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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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zu Steve mit diesem Fall zu tun haben soll«, setzte sie hinzu, da er nichts sagte.
    »Das ist mir auch nicht klar«, erwiderte er langsam. »Ich habe mir die Telefonverbindungsnachweise angesehen. Am Tag, als man Jess fand, hat Ryan Wilson um elf Uhr dreiundfünfzig die Polizeistation verständigt, dass eine aufgebrachte Meute auf dem Weg zu Chalmers’ Haus ist. Fraser hat den Anruf entgegengenommen und nach Birraga gemeldet, er werde der Sache nachgehen. Den Notarzt für Sie hat er allerdings erst um zwölf Uhr einunddreißig angefordert.«
    Rasch überschlug sie die Zeiten im Kopf. Achtunddreißig Minuten für eine Fahrt, die bei normalem Tempo zwanzig Minuten dauerte, bei höherer Geschwindigkeit vielleicht fünfzehn, allerhöchstens achtzehn. Selbst plus ein paar Minuten Reaktionszeit blieb immer noch eine riesige Differenz.
    Ihr Mund war trocken wie Sägemehl, als sie fragte: »Wann habe ich um Verstärkung gebeten?«
    »Zwölf Uhr elf.«
    Mit zittrigen Beinen sank sie auf den Stuhl. Hätte Steve - hätte irgendjemand - sich sofort nach Ryans Anruf von der Polizeistation aus auf den Weg gemacht, hätte sie der wütenden Meute niemals allein gegenübertreten müssen. Dan Chalmers hätte überlebt, er hätte seine Unschuld beweisen können, und Tanya säße jetzt sicher im Schoß ihrer Familie. Wenn Steve unverzüglich aufgebrochen wäre …
    »Wollen Sie damit sagen, dass er absichtlich getrödelt hat?«
    »Momentan will ich noch gar nichts sagen.«

    Aber er ließ sich eine breite Palette an Möglichkeiten durch den Kopf gehen, das sah sie ihm an. Ruhig bleiben, konzentrier dich auf die Fakten , ermahnte sie sich selbst entgegen ihres hämmernden Herzschlags. Es konnte eine Vielzahl berechtigter Gründe für Steves Verspätung geben.
    »Haben Sie ihn dazu befragt?«, wollte sie wissen.
    »Nein. Im Augenblick leitet er eine Suchaktion und meldet sich nicht auf meine Funksprüche.«
    »Möglich, dass er gerade keinen Empfang hat.« Unwillkürlich suchte sie nach logischen Erklärungen. »Die Reichweite ist in dieser Gegend nicht besonders.«
    »Ja.«
    Das Tapp-tapp-tapp seiner Finger auf der Armlehne hallte durch den stillen Raum.
    »Was enthalten Sie mir vor?«, wollte sie wissen.
    Sein Blick schnellte zu ihr zurück, er kniff die Augen zusammen, überlegte, entschied.
    »Fraser wurde für diese Ermittlung erst vorgestern Nacht aus dem Urlaub zurückbeordert«, sagte er zögernd, als wähle er seine Worte mit Bedacht. »Ich habe mir die Personalakten angesehen. Auch am Tag, als Jess verschwand, hatte er Urlaub.«
    »Also hätte er die Mädchen entführen können …«
    Es verschlug ihr beinahe den Atem. Der Stuhl knallte gegen die Wand, als sie hastig aufsprang, doch in dem kleinen Büro konnte sie nirgendwohin gehen, sich nirgendwo verbergen vor diesem Gedanken, der sie krank machte. Auch wenn es eine Ewigkeit her war, sie hatte mit einem Mann geschlafen, der womöglich zum Mörder geworden war, und sie hatte nichts in der Hand, was ihr einen Hinweis auf die Wahrheit geben würde - ganz gleich,
wie sie nun lauten mochte. Alles drehte sich um sie. Sie lehnte den Kopf an den Fensterrahmen und schlang die Arme um die Taille. Finn stupste ihr mit der Schnauze ans Knie, doch sie bemerkte es kaum.
    An der Wand veränderten sich Licht und Schatten, und plötzlich stand Alec neben ihr. »Wäre Steve zu so etwas fähig, Bella?«
    »Wie zum Teufel soll ich das wissen?«, schrie sie, rang um Selbstbeherrschung, verlor sie und versank in Verzweiflung. Sie schloss die Augen vor den brennenden Tränen, drückte sich enger an die Wand und wünschte sich, einfach durch sie hindurch zu verschwinden. Fort von Verletzungen und Enttäuschungen. Fort von dem grenzenlosen Misstrauen, das ihr Leben bestimmte. Ihr Wille, weiter zu kämpfen, wankte unter der Übermacht des Zweifels und der Angst vor einem weiteren unerträglichen Verrat.
    »Ich weiß nicht, wozu Steve fähig wäre«, flüsterte sie, und all der Schmerz, den sie seit Monaten in sich trug, strömte unaufhaltsam aus ihr heraus. »Ich hätte nie gedacht, dass die Leute von Dungirri … dass sie fähig sind zu dem, was sie getan haben. Das waren Leute, die ich kannte, und ich hielt sie für gute Menschen. Johnno Dawson ist immer mit meinem Vater zum Angeln gegangen. Dieter Sauer - er hat mir mein erstes Fahrrad verkauft. Und Bert Dingley …«
    Tränen liefen ihre Wangen hinab, und sie hatte keine Kraft mehr, um sie aufzuhalten.
    »Jedes Jahr bei der Weihnachtsfeier in der

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