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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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Auseinandersetzung und Finns Gebell gehört hatte, war er bereits in T-Shirt und Boxershorts gewesen. Das Bewusstsein, dass nur wenige dünne Stoffschichten ihre Haut voneinander trennten, schien die Schaltkreise in seinem Hirn zum Schmelzen zu bringen.
    Doch wie sie auf dem Balkon vor ihm zurückgeschreckt war, hatte ihn nachdrücklich daran erinnert, dass sie den Menschen nicht traute - auch ihm nicht. Vor allem ihm nicht. Es spielte keine Rolle, dass er sie an sich ziehen und die finsteren Schatten in ihren Augen fortküssen wollte - zum Teufel, solche Wunschvorstellungen durften gar nicht erst in ihm aufkommen. Die einfache, unbestreitbare Tatsache war, dass sie ihn nicht wollte. Da er nicht vorhatte, etwas mit ihr anzufangen, sollte ihm diese Tatsache eigentlich weniger zu schaffen machen, als es der Fall war.
    Mit dem Ellenbogen drückte er die Türklinke hinunter und trug sie ins Zimmer. Nur mit Mühe konnte er sich an Finn vorbeimanövrieren, der immer wieder hochsprang, um ihr das Gesicht zu lecken.
    »Sitz, Finn«, befahl sie mehrere Male, doch ohne Erfolg.
    »Er hat wohl vergessen, was er gelernt hat«, bemerkte
Alec, als er sie auf das Bett legte, und verfluchte sich sofort, weil er so gefühllos gewesen war, ihren Hund zu kritisiert. Die Worte waren einfach unmittelbar aus dem chaotischen Gedankenwirbel in seinem Kopf herausgerutscht.
    Finn stellte sich auf die Hinterpfoten und untersuchte winselnd und hektisch schlabbernd seine Herrin. Sie rappelte sich hoch, zog sich das Laken über die Knie und drückte Finns Schnauze mit dem unmissverständlichen Kommando »Lass es!« von ihrem Gesicht weg. Als er sich allmählich beruhigte, kraulte sie ihn zur Belohnung hinter den Ohren.
    Unsicher stand Alec neben dem Bett und fühlte sich angesichts der Innigkeit der beiden fehl am Platz. Keine Oberflächlichkeit, kein Überschwang, nur Zuneigung, Kameradschaft und Respekt.
    Isabelles knappes, reuevolles Lächeln erreichte ihre Augen nicht. »Sie müssen entschuldigen. Die Air Force hat Finn ›freigestellt‹, weil sein … Beschützerinstinkt leider manchmal etwas zu ausgeprägt ist.«
    Damit waren sie schon zwei mit einem zu ausgeprägten Beschützerinstinkt. Trotzdem hatten weder er noch der Hund verhindern können, dass jemand nur wenige Meter von ihnen entfernt über sie hergefallen war. Fast hätte er die Fassung verloren, so sehr machte das Gefühl von Unzulänglichkeit und Versagen ihm zu schaffen.
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ohne sein Bellen hätte ich womöglich gar nicht gehört …« Der Rest des Satzes erstarb in seiner Kehle.
    Er blickte sich im Zimmer um, zog die Tür zu, rückte den abgewetzten Lehnstuhl näher ans Bett und setzte sich.

    »Sind Sie in der Verfassung, ein paar Fragen zu beantworten?« Er nahm sein gewohntes Vernehmungsverhalten an: mitfühlend, aber gründlich. Es hätte vertrautes Terrain sein müssen, er hatte Fragen wie diese schon tausendmal gestellt. Er hatte sie nur noch nie stellen müssen, wenn sein eigener Puls noch nicht wieder in der gewohnten Frequenz schlug und Gefühle, die er nicht einordnen konnte, sein Urteilsvermögen zu trüben drohten.
    »Alles in Ordnung. Bin nur ein bisschen zittrig«, räumte sie ein.
    »Haben Sie irgendeinen Verdacht, wer es gewesen sein könnte?«
    Sie schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht. »Nein. Männlich, wahrscheinlich etwas größer als ich, aber nicht viel. Er kam von hinten - ich habe ihn nicht gesehen.«
    »Können Sie genau beschreiben, was geschah?«
    Sie schloss die Arme enger um die Knie und starrte ins Leere. Ihre Stimme war flach, leblos, als müsse sie das Gesagte von sich abkoppeln. Man merkte ihr die Polizeiausbildung an, denn sie blieb strikt bei den Fakten, berichtete die Ereignisse in chronologischer Reihenfolge, angefangen beim Verlassen des Zimmers, bis zu dem Moment, in dem er das Tuch von ihrem Hals gelöst hatte. Und während der ganzen Zeit starrte sie stur geradeaus, ihre Knöchel hoben sich weiß von den geballten Fäusten ab.
    Gott, wie er es hasste, ihr das anzutun.
    »Hat er etwas gesagt?«
    Sie schloss die Augen, holte bebend Luft. »Nein, gesagt hat er nichts, aber … aber er hat gelacht.«
    »Gelacht?«
    »So eine Art Kichern.«

    Sie imitierte das Geräusch - ein böses, grausames Schnauben ohne jedes Mitleid. Jeder einzelne Muskel in Alecs Körper spannte sich an. Zorn loderte rot vor seinen Augen.
    Er stieß den Sessel zurück, ging ans Fenster und packte heftig den Rahmen. Er

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