Dungirri 01 - Schwarze Dornen
zurück. Und neben der Isabelle des vergangenen Jahres schienen auch Teile von Bella zurückzukehren, wie sie früher gewesen war - vertrauensvoll, zuversichtlich, zufrieden . Die wunden, verletzten Stellen in ihrem Herzen schmerzten noch immer, aber dennoch fühlte sie sich auf eine Weise heil, wie seit Langem nicht mehr. Zerbrechlich, verängstigt und besorgt - aber heil .
Und zugleich kehrten das bewusste Denken und die Wahrnehmung zurück: Sie befand sich in den Armen eines Mannes, der eine sich langsam ausbreitende Hitze durch ihren ganzen Körper sandte. Sie hatte sich dagegen gewehrt, hatte versucht, die Anziehungskraft zu leugnen, aber es war sinnlos, sich noch länger etwas vorzumachen. Alec Goddard erregte sie, und sie, wie es schien, erregte ihn.
Der morgendliche Traum kehrte zurück, und allmählich wurde ihr die Wahrheit klar.
Sie öffnete eine Faust und legte ihre Handfläche leicht auf seine Brust. Sofort spürte sie unter ihren Fingerspitzen, wie sein Herzschlag zu rasen begann, und ihr eigenes Herz tat es ihm augenblicklich nach.
»Das war kein Traum heute Nacht, habe ich recht?«, fragte sie, die Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Er schluckte, sie konnte es hören und spüren. »Was war kein Traum?«
»Das.« Sie schob ihren Kopf ganz leicht gegen seine Schulter, zu unsicher, um ihn anzusehen.
Nach einer zweisekündigen Pause sagte er: »Nein.«
»Es tut mir leid. Normalerweise bin ich nicht …« Ihre Stimme versagte, und das Blut schoss ihr in den Kopf, in die Wangen. Vielleicht hätte sie sich nun bewegen müssen, doch seine Arme schlossen sich noch ein wenig enger um sie.
»Es ist alles gut, Bella.« Wieder eine Pause und dann ein Flüstern, das sie fast nicht hörte: »Geh noch nicht weg.«
Reglos verharrte sie, obgleich sie wusste, dass es falsch war, dass es gefährlich war, ihren Schutzschild sinken zu lassen; und doch wünschte sie, dieser Moment möge niemals vergehen.
Sein Atmen strich über ihre Stirn. Ein Daumen wanderte an ihrem Schulterblatt entlang, und obwohl nichts Sexuelles in dieser zärtlichen Liebkosung lag, hätte die intime, kleine Bewegung sie beinahe um den Verstand gebracht. Und es war das plötzliche Gefühl zu ertrinken, bis über beide Ohren unterzugehen, das der warnenden Stimme in ihrem Kopf endlich Gehör verschaffte.
Dann bewegte sie sich, trat einen Schritt zurück und wandte sich von ihm ab. Er ließ die Arme sinken und gab sie frei. Unerwartet fühlte sie sich seiner Nähe beraubt, als hätte sie sich einen Teil ihrer selbst aus dem Leib gerissen, statt sich von einem Mann zu lösen, mit dem sie sich besser nicht einlassen sollte.
Sie rieb sich mit dem Taschentuch die Augen, putzte sich die Nase und schaute zum Fenster hinaus, statt ihn anzusehen. Ihr Verstand kehrte zurück, und sie wusste, sie musste es nüchtern betrachten, musste ihr berufliches Verhältnis wahren und vorgeben, dass, was auch immer gerade zwischen ihnen passiert war, keinerlei Bedeutung hatte.
Sie holte tief Luft und sammelte ihren Rest Würde zusammen.
»Ich möchte mich entschuldigen. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Normalerweise … normalerweise vertraue ich niemandem genug, dass es so weit kommen könnte.«
»Aber mir vertraust du.«
Sie drückte das Taschentuch zu einem festen Ball zusammen. Sie war drauf und dran zu erwidern: Nein, du machst mir Angst , doch sie spürte, es war nicht Alec, der ihr Angst machte. Es war sie selbst und das völlige Fehlen jeder Angst vor ihm, was sie entsetzte.
»Ja.« Es war kaum mehr als ein Flüstern. »Ja, ich vertraue dir.«
Ein Wagen fuhr vor, Reifen knirschten auf dem Kies, eine Tür wurde zugeschlagen, Stimmfetzen wehten herein. Drinnen aber stand das Schweigen zwischen ihnen. Isabelle sah zum Fenster hinaus, sie wich seinem Blick aus, und Alec spürte, auch wenn sie ihm gerade gestanden hatte, dass sie ihm vertraute, dass sie sich wieder von ihm zurückzog.
Mit einem kurzen, unsicheren Lachen brach sie das Schweigen. »Regel Nummer eins für Polizistinnen: Heul dich nie an der Schulter vom Chef aus. Ich schätze, das habe ich gerade prima vergeigt, was?«
Er gestattete sich ein Lächeln, um die Atmosphäre aufzulockern. »Ich bin sicher, dass du mich nicht wirklich als Chef siehst, und ich habe den Eindruck, dass du meine Befehle nur befolgst, wenn du sie für vernünftig hältst.«
Offenbar hatte er den richtigen Ton getroffen, denn endlich sah sie ihn an, und trotz der geröteten Augen huschte ein
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