz dieses Risikos an der Nase herumzuführen. Würde er sie gleich am Anfang umbringen, wäre es zu leicht für ihn, es wäre keine Herausforderung mehr.«
    Sie sah ihn eine Zeit lang einfach nur an, überlegte und
nickte schließlich fast unmerklich. »Ich hoffe bei Gott, dass Sie recht haben.«
    Auf dem Weg zurück zum Gemeindesaal sprachen beide kein Wort. Immer wieder hallten ihre letzten Worte durch seinen Kopf. Auch er hoffte verzweifelt, dass er recht hatte. Alles andere war zu schrecklich, um es auch nur in Erwägung zu ziehen.
    Als er den Wagen abstellte, warf er noch einmal einen Blick auf ihr angespanntes Gesicht, und mit unvermittelter, bestürzender Klarheit wurde ihm bewusst, sollte es ihnen nicht gelingen, Tanya lebendig wiederzufinden, wäre auch Bella verloren. Sie gab sich die Schuld und hatte die Geister von Jess und Chalmers das ganze letzte Jahr mit sich herumgetragen. Käme nun auch noch Tanya dazu, wäre das ein Schlag, den ihre Seele nicht verkraften könnte.
    Doch als der Mann, der er war, konnte - und würde - er das nicht zulassen.

8
    M itternacht ging vorüber, aber Isabelle arbeitete an ihrem improvisierten Schreibtisch unbeirrt weiter. Immer wieder sah Alec zu ihr hinüber, ungeachtet seiner Entschlossenheit, sich ganz auf die eigene Arbeit zu konzentrieren. Seite um Seite flackerte über ihren Monitor, als sie die Datenbanken nach Informationen durchforstete, der Stapel mit Notizen neben ihr wurde immer höher. Systematisch und methodisch überprüfte sie jede Person, die kein wasserdichtes Alibi vorzuweisen hatte - und auch einige von denen, die eins hatten. Finn lag neben ihr auf dem Boden und schlief, die Schnauze

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