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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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zufrieden auf die Pfoten gebettet.
    Wieder unterdrückte sie ein Gähnen. Alles deutete darauf hin, dass sie am Ende ihrer körperlichen Kräfte war - das häufige Blinzeln, die herabhängenden Schultern, das gelegentliche Kopfschütteln, wenn sie auf den Bildschirm starrte. Erst als Finn den Kopf hob und sie ans Bein stupste, merkte sie, dass Alec seinen Schreibtisch verlassen und sich hinter sie gestellt hatte.
    »Es wird Zeit, dass Sie sich ein bisschen ausruhen, O’Connell.«
    Sie runzelte die Stirn und schüttelte nur den Kopf.
    »Ein paar Stunden Schlaf, dann sind Sie auch wieder leistungsfähiger. Die anderen sind schon alle gegangen, um sich auszuruhen.«

    »Mir geht es gut.« Entschlossen starrte sie auf den Monitor.
    »Nein, das tut es nicht. Sie hatten einen verdammt harten Tag, und Sie müssen sich eine Weile hinlegen.«
    Nun sah sie zu ihm auf, in ihrem Blick lag flammender Zorn und noch etwas anderes, Tieferes. »Das geht nicht. Nicht solange Tanya …«
    Nicht solange Tanya vermisst wurde. Es ging ihr zu nahe, und sie konnte keine Sekunde lockerlassen. Sie war völlig übermüdet, an der Grenze der Belastbarkeit. So hart es für jeden Einzelnen im Team war, für sie musste es schlimmer sein. Er hatte sie hier hineingezogen, und deshalb war es seine Aufgabe, sich um sie zu kümmern.
    Er ging neben ihrem Stuhl in die Knie und legte seine Hand auf die Rückenlehne, um die Balance zu halten. Finn setzte sich auf und funkelte ihn über ihren Schoß hinweg aus braunen Augen böse an.
    »Sie helfen Tanya nicht, indem Sie sich völlig verausgaben. Das wissen Sie, Bella.«
    Seltsam, wie leicht ihm dieser Name über die Lippen kam. Eisern war er in Gegenwart der anderen den ganzen Abend über bei »Isabelle« oder »O’Connell« geblieben, in Gedanken aber war sie für ihn nur »Bella«, seit dem Moment, da Kris Matthews und die anderen sie so genannt hatten.
    »Wenn es nötig ist, kann ich hier kurz die Augen zumachen.« Sie presste die Zähne aufeinander und wandte sich wieder dem Bildschirm zu.
    »Sie müssen morgen früh topfit sein. Ihr Wissen und Erfahrungsschatz sind von entscheidender Bedeutung. Diese Routineabfragen können die Jungs auch morgen
erledigen.« Mit einer Handbewegung deutete er auf die beiden uniformierten Polizisten, die sich freiwillig gemeldet hatten, während der Nacht Ausstattung und Unterlagen im Gemeindesaal zu bewachen. »Matthews hat im Hotel Zimmer für uns reserviert und schon mal unser Gepäck rüberschaffen lassen. Hier sind die Zimmerschlüssel.«
    Von ihrem Gesicht war der Kampf zwischen vorbehaltlosem Einsatz und gesundem Menschenverstand abzulesen. Würde er ihr den Dienstschluss befehlen müssen? Nein. Sie nickte, die Stuhlbeine kratzten über den Holzboden, und sie stand auf.
    Im Ort war alles still, selbst der Wind, der den ganzen Tag über peitschend durch die Straßen gefegt hatte, hatte sich gelegt. Draußen war die Luft frischer als im stickigen Gemeindesaal, und Alec atmete sie in tiefen Zügen ein. Ungeachtet aller Sorgen senkte sich Friede über ihn, und die Dunkelheit schien seltsam tröstlich. Er trat aus dem trüben Licht des Saals, blieb auf der Straße stehen und richtete den Blick ehrfurchtsvoll zum Himmel.
    Kein Mond erhellte die Nacht, dafür Tausende und Abertausende von Sternen, strahlender und zahlreicher als ein Stadtmensch sie je zu sehen bekam. Keine einzelnen Diamanten, sondern ein dichtes, funkelndes Gespinst aus geheimnisvollem Licht.
    Auch Isabelle blieb stehen und hob das Gesicht zum Himmel. Beide standen reglos mitten auf der verlassenen Straße. Im matten Licht meinte er zu erkennen, wie die Falten auf ihrer Stirne sich ein wenig glätteten. Auch sie sog ohne Hast die kühle Nachtluft ein, und als sie sie allmählich wieder ausstieß, schien sich auch die Anspannung in ihren Schultern ein wenig zu lösen.

    »Wie schön«, murmelte er und war sich nicht sicher, ob er damit die Sterne oder Isabelle meinte. Beide waren schön. Unglaublich, wunderbar schön. Zarte Strähnen lösten sich aus ihrem hochgesteckten Haar und umspielten lockig ihr Gesicht. Es juckte ihm in den Fingern, die Locken zurückzustreichen, den eleganten Schwung ihrer Wange nachzufahren.
    »Gesegnet sei die Nacht, wenn munkelnd, träumend Seelen sich entfalten.« Leise sprach sie diese Worte, die ihm vertraut waren, wenn sein Verstand auch den Ursprung des Zitats nicht fassen konnte.
    In der Vollkommenheit des Augenblicks waren sie stumm und reglos wie die Nacht, die sie

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