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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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wusste, dass seine Wut Bella nicht helfen würde, und versuchte, die Beherrschung nicht zu verlieren.
    Er drehte sich zu Isabelle um, die ihn aufmerksam beobachtete. Sie war zu blass, abgesehen von den leuchtend roten Striemen an ihrem Hals. Viel zu blass, und doch hatte ihre bewundernswerte innere Kraft sie die Schrecken dieses Tages durchstehen lassen.
    Aber der Tag war noch nicht vorbei, und er musste ihr noch mehr zumuten.

    Alec schluckte, einmal, zweimal, und über dem Rand seines T-Shirts zuckte der Adamsapfel. Dieses Zögern, dieses Unbehagen hatte eine seltsam beruhigende Wirkung auf Isabelle. Wenn ihn das Geschehene so aufgewühlt hatte, vielleicht war es dann ja in Ordnung, wenn es ihr nicht anders ging.
    »Fällt Ihnen jemand ein, der einen Grund haben könnte, Ihnen etwas anzutun?« Der angespannte Unterton in seiner Stimme nahm den Worten etwas von ihrer Förmlichkeit. »Gibt es jemanden, der einen Groll gegen Sie oder Ihre Familie hegt?«
    »So sehr, dass er mich umbringen will? Das hätte ich nicht für möglich gehalten.«
    Sie ließ den Kopf auf die Knie sinken und schloss für einen kurzen Moment die Augen, um Kraft zu sammeln. Sie musste das durchstehen, musste ihre Erinnerungen
durchforsten, sie anderen mitteilen, sie analysieren und versuchen, die eine Erinnerung zu finden, die ihnen den Grund, den Auslöser verraten würde.
    Der Sessel knarzte, als er sich wieder setzte. »Erzählen Sie mir von Ihrer Familie, Ihren Beziehungen zu diesem Ort.«
    Aber gern. Fangen wir mit den einfachen Sachen an , dachte sie sarkastisch. Wie sollte sie die komplizierten Verflechtungen und Verbindungen, die sich über Generationen in der dörflichen Gemeinschaft gebildet hatten, in ein paar kurzen Worten erklären? Vor allem einem Mann, der, wie sie annahm, den größten Teil, wenn nicht gar sein ganzes Leben, in der Anonymität der Großstadt verbracht hatte. Was in der rasch wechselnden Bevölkerung der Vorortsiedlungen schnell in Vergessenheit geriet, das blieb an einem kleinen Ort, wo Generation nach Generation miteinander aufwuchs und jeder die Geschichte des anderen kannte, im Gedächtnis haften - im Guten wie im Bösen. Diese Geschichten prägten das Heranwachsen und den Charakter eines Menschen, denn es gab kein Entkommen, solange man blieb.
    Aber wenn es in ihrer eigenen Vergangenheit tatsächlich etwas gab, was einen Hinweis auf den Angreifer liefern konnte, dann durften ihre Skrupel der Entdeckung nicht im Weg stehen. Es ist für Tanya .
    Sie holte tief Luft und begegnete seinem festen Blick. »Die O’Connells waren immer Außenseiter im Dorf, das hat aber nie zu offenen Feindseligkeiten geführt.«
    »Außenseiter? Warum?«
    »Mein Urgroßvater war einer der größten Grundbesitzer im Distrikt. In der Zeit der Depression hat er mehrere Farmen aufgekauft; Land, das seit fünfzig Jahren und
mehr in Familienbesitz gewesen war. Er war ein unnachgiebiger Mann, ein Einzelgänger, der kaum Freunde hatte und auch keine wollte.«
    »Also nicht gerade beliebt hier?«
    »Nein. Man hat ihn in gewisser Weise respektiert, weil er immer ehrlich und gradlinig war, aber es gab auch böses Blut, weil er sich nicht als Teil der Gemeinschaft verstand. Hier draußen … nun ja, Gemeinschaft ist hier wichtig.«
    Alec nickte, und sie fuhr fort.
    »Er starb kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Mein Großvater blieb hier, um den Besitz zu verwalten, und half seinen beiden jüngeren Brüdern, die zur Armee wollten, die Unabkömmlichkeitsstellung zu umgehen. Beide sind im Krieg gefallen, und mein Großvater hat sich das nie verziehen. Er wurde zum Einsiedler. Seine Frau starb, als mein Vater noch ein Baby war, und ein paar Jahre später hatte mein Großvater einen Schlaganfall, der ihn zum Invaliden machte. Delphi verkaufte einen Teil des Landes, den Rest bewirtschaftete sie selbst, zog meinen Vater groß und pflegte ihren Vater - alles mehr oder weniger allein.«
    Alec zog die Augenbraue hoch. »Das war sicher nicht leicht für sie.«
    Nein, und womöglich war dies auch der Grund, weshalb Delphi ihr Kind hatte weggeben müssen. Doch das war eine Frage, über die sie sich irgendwann in der Zukunft einmal in Ruhe mit ihrer Tante unterhalten konnte.
    »Delphi schlägt nach ihrem Großvater und Vater - zäh, eigensinnig und zurückgezogen. Mein Vater war anders. Delphi hat das respektiert und ihn seinen eigenen Weg gehen lassen. Er hat für die verschiedensten Leute gearbeitet
und sich als Viehtreiber großes Ansehen in der

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