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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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ertappte sich dabei, wie sie auf diese kleinen Geräusche lauschte. Sie wusste, dass er es nicht bequem hatte, doch ihrem schlechten Gewissen zum Trotz, war sie egoistischerweise froh, dass er darauf bestanden hatte, sie zu beschützen.
    Der Überfall hatte sie stärker mitgenommen, als sie zugeben wollte. Niemals hätte sie Alec erlaubt, in ihrem Zimmer zu bleiben, hätte sie die furchtbaren Schrecken der nächtlichen Ereignisse aus ihrem Bewusstsein verbannen können. Der Hals tat ihr weh, die Wunde an ihrer Schulter brannte, sämtliche Muskeln zitterten angespannt in der primitiven Bereitschaft zu Flucht oder Kampf. Irgendwo da draußen in der Dunkelheit versteckte sich der Angreifer und wartete wahrscheinlich nur auf die nächste Gelegenheit. Aber mit Alec und Finn in der Nähe kam zumindest niemand kampflos an sie heran - und bei drei gegen einen standen die Chancen nicht schlecht.
    Ihre Augenlider waren schwer und schmerzten, doch sie schaffte es nicht, sich zu entspannen und in den dringend benötigten Schlaf hinüberzugleiten. Sie wälzte sich
auf die Seite und zog sich die Decke bis zum Kinn, mehr um des tröstlichen Einkuschelns willen, als um sich zu wärmen.
    In dem Licht, das vom Balkon durch die dünnen Vorhänge hereindrang, sah sie Alec: die Füße von sich gestreckt, den Kopf rückwärts an die Wand gelehnt. Der Fensterrahmen warf einen Schatten auf sein Gesicht, sodass sie nicht erkennen konnte, ob seine Augen offen oder geschlossen waren. Das schwarze T-Shirt spannte sich über seine ausgeprägten Schulter- und Brustmuskeln, die dunkle Farbe und der enge Sitz verliehen seiner ganzen Erscheinung etwas Raues, eine wilde, männliche Energie, die nicht länger von einem Anzug gezähmt wurde.
    Die Erkenntnis, gegen die sie sich wehrte, kam aus ihrem tiefsten Inneren. Es war völlig unnötig, sich zu fragen, weshalb sie ihm und nicht Steve erlaubt hatte zu bleiben. Steves Besorgnis und sein Angebot waren aufrichtig gewesen, aber verglichen mit Alecs felsenfester Verlässlichkeit war er wie eine unstete Sanddüne; gegen Alecs unerschütterliche Entschlossenheit nur ein jugendlicher Heißsporn.
    Wenn es überhaupt jemanden gab, dem sie vertrauen konnte, dann war es Alec. Aber sie wollte niemandem vertrauen. Sie könnte es nicht ertragen, ihr Herz zu öffnen, das Eis schmelzen zu lassen. Vor allem nicht für einen Mann, der Gefühle und Sehnsüchte in ihr weckte, die sie längst erstorben glaubte.
    »Alles in Ordnung?«
    Er drehte sein Gesicht ins Licht, und ihr wurde klar, dass er die ganze Zeit wach gewesen war, während sie ihn betrachtet hatte.
    Heiß brannten ihre Wangen. »Ich finde keine Ruhe«,
brummte sie und boxte in das klumpige Kissen, als sei es an ihrem Unbehagen schuld.
    »Kann ich Ihnen was bringen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Er sagte nichts mehr, und sie ließ langsam die Lider sinken. Finn bewegte sich leise auf dem Boden, suchte eine neue Schlafposition, und diese gewöhnlichen, kleinen Geräusche waren seltsam beruhigend. Finn schlief vermutlich friedlich und träumte mit seinem Hundehirn nur vom Fressen, Spielen, Schlafen und von Zuwendung. Wahrscheinlich hatte er keinen Begriff von der Zukunft und konnte sich nach dem Aufwachen nicht an seine Träume erinnern, und sie beneidete ihn um dieses unkomplizierte Bewusstsein.
    Sie drehte sich auf dem Kissen hin und her und suchte nach einer Lage, in der die verklumpte Füllung sich nicht schmerzhaft an ihren Kopf pressen würde.
    Alecs Stimme schwebte tief und sanft durch das Halbdunkel.
    »Wir finden Tanya, Bella. Und ich lasse nicht zu, dass Ihnen irgendetwas zustößt. Das verspreche ich.«

    Er saß in dem unbequemen Sessel am Fuß ihres Bettes und bewachte ihren Schlaf. Wie konnte es sein, dass sie gestern Vormittag noch eine völlig Fremde für ihn gewesen war und jetzt … Jetzt hatte er keinen blassen Schimmer, was zum Teufel eigentlich in ihm vorging.
    Sie hatte seine Welt aus den Angeln gehoben, und nichts, was er in der Vergangenheit erlebt hatte, verriet ihm, wie er darauf reagieren sollte. Wäre es nur Lust gewesen, hätte er damit umgehen können. Lust war einfach und unkompliziert, man konnte ihr nachgeben oder sie ignorieren. Lust rief nicht sämtliche Beschützerinstinkte
wach und den Wunsch, sie im Arm zu halten und zu trösten, bis alle Sorgen und Ängste aus ihrem Blick wichen. Lust weckte nicht Bewunderung und Respekt für ihre Kraft und ihren Mut und fürchtete gleichzeitig ihre Verletzlichkeit. Lust löste nicht die

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