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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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sterben.« Darin lag keine Angeberei, keine Tollkühnheit, es war der emotionslose, gleichmütige Ton eines Mannes, der sich entschieden hatte und der die Gefahren kannte.
    Sie wusste, dass sein Team an etlichen der schlimmsten, gewalttätigsten Fälle arbeitete, mit denen die Polizei zu tun hatte, und der Gedanke, dass eines Tages ein Messer,
eine Kugel oder was auch immer seinem Leben ein Ende setzen könnte, schnürte ihr erneut die Kehle ab.
    Er löste die Handbremse, wendete den Wagen und kehrte zur Abzweigung zurück. Sein Blick blieb die ganze Zeit starr nach vorn gerichtet, so als sei sie gar nicht da.
    Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und ihr fiel nichts ein - nichts Sicheres -, was sie hätte sagen können, also fuhren sie schweigend dahin.
    Des Gillespies Behausung war ursprünglich eine Lattenhütte gewesen, doch mittlerweile war sie überall mehr schlecht als recht mit Blechen und grob zersägten Brettern geflickt. Ringsum war alles übersät mit kaputten Geräten, Autoteilen, Kisten mit leeren Flaschen und sonstigem Müll.
    Die Eingangstür schwankte im Wind, und niemand antwortete auf Isabelles Klopfen. Sie spähte ins finstere Innere und rief nach Gillespie. Ein Prickeln rann ihr den Rücken hinab.
    Alec zog die Waffe, winkte sie zur Seite und betrat die Hütte als Erster, wobei er mit dem Kopf fast an die niedrige Decke stieß.
    Mit hämmerndem Herzen griff Isabelle nach der Glock, die Kris ihr gegeben hatte, und folgte ihm, denn sie hatte nicht vor, ihn auch nur einen Moment allein zu lassen. Nur allmählich gewöhnten ihre Augen sich an das Dämmerlicht, das durch die groben Lumpen einsickerte, die als Gardinen herhalten mussten.
    Der Mann, den sie suchten, war nicht zu entdecken in dem Durcheinander des Hauptraums. Eine dürftige Trennwand, die sie vorsichtig umrundeten, teilte einen zweiten Raum ab. Der beißende Gestank hätte ihnen eine Warnung sein müssen, was dort auf sie wartete.

    Gillespie lag auf dem Bett, zusammengekrümmt wie ein Embryo. In den Händen hielt er ein Gewehr, die Mündung zwischen den Zähnen, Blut und Hirnmasse waren über Kissen und Rückwand verteilt.
    Gillespie würde ihnen nichts mehr berichten.

15
    S elbstmord? Oder Mord?« Alec sprach aus, worüber auch Isabelle sich den Kopf zerbrach.
    »Wir müssen wohl von Mord ausgehen«, entgegnete sie. »Ein aggressiver, streitlustiger Mann wie Des Gillespie wird sich kaum im Bett zusammenrollen, um sich zu erschießen.«
    »Das kommt mir auch sehr seltsam vor. Ebenso wie das merkwürdige Timing.« Er sah sich im Raum um und warf einen Blick in den Kleiderschrank, der schief an der Wand lehnte. »Du bleibst hier, Bella. Ich sehe mich draußen um.«
    Eigentlich hätte es ihr nichts ausmachen dürfen, mit einer Leiche allein im Zimmer zu sein, aber ihr Körper scherte sich offensichtlich nicht um ihren Verstand. In dem Moment, als Alec zur Tür hinausging, setzte das Unbehagen ein, und ihr ganzer Körper stand unter Spannung, jederzeit bereit zur Flucht oder zum Kampf. Wäre es nach ihren Füßen gegangen, sie wäre längst auf dem Weg zur Tür und hinter Alec her. Vielleicht, flüsterte die innere Stimme, war es ja weniger die stumme Gesellschaft hier im Zimmer als das Fehlen von Alecs Nähe, was sie so aus der Fassung brachte.
    Hör auf mit dem dummen Zeug, O’Connell, und mach deine Arbeit.
    »Also, was kannst du mir erzählen, Des?«, raunte sie der Leiche zu.

    Als Kind hatte sie seine Nähe gemieden, und selbst ihr Vater, der mit praktisch jedem gut auskam, hatte ihm meist nur im Vorübergehen zugenickt. Jetzt wirkte Gillespie klein, ganz und gar nicht mehr einschüchternd, und sein aufbrausendes Wesen und die schnellen Fäuste waren für immer zur Ruhe gekommen.
    Sie beugte sich über die Leiche, sorgsam darauf bedacht, nichts zu berühren, und betrachtete den Toten. Seine Arme, die Hände, der Oberkörper, die Füße - alles wurde von ihrem Blick erfasst, der sich langsam nach unten arbeitete, immer auf der Suche nach einem Anhaltspunkt, der darauf schließen ließ, was sich zugetragen hatte.
    Instinktiv war ihr klar, dass es einen Zusammenhang zwischen diesem Tod und Tanyas Entführung geben musste, aber sie brauchte einen Beweis. Der Instinkt konnte sich irren, konnte eher Vorurteilen und haltlosen Mutmaßungen entspringen als einer Abwägung der Tatsachen. Sie musste unvoreingenommen bleiben.
    Endlich richtete sie sich vor der Leiche wieder auf und ließ den Blick, ohne sich von der Stelle zu rühren,

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