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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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sind zu verschieden -, aber wir haben uns immer noch gern. So eine Art freundschaftlicher Wettstreit, aber mehr ist da nicht. Wenn ich ungeschehen machen könnte, was letztes Jahr passiert ist, ich würde es auf der Stelle tun.«
    Gut - der Typ fühlte sich schuldig, und das sollte er auch.
    »Sie bedeutet Ihnen immer noch viel«, stellte Alec fest. Fraser zögerte, schloss die Augen und blieb eine Weile stumm. Dann schlug er sie wieder auf, sah Alec an und der letzte Rest Widerstandsgeist war verflogen. »Ja, sie bedeutet mir viel. Aber ich bin nicht annähernd gut genug für sie, das ist mir seit vielen Jahren klar. Bella ist etwas Besonderes, und sie hat weit mehr verdient, als einen halbherzigen Bullen wie mich.«
    Dieses ohne jede Verbitterung geäußerte, nur von Resignation und Hinnahme geprägte Geständnis überraschte Alec. Vielleicht hatte dieser Steve Fraser mehr zu bieten, als er ihm bislang zutraute.

    »Was macht Sie zu einem halbherzigen Bullen?«
    »Wer als einziger Sohn von Assistant Commissioner Fraser, Polizist in der dritten Generation, zur Welt kommt, hat keine großen Möglichkeiten bei der Berufswahl. Verstehen Sie mich nicht falsch, es gibt schon Seiten an dem Job, die mir Spaß machen, aber … Na ja, vielleicht lassen die Ereignisse der jüngeren Vergangenheit tief blicken.«
    Alec betrachtete ihn, beurteilte ihn neu. Er kannte Assistant Commissioner Fraser - ein harter, unbarmherziger Mann. In seinem Schatten aufzuwachsen, war sicher nicht leicht gewesen. Womöglich war die selbstgefällige Arroganz, die Fraser bisweilen an den Tag legte, mehr eine schützende Maske als sein wahres Selbst. Seine derzeitige Aufrichtigkeit bewies zumindest, dass er zu einer gewissen Selbstkritik fähig war - und dass er sich in den vergangenen zwölf Monaten viele unbequeme Fragen gestellt hatte.
    »Ich könnte Sie vor die Tür setzen lassen wegen dieser Verzögerung damals, das ist Ihnen doch klar?«
    Fraser sah ihm in die Augen. »Ja, und wahrscheinlich hätte ich genau das verdient.«
    Keine Ausflüchte, kein Betteln, kein Hinweis auf den Einfluss seines Vaters - in Alecs Wertschätzung stieg er ein, zwei Stufen. Er mochte nicht der gründlichste Detective sein, mit dem Alec bislang zusammengearbeitet hatte, aber nun, da sie beide wussten, was sie voneinander zu halten hatten, würde er sich darauf verlassen können, dass Fraser sein Bestes gab.
    »Gut, ich werde vorläufig keine Meldung machen. Wir müssen einen Mörder finden. Wir reden noch mal, wenn diese Sache vorbei ist.«

    Alec stand auf und ging zur Tür, Fraser erhob sich ebenfalls.
    »Goddard …« Er schluckte hart. »Danke. Ich werde Sie nicht enttäuschen.«
    »Enttäuschen Sie Tanya und Isabelle nicht - nur das zählt.«

    Später am Vormittag sah Alec, wie Fraser Isabelle in die Küche an der Rückseite des Gemeindesaals folgte. Die große Durchreiche war geöffnet, aber er stand zu weit weg, um zu hören, was sie sprachen. Er bemühte sich zwar, die beiden nicht zu beobachten, trotzdem glitt seine Aufmerksamkeit immer wieder zu ihnen hinüber. Ihrer Körpersprache nach zu urteilen, war es kein gemütlicher Plausch. Er rechnete es Fraser hoch an, dass er sich ihr stellte. Wenn Fraser sich im Verlauf des letzten Jahres geändert hatte, wenn er zu einem besseren Menschen geworden war, dann vielleicht nicht zuletzt, weil er sich ihren Respekt verdienen wollte.
    Isabelles eisige Miene blieb völlig unverändert, solange Fraser sprach. Dennoch verfehlte seine Ernsthaftigkeit ihre Wirkung auf sie nicht, denn sie hörte ihn an, ohne ihn zu unterbrechen, und nach einer etwa zehnminütigen, leise geführten Aussprache, schien sie ihm gegenüber etwas aufzutauen. Nicht so weit, dass sie gelächelt hätte, aber genug, um nicht zurückzuschrecken, als Fraser sanft ihre Schulter berührte.
    Sie waren einmal ein Paar gewesen, und bei dieser kleinen vertraulichen Geste kamen Alec Zärtlichkeiten in den Sinn, an die er lieber nicht denken wollte. Er wandte den Blick ab und starrte stattdessen auf einen Haufen Papier auf seinem Schreibtisch. Das war jetzt neun oder zehn
Jahre her, ermahnte er sich mit Nachdruck, und außerdem ging es ihn nicht das Geringste an.
    Ob Isabelle Frasers Handeln nachvollziehen konnte, ob sie ihm gar verzieh, spielte keine Rolle, abgesehen von den Auswirkungen auf ihre Zusammenarbeit. Und falls es da Probleme gäbe, wäre Fraser derjenige, der gehen musste. Alec hatte sich vor allem um Isabelles willen entschlossen, Fraser nicht

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