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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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ihr.«
    Das war typisch für Jeanie: Sie sah, was getan werden musste, und tat es. Ob Kind, Erwachsener oder Tier - sie hatte ein Herz für alle Kreaturen, und niemand musste bei ihr hungern oder darben. Noch gestern am späten Abend hatte sie die Damen der Country Women’s Association mobilisiert, damit sie den Polizeikräften ein nahrhaftes Abendessen zubereiteten - was
dem eingeschränkten Angebot von Café und Pub definitiv vorzuziehen war.
    Der bislang letzte Nutznießer von Jeanies Fürsorge beendete sein Frühstück, trottete herein und begrüßte Isabelle überschwänglich. Wie oft war es im vergangenen Jahr nur die Verpflichtung gewesen, Finn zu füttern und mit ihm zu trainieren, die sie überhaupt aus dem Bett und durch einen neuen Tag gebracht hatte. Und Tag für Tag waren seine bedingungslose Zuneigung und seine Freude an den einfachen Dingen des Lebens für sie ein Grund zum Weitermachen gewesen.
    Sie stand auf und schlüpfte in ihren Morgenmantel. »Ich muss mit ihm rausgehen.«
    »Der Chef war vorhin mit ihm Laufen«, sagte Kris.
    Zum Teufel mit dem Mann und seiner … seiner Menschlichkeit . Es war auch ohne solche Aufmerksamkeiten schon schwer genug, ihn nicht zu mögen. Sie wandte sich von Kris ab und klopfte Finns Rücken. »Habt ihr zwei euch inzwischen angefreundet, Junge?«
    Kris gluckste. »So würde ich das nicht nennen. Für mich sah das eher nach einer Rangstreitigkeit als nach einem friedlichen Morgenlauf aus. Aber Finn hat ihn nicht gebissen, das dürfte ein gutes Zeichen sein.« Sie neigte den Kopf und fragte mit einem herausfordernden Lächeln: »Und, hast du dich denn inzwischen mit ihm angefreundet?«
    Isabelle drehte ihr den Rücken zu und kramte in ihrer Reisetasche, ohne zu wissen, was sie eigentlich suchte. »Wir tun alle nur unsere Arbeit«, stieß sie mühsam hervor. Dann bekam sie den Kulturbeutel zu fassen und zog ihn aus der Tasche, als sei es das gewesen, was sie die ganze Zeit gesucht hatte. Unterwäsche . Sauberes Hemd .
Sie wühlte weiter. »Da ist es völlig egal, was ich von ihm halte.« Kleidung und Waschzeug im Arm drehte sie sich wieder um und schenkte Kris’ hochgezogener Augenbraue keinerlei Beachtung. »Ich gehe duschen.«
    Zügig wusch sie sich und zog sich an, nachdem Kris zuvor das Bad auf versteckte Gefahren abgesucht hatte. Das ließ Isabelle sich gefallen, auch, dass Kris draußen Wache stand; erst als die Freundin darauf drängte, sie die zwei Straßen bis zur Polizeistation zu fahren, protestierte sie.
    »Kein Mensch wird am helllichten Tag auf der Hauptstraße über mich herfallen!«
    »Befehl vom Chef«, entgegnete Kris ruhig. »Und zufällig bin ich in dieser Sache ganz seiner Meinung, also spar dir die Mühe, mir das ausreden zu wollen, okay?«
    Gerade als sie vor der Polizeistation hielten, fuhr ein Pick-up mit dem Logo des regionalen Gesundheitsdienstes vor, und die Fahrerin in Jeans und T-Shirt begrüßte Kris.
    »Wo ist meine Patientin?«
    »Da ist sie schon«, antwortete Kris. »Bella, das ist Doc Morag Cameron. Sie ist gerade auf dem Weg zu ihrer Sprechstunde in Friday Hill, da habe ich sie gebeten, einen Umweg über Dungirri zu machen und einen Blick auf dich zu werfen.«
    »Vermutlich ebenfalls ein Befehl vom Chef?«, merkte Isabelle trocken an.
    Kris grinste. »Es gab nur die Alternative Morag oder Krankenhaus. Ich dachte mir, so ist es dir lieber. Ihr könnt zu mir gehen.«
    Nüchtern und erfahren befragte Morag Cameron Isabelle zu ihren Verletzungen und untersuchte sie, so gut es die beschränkten Möglichkeiten in Kris’ Küche zuließen.

    »Sie haben Glück gehabt«, meinte die Ärztin, als sie das Stethoskop wegpackte. »Körperlich ist alles in Ordnung. Aber Sie sind in weniger als vierundzwanzig Stunden zweimal überfallen worden. Falls Sie ein paar Tage brauchen, um das Trauma zu verarbeiten und sich vielleicht mit einem Psychologen unterhalten möchten, stelle ich Ihnen gerne ein Attest aus. Tatsächlich wäre es wahrscheinlich das Vernünftigste.«
    »Nein«, entgegnete Isabelle hastig. Zu hastig, wie sie fand. Sie knöpfte sich das Hemd zu und sprach gefasster weiter. »Vielen Dank, aber ich brauche keine Auszeit. Ich werde hier gebraucht.«
    »Angesichts der Umstände leuchtet mir das ein. Aber falls sich Schwindelanfälle einstellen, die Schmerzen zunehmen oder Sie Artikulations- oder Schluckbeschwerden bekommen, müssen Sie auf schnellstem Weg nach Birraga kommen.«
    Isabelle versicherte der Ärztin, dass sie das tun werde,

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