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Dungirri 01 - Schwarze Dornen

Titel: Dungirri 01 - Schwarze Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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nicht, und sie starb im Krankenhaus in Birraga.«
    Er kam einen Schritt auf sie zu, hielt inne. »Oh Gott, Bella, das tut mir ja so leid.«
    »Es ist dreißig Jahre her«, sagte sie, wie um sich selbst davon zu überzeugen, dass sie die schmerzvolle, verwirrende Trauer einer Fünfjährigen längst überwunden hatte. Aber das hatte sie nicht, und die Vorstellung, was hätte passieren können, was sie hätte empfinden können, wenn auch er heute gestorben wäre, hatte immer noch die Macht, sie zu verwirren - wenn sie es zulassen würde.
    Sie starrte auf den Boden - da sie fürchtete, die Angst könne ihr ins Gesicht geschrieben stehen, wenn sie ihn ansah - und zwang sich, ihre Gedanken den praktischen Dingen zuzuwenden. »Jeder im Ort weiß, wie meine Mutter starb. Das bringt uns dem Verdächtigen kein bisschen näher. Wir müssen den Wagen absuchen, falls da noch weitere Überraschungen warten.«
    Sie hob einen Stock vom Straßenrand auf und stocherte damit unter den Sitzen herum, widerstreitende Gefühle trübten ihre Sicht, und sie stocherte deutlich länger, als nötig gewesen wäre, nur um sicherzugehen. Sie hörte, wie Alec den Kofferraum öffnete, dort herumwühlte und ihn wieder zuklappte, vermutlich zufrieden, dass dort im Dunklen nichts weiter auf sie lauerte.
    Sie schlug die hintere Tür zu, warf den Stock an den Straßenrand und atmete tief durch, um die Wut am Überkochen zu hindern. Was du brauchst, ist Entschlossenheit, nicht Wut . Wut konnte zu Fehlern führen, und sie mussten den Verursacher dieses Wahnsinns stoppen, bevor etwas Schlimmeres geschah.
    Bevor etwas Schlimmeres geschah …

    Eine neue Angst stieg auf und ließ sie mit den Zähnen knirschen, als sie sich wieder auf den Beifahrersitz setzte. Sie hantierte mit dem Sicherheitsgurt, um Alec nicht ansehen zu müssen, dann aber zwang ihr Gewissen sie, ihre Befürchtung laut auszusprechen.
    »Solange ich an dieser Ermittlung beteiligt bin, stelle ich eine Gefahr für andere dar. Willst du, dass ich verschwinde?«
    Er ließ den Motor an, und seine Hand verharrte auf dem Schaltknüppel zwischen ihnen. »Willst du denn verschwinden?«
    »Nein. Aber … du hättest tot sein können.«
    Ausgesprochen klang der Satz noch schlimmer als in ihrem Kopf, und sie starrte auf ihre im Schoß verschränkten Hände und war sich seiner großen Hand im Augenwinkel nur allzu bewusst. Sie fand keine rationale Erklärung, weshalb sie seine Gegenwart so intensiv empfand, woher diese unerfindliche Wirkung kam, die er auf ihre Wahrnehmung ausübte, auf ihr Herz, und diese Verwirrung warf sie aus der Bahn. Sie konnte akzeptieren, dass die kurze Spanne von zwei Tagen genügt hatte, um ihm Sympathie und Respekt entgegenzubringen, aber alles, was weiter ging … Nein, dafür war sie zu zurückhaltend, zu vorsichtig. Es musste die Anspannung der gesamten Situation sein, die ihr so nahe ging, nicht Alec.
    »Ich wurde nicht gebissen, Bella, weil du da warst.« Das dunkle Timbre seiner Stimme hätte zu ihrer Beruhigung beitragen sollen, aber das tat es nicht. »Allein hätte ich es bestimmt nicht geschafft, den Wagen anzuhalten und die Schlange herauszulassen. Und ich hätte nicht gewusst, was ich machen muss, wenn sie mich gebissen
hätte. Ich nehme an, das gute alte Abbinden, das ich in der Grundausbildung gelernt habe, ist nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit.«
    »Druckverband«, verbesserte sie automatisch, denn es war weitaus einfacher, mit Fakten als mit Gefühlen umzugehen. »Entlang der gesamten Gliedmaße, dann schienen und ruhigstellen. Wenn man es sofort macht, verzögert es die Ausbreitung des Gifts durch die Lymphbahnen.«
    »Und verschafft etwas Zeit, um den Patienten ins Krankenhaus zu bringen?«
    »Ja.« Hätten sie es im Fall eines Bisses ins Krankenhaus von Birraga geschafft, bevor das Gift seine Wirkung getan hätte? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Der furchtbare Schrecken dieser Möglichkeit breitete sich in ihrem Magen aus, als wäre es das Schlangengift selbst. »Er will mich fertigmachen. Es tut mir leid, dass du in die Schusslinie geraten bist.«
    Die Worte sanken zwischen ihnen nieder, und er erwiderte nichts, nur der Motor brummte im Leerlauf. Als sie schließlich den Blick zu ihm wendete, um zu sehen, warum er sich nicht rührte, bemerkte sie, dass er sie tief in Gedanken versunken anstarrte.
    Es vergingen etliche Herzschläge, bis er kaum merklich den Kopf schüttelte, ausatmete und leise sagte: »An jedem Tag, an dem ich Dienst tue, könnte ich

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