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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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klingeln, schließlich ist es mitten in der Nacht, und es würde ewig dauern, bis sie da sind, und … es ist überhaupt nicht nötig.«
    Hatte das jetzt Sinn ergeben? Sie wusste es nicht, wusste nicht einmal genau, was sie da eigentlich gesagt hatte. Aus zusammengekniffenen Augen sah er sie forschend an. »Es geht schon«, wiederholte sie und hoffte, er würde kein weiteres Aufhebens machen. Für eine einzige Nacht waren auch so schon mehr als genug Leute aus dem Schlaf gerissen worden. Und sie konnte Krankenhäuser nicht ausstehen. Mit reiner Willenskraft gebot sie dem Zittern Einhalt.
    Er fühlte noch einmal ihren Puls, sah ihr in die Augen und ließ sie seinem Finger folgen, den er von einem Ende ihres Gesichtsfelds zum anderen führte. Dann legte
er seine Hände seitlich an ihren Hals und tastete mit sanftem Druck die Kehle ab.
    Seine zarte Berührung ließ ihren Körper in einem gänzlich neuen Schauder erbeben. Er kniete neben ihr, viel zu nah, sein Atem strich über ihre Stirn, und mit jeder Faser spürte sie seine Nähe. Sie hätte sich wünschen müssen, vor dieser Intensität davonzulaufen; aber stattdessen musste sie gegen den Drang ankämpfen, sich in seine Hände zu schmiegen, sich an ihn zu schmiegen. Sie zwang sich zum Stillhalten, zwang ihr Herz, langsamer zu schlagen, während er sich davon überzeugte, dass sie nicht verletzt war.
    Er ließ die Hände sinken und ging wieder in die Hocke.
    »Wenn Sie sicher sind, dass alles okay ist, dann werden wir den Krankenwagen fürs Erste vergessen. Aber morgen Vormittag sollten Sie nach Birraga fahren und sich untersuchen und röntgen lassen.«
    Sie lehnte sich ans Geländer und schloss die Augen. Diesen Plan würde sie ihm morgen ausreden. Bis dahin hätte sie sich wieder unter Kontrolle und könnte ihn davon überzeugen, dass sie abgesehen von ein, zwei blauen Flecken unverletzt davongekommen war. Erneut durchfuhr sie ein Schauder. Unverletzt, aber nur knapp. Ein paar Sekunden länger …
    Sie schob den Gedanken von sich.

    Alec war klar, dass sie am nächsten Morgen mit ihm darüber streiten würde, aber darum konnte er sich kümmern, wenn es so weit war. Vorerst hatte er klein beigegeben, denn der Druck war hauptsächlich frontal und seitlich auf den Hals ausgeübt worden, nicht aber auf die Wirbelsäule. Vielleicht war es nicht die richtige Entscheidung,
aber er hatte die Panik bei dem Wort »Notarzt« in ihren Augen aufflackern sehen, und einstweilen ging er lieber dieses Risiko ein, als sie weiterem Stress auszusetzen und gleichzeitig die halbe Stadt aufzuwecken. Aber er würde sie keinen Moment aus den Augen lassen, und wenn es auch nur das geringste Anzeichen gab, dass irgendetwas nicht stimmte, dann würde er unverzüglich den Krankenwagen anfordern.
    Die drei anderen Polizisten standen immer noch herum, und Alec befahl ihnen, Hotel und Grundstück abzusuchen. »Überzeugen Sie sich, dass niemand mehr auf dem Gelände ist, und stellen Sie sämtliche Beweise sicher. Dann befragen Sie die Anwohner, ob jemand etwas gehört oder gesehen hat.«
    Die drei gingen, und sie waren wieder allein. Bella, die noch immer ihre Knie umklammerte, saß so einsam und verletzlich da, dass er den Dreckskerl umbringen wollte, der sie um ein Haar getötet hätte. Er wollte seine eigenen Hände um die Kehle des Mannes legen und zudrücken …
    Finns unablässiges Winseln und das Scharren an der Zimmertür brachten ihn in die Realität zurück.
    »Ich trage Sie zurück in Ihr Zimmer«, sagte er.
    »Ich kann gehen«, protestierte sie in einem Anflug ihrer üblichen, trotzigen Selbstständigkeit und rappelte sich hoch. Die schnelle Bewegung zwang sie, am Geländer Halt zu suchen.
    »Lassen Sie mich …« Seine Stimme brach und ließ die Worte mehr wie ein Flehen als einen Befehl klingen. Und vielleicht war es das auch.
    Er hatte mit stärkerem Widerstand gerechnet, doch sie nickte nur leicht und biss sich auf die Lippe. Vorsichtig, sanft, hob er sie an; er bemühte sich, jede heftige Bewegung
zu vermeiden, und hob ihren schlanken Körper mühelos an seine Brust. Sie schlang den Arm um seinen Hals, damit er das Gleichgewicht besser halten konnte. Mit der freien Hand zog sie ihren Morgenmantel, der im Kampf mit dem Unbekannten verrutscht war, wieder über das dünne Unterhemd.
    Er blickte stur nach vorn und versuchte, so sachlich und unpersönlich zu sein wie möglich. Er wünschte, er hätte noch seine Dienstklamotten an, doch als er die gedämpften Laute einer

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