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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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Kris warf ihnen die Autoschlüssel rüber, und mit einem Seitenblick auf Finn fügte sie hinzu: »Den lässt du besser hier bei mir. Gillespie ist ein reizbarer Irrer und hat überall Fuchsköder ausgelegt.«
    Finn hatte zwar gelernt, dass er nichts Unbekanntes fressen durfte, trotzdem wollte Isabelle in einer fremden Umgebung kein Risiko eingehen. Also befahl sie ihm
»Bleib« und ignorierte stoisch sein Winseln, als sie mit Alec zur Tür hinausging.
    Der Polizeiwagen stand vor dem Gebäude, und obwohl die Fenster offen standen, war es drinnen unerträglich heiß. Alec startete den Wagen. Von den Angriffen immer noch steif in Schultern und Hals, hatte Isabelle gar nicht erst angeboten zu fahren.
    Sie verließen die Stadt auf der Landstraße nach Birraga, nach Isabelles Aufforderung drosselte Alec nach etwa drei Kilometern das Tempo und machte sich bereit, rechts in die kleine Straße einzubiegen. Er trat auf die Kupplung und schaltete einen Gang herunter, als Isabelle ein leises Geräusch hörte - ein Zischen und einen kurzen Schlag -, und er erstarrte. Sie sah zu ihm hinüber, er schaute nach unten, und alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Anstatt abzubiegen, fuhr er geradeaus weiter.
    »Also gut«, sagte er leise. »Was macht man, wenn man eine große Schlange vor den Füßen liegen hat?«

14
    D ie Panik drohte alle ihre Sinne zu überwältigen, sie hämmerte durch ihr Hirn und vernebelte ihr die Sicht. In ihrem tiefsten Inneren schrie eine Stimme auf: Nein - nicht auch noch Alec .
    Aber wenn sie in Panik geriet, konnte sie ihn tatsächlich verlieren. Ihre Kehle fühlte sich an, als hätte die Schlange sich darumgelegt, und sie presste hervor: » Nicht bewegen . Hat sie dich gebissen?«
    »Nein - sie hat meinen Schuh getroffen, nicht mich.« Isabelle mobilisierte sämtliche inneren Reserven und zwang sich, logisch und rational zu denken. Sie fuhren mit etwa siebzig Stundenkilometern, und er durfte sich nicht bewegen, andernfalls würde die Schlange höchstwahrscheinlich erneut angreifen. Zum Glück war die Straße schnurgerade.
    Sie griff vorsichtig mit der einen Hand nach der Handbremse, während sie die andere ruhig oberhalb seiner Finger auf das Lenkrad legte und inständig hoffte, die Schlange möge die Bewegung nicht bemerken. Sie schaute zu seinen Füßen hinunter, doch die Schlange lag nicht unmittelbar neben dem Gaspedal, und um in der Dunkelheit hinter seinem linken Fuß etwas erkennen zu können, hätte sie sich weiter hinabbeugen müssen - das durfte sie nicht riskieren.
    »Was für eine Farbe hat sie?« Sag schwarz, bitte .

    »Braun. Die sind giftig, oder?« Sein Ton war auf fast unheimliche Weise gefasst.
    »Ja.« Tödlich , schrie ihre innere Stimme, und um sich gegen die nächste Woge lähmender Panik zu stemmen, fügte sie mühevoll hinzu: »Aber ich beherrsche die korrekten Erste-Hilfe-Maßnahmen, falls …«
    »Hoffen wir, dass du sie nicht anwenden musst.«
    Konzentrier dich auf das Nötige .
    »Wir müssen so vorsichtig wie möglich anhalten. Nimm den Fuß ganz, ganz langsam vom Gas. Und bloß nicht den anderen Fuß bewegen.«
    Er folgte genau ihren Anweisungen, und als der Wagen langsam ausrollte, zog sie vorsichtig die Handbremse an, sodass sie mit nur einem winzigen Ruck zum Stehen kamen, als der Motor erstarb.
    »Halt völlig still«, befahl sie und stieß mit einer langsamen, gleichmäßigen Bewegung die eigene Tür auf, dann stieg sie aus und ließ die Tür offen stehen. Sie hatte weiche Knie, aber sie zwang sich, auf seine Seite des Wagens zu gehen, wo sie sich hinter der Tür postierte und sie vorsichtig, ganz vorsichtig Millimeter für Millimeter aufzog.
    Bitte, Schlange, bitte, hau ab .
    »Nicht bewegen«, sagte sie leise. »Vielleicht verschwindet sie von allein. Wenn wir sie verscheuchen, besteht die Gefahr, dass sie aggressiv wird und zustößt.«
    In der Stille fiel es schwerer, die Erinnerungen beiseitezudrängen. Ein Klassenzimmer voller verängstigter, schreiender Kinder und ein langes, braunes, schlängelndes Etwas, das zwischen ihnen umherpeitscht und den Kopf hebt, um zuzustoßen. Und ihre Mutter …
    Nein, sie würde nicht zulassen, dass das noch einmal geschah.

    Die Sonne brannte auf ihren Scheitel und ihren Rücken herab, aber sie sah ihm fest in die Augen und forderte ihn stumm zu Geduld und Stillhalten auf. Sie ermahnte sich selbst, ruhig zu bleiben, trotz des Schreis, der in ihrer Kehle steckte. Das rationale Wissen, dass moderne Erste-Hilfe-Techniken Leben retten

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