Dungirri 01 - Schwarze Dornen
und begleitete sie zum Wagen.
Sie fand Kris und Alec in Kris’ Büro in der Polizeistation, sie besprachen gerade die personellen Möglichkeiten. Alec winkte Isabelle herein, und sie nahm auf einem der Vinylstühle aus den Siebzigerjahren Platz.
»Derzeit sind zehn weitere Polizisten von verschiedenen Stationen aus der Region auf dem Weg hierher«, berichtete Kris gerade. »Heute Morgen ist ein zusätzlicher Suchtrupp vom SES eingetroffen, und falls das nicht ausreicht, können wir weitere bekommen. Außerdem hat sich praktisch jeder Erwachsene im Distrikt, der noch nicht mit dem SES unterwegs ist, freiwillig gemeldet, um auf sonstige Weise zu helfen.«
Alec rieb sich den Nacken. »Ich will hier nicht zu viele
Freiwillige herumlaufen haben, solange wir nicht genauer wissen, womit wir es eigentlich zu tun haben. Sagen Sie den Leuten mit Ausnahme der beiden SES-Trupps bitte, besten Dank, aber momentan besteht noch kein Bedarf. Es sei denn«, fügte er im Nachsatz hinzu, »die SES-Leute brauchen Verpflegung.«
»Das übernimmt der Rotary Klub Birraga auf dem Festplatz. Für uns sorgen weiterhin Jeanie und die CWA.«
»Gut. Da sämtliche Einwohner im Ort bereits befragt wurden, möchte ich, dass Sie, Kris, zusammen mit Fraser dafür sorgen, dass auch allen umliegenden Farmen Besuche abgestattet werden. Bitten Sie die Grundbesitzer um die Einwilligung, dass der SES sämtliche Nebengebäude durchsuchen darf - Maschinenschuppen, Hütten für die Schafschur, vor allem die, die deutlich abseits der Wohnhäuser liegen. Und jeder SES-Trupp muss von mindestens zwei bewaffneten Polizisten begleitet werden.«
Isabelle beugte sich auf dem Stuhl nach vorn. »Wir müssen auch die staatliche Forstverwaltung kontaktieren. Im Buschland gibt es etliche Zeltplätze und Arbeitshütten, die ebenfalls durchsucht werden sollten. Ich werde das in die Wege leiten.«
»Nein.« Alecs Befehl war ruhig und duldete keinen Widerspruch. »Das können Kris und Adam übernehmen. Wir beide müssen uns unterhalten.«
Isabelles Eingeweide krampften sich zusammen, aber sie widersetzte sich nicht. Es war selbstverständlich, dass er den gestrigen Überfall mit ihr durchsprechen und die weitere Strategie festlegen wollte. Das war die übliche Vorgehensweise, ob es ihr gefiel oder nicht.
»Ich werde Kaffee besorgen«, erbot sich Kris, rauschte durch die Tür davon und ließ die beiden allein.
Ruhelos stand Alec auf und lehnte sich ans Fensterbrett, als wolle er jedem, der hereinsah, die Sicht versperren, obwohl der Blick aus dem Büro zum Gemeindesaal ging. Seine hellbraune Hose und das weiße Hemd betonten seine schlanke und muskulöse Statur.
Seine dunklen Augen betrachteten sie, studierten sie.
»Wie geht es Ihnen?«
Das dürfte dann wohl die Frage des Tages sein. Die Nachricht vom gestrigen Überfall musste sich inzwischen im ganzen Ort verbreitet haben, und alle Welt würde ihr dieselbe Frage stellen.
»Leichte Schmerzen, sonst nichts. Nichts, was mich vom Arbeiten abhalten könnte. Die Ärztin hat ihr Einverständnis gegeben.«
Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich möchte, dass Sie sich in ein sicheres Haus der Polizei begeben«, erklärte er abrupt. »Sie sollten unter Schutz stehen, bis der Angreifer gefasst ist.«
»Nein.« Ohne jedes Flackern hielt sie seinem Blick stand. Sie war Detective - sie konnte unnachgiebig sein.
»Verdammt, Bella, irgendein Irrer hat zweimal versucht, Sie umzubringen!«
»Ich kann aus diesem Fall nicht aussteigen.« Sie sprach diese schlichte Wahrheit ohne Leidenschaft aus, trotz des Unbehagens, das in ihren Eingeweiden brannte.
Es vergingen geschlagene dreißig Sekunden, bis er nickte. »Ja, ich weiß«, sagte er leise. »Ich hatte nicht erwartet, dass Sie sich darauf einlassen.«
Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar, und sie bemerkte, fast gegen ihren Willen, die dunklen Schatten unter seinen Augen, die Sorgenfalten, die sich tiefer in seine Stirn gegraben hatten. Er konnte kaum eine Minute
geschlafen haben. Dieser Selbstlosigkeit, der Weigerung, seine Pflichten auf die leichte Schulter zu nehmen, konnte sie ihren Respekt nicht verwehren. Sie wünschte, sie würde etwas an ihm entdecken, was sie nicht mochte.
»Wenn ich Ihnen erlaube zu bleiben, dann nur zu meinen Bedingungen«, erklärte er, die Besorgnis konnte seiner Unnachgiebigkeit nicht viel anhaben. »Sie sind permanent in Begleitung eines bewaffneten Polizisten. Sie verlassen den unmittelbaren Bereich dieses Gebäudes und des
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